Nürnberg
Ein "Wonnemonat" für den Arbeitsmarkt

Zahl der Erwerbslosen sinkt im Mai deutlich – Ingolstadt hat niedrigste Quote aller Großstädte

02.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Selbst die Konjunkturabkühlung zum Jahresbeginn hinterlässt kaum Spuren – der Arbeitsmarkt präsentiert sich im Mai weiter robust. Besonders in der Region ist die Lage hervorragend – die Stadt Ingolstadt weist sogar die niedrigste Arbeitslosenquote unter allen Großstädten aus.

Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt dank des Frühjahrsaufschwungs auf Rekordkurs: Im Mai sank die Zahl der Menschen ohne Job auf den niedrigsten Wert in diesem Monat seit 24 Jahren. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnete 2,762 Millionen Erwerbslose. Das waren 81 000 weniger Jobsucher als im April und 120 000 weniger als vor einem Jahr, wie BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise gestern in Nürnberg berichtete. Dadurch sank die Arbeitslosenquote um 0,2 Punkte auf 6,3 Prozent.

Der regionale Arbeitsmarkt blühte im Mai regelrecht auf. Der Chef der Arbeitsagentur Ingolstadt, Manfred Jäger sprach gar von einem „Wonnemonat“. Denn einerseits „sank die Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich nochmals um 363 Personen auf den niedrigsten Wert in diesem Jahr und zum anderen gibt es seit Beginn seriös vergleichbarer Werte im Jahr 2005 keinen Mai, der eine bessere Quote ausweist als die aktuellen 2,0 Prozent“. Insgesamt waren demnach im Raum Ingolstadt im Berichtsmonat 5473 Menschen ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozent.

Die niedrigste Quote weist mit 828 Arbeitslosen der Landkreis Eichstätt mit 1,1 Prozent aus; auch die anderen Kreise der Region haben jetzt eine eins vor dem Komma stehen. In Ingolstadt sank die Zahl der Erwerbslosen gegenüber April um 111 auf 2409. Damit weise „Ingolstadt mit 3,2 Prozent den niedrigsten Wert einer deutschen Großstadt aus“, so Jäger.

In Bayern insgesamt ging die Zahl der Arbeitslosen ebenfalls zurück – um 5,1 Prozent auf 246 300 im Vergleich zum April. die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,2 Prozent auf 3,5 Prozent. Im Mai vergangenen Jahres waren im Freistaat noch fas 8800 Menschen auf der Suche nach einer Beschäftigung.

„Die verhaltene Entwicklung der Wirtschaft im 1. Quartal zeigt sich nicht auf dem Arbeitsmarkt. Der hat sich weiterhin gut entwickelt“, betonte Weise. Der etwas stärkere Rückgang im Mai habe aber im Wesentlichen saisonale Gründe. Ohne diese Sonderfaktoren, wie die stärkere Beschäftigung in Bau- und anderen Außenberufen zum Frühjahr, wäre die Zahl der Arbeitslosen nur um 6000 gesunken. Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) gab sich optimistisch: „Auf dem Arbeitsmarkt hält das Hoch an“, erklärte sie in Berlin.

BA-Chef Weise sieht vorerst keine Hinweise für eine drohende Jobflaute in den kommenden Monaten. Dabei verweist er auf die steigende Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland, „was uns einigermaßen bestätigt, dass die Beschäftigung sich weiterhin gut entwickelt“. Er bedauerte jedoch, dass davon bislang nur relativ wenige Arbeitslose und noch weniger Langzeitarbeitslose profitierten. „Die Langzeitarbeitslosigkeit geht nicht zurück. Das ist ein Schwachpunkt“, räumte er ein.

Unterdessen rückt die Flüchtlingsfrage immer stärker in den Blickpunkt die Bundesagentur. Schon jetzt kümmerten sich Jobvermittler um rund 350 000 Zuwanderer, darunter eine wachsende Zahl von Flüchtlingen, berichtete BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. 90 Prozent davon würden derzeit von den staatlich finanzierten Jobcentern betreut, ohne dass diese darauf ausreichend vorbereitet seien. In diesem Jahr dürften weitere zehntausende Asylbewerber dazukommen. Alt sieht daher die Bundesregierung in der Pflicht. Es seien 150 Millionen Euro zusätzlich nötig. „Der Bund steht jetzt in der Verantwortung, auch bei den Jobcentern Vorsorge zu treffen“, mahnte Alt.

Derweil sind die Auswirkungen des Mindestlohnes nach Einschätzung der BA-Spitze noch immer schwer einschätzbar. „Es gibt noch keine validen Daten“, sagte Alt. Es zeige sich aber, „dass die Branchen, die in den vergangenen Monaten Minijobs abgebaut haben, auf der anderen Seite sozialversicherungspflichtige Stellen geschaffen haben“.

Neue Arbeitsplätze entstehen seit einigen Jahren in fast allen Branchen. So legte die Zahl der Erwerbstätigen nach Daten vom April um 21 000 auf 42,65 Millionen zu – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 208 000. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg um 78 000 auf 30,47 Millionen. Damit legte die Zahl der regulär Beschäftigten binnen Jahresfrist um 537 000 zu (Märzdaten).

Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg weiter. Im Mai waren bei den Arbeitsagenturen 557 000 offene Stellen gemeldet, 75 000 mehr als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind derzeit Mitarbeiter in den Berufsfeldern Metallerzeugung, Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik sowie Verkauf.