Wolfsburg
Einblick in die Ideenschmiede

Volkswagen zeigt beim Future Mobility Day, wie man in eine neue Ära fahren will

30.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Wolfsburg (DK) Die Anlage liegt abgelegen und am Ende einer schmalen, holprigen Waldstraße. Doch sie genießt einen fast legendären Ruf. Mit Zäunen und Stacheldraht gesichert, ist es selbst für viele Volkswagen-Mitarbeiter selten, hier hinter die Kulissen blicken zu dürfen.

Die Rede ist vom Testgelände des Autobauers in Ehra-Lessien nahe Wolfsburg. Hier wurden Klassiker wie der erste Golf GTI erprobt, und der Supersportwagen Bugatti Veyron zog seine Testbahnen in den Steilkurven des Areals. Bis heute tüfteln die Entwickler hier an den Innovationen von morgen - oder übermorgen.

Umso erstaunlicher scheint, was am Freitag geschehen ist: Volkswagen hat die Tore seiner Ideenschmiede zum Future Mobility Day geöffnet. Die Audi-Mutter wollte dabei nicht weniger vermitteln als ihre Zukunftsvision von Mobilität. Wer nun denkt, dass medienwirksam die neuesten Top-Modelle und leistungsstarken Edelkarossen vorgeführt wurden, irrt. "VW ist ein extrem innovationsstarkes Unternehmen und wird das auch bleiben - gerade in Zeiten wachsender Veränderungsgeschwindigkeit", ist sich Axel Heinrich, Leiter der VW-Konzernforschung, sicher.

Ob neue Antriebskonzepte, autonomes Fahren oder moderne Werkstoffe - in Ehra-Lessien arbeiten Hunderte Ingenieure und Forscher daran, VW fit für die Zukunft und den Abgas-Skandal vergessen zu machen. Ein Thema ist etwa Interaktion.

Für die Entwickler steht fest, dass sich mit der Zunahme autonom fahrender Fahrzeuge auch die Art und Weise der Kommunikation im Straßenverkehr weiterentwickeln muss. Während sich früher Fahrer mit Blicken und Handzeichen verständigten, wird es vermehrt vorkommen, dass denkende Autos mit Fußgängern oder Radlern interagieren müssen. Für die Wolfsburger ist Licht das Mittel der Wahl. Autonom fahrende Autos könnten - so die Vision - in Zukunft mit Leuchtschriftzügen und Warnhinweisen mit der Umgebung kommunizieren. Selbst projizierte Zebrastreifen, die Passanten anzeigen sollen, dass sie gefahrlos die Straße queren können, scheinen denkbar. Als ein anderes Zukunftsthema haben die Ingenieure - gerade mit Blick auf E-Mobilität und CO2-Einsparung - die weitere Gewichtsreduktion ausgemacht. Sie arbeiten beispielsweise daran, den Anteil an schweren Materialien im Motorblock zu senken. Dazu soll zukünftig vermehrt Kunststoff eingesetzt werden - etwa dort, wo keine direkte Hitzeeinwirkung stattfindet. Was letztendlich in Serie geht, steht aber in den Sternen: "Manches, was wir hier entwickeln und heute gezeigt haben, würde eigentlich noch zwei bis fünf Jahre unter Verschluss bleiben - manches würde nie gezeigt werden", so Ulrich Eichhorn, Leiter Konzernforschung und Entwicklung bei VW.

Der Standort Ehra-Lessien ist einer der traditionsreichsten des VW-Konzerns. Welche Bedeutung er für die Mitarbeiter hat, zeigt sich etwa daran, dass am Freitag Begriffe wie "Heiliger Boden" bemüht werden. Im kommenden Jahr feiert Volkswagen das 50-jährige Bestehen des Geländes.