Greding
Ein Wald wie auf dem Balkan

Rother Forstamtsleiter wirbt in Greding für alternative Baumarten, die Wärme besser vertragen

09.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Mächtige, alte Fichten bieten auf dem Galgenberg den jungen Laubbäumen Schatten, die der Förster Josef Adam (3.v.r.) vor rund zehn Jahren gepflanzt hat. Christian Kölling (2.v.r.) hält dies für ein vorbildliches Vorgehen beim Waldumbau. - Foto: Luff

Greding (HK) Auf maximal zwei Grad versucht die Weltgemeinschaft, die Erderwärmung zu begrenzen. Klingt nicht viel. Doch wie sich diese zwei Grad auf den Gredinger Stadtwald auswirken könnten, wurde dem Gredinger Umweltausschuss in seiner Sitzung am Dienstag deutlich vor Augen geführt.

Christian Kölling ist als neuer Abteilungsleiter Forsten im Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) der Chef des Gredinger Revierförsters Josef Adam und somit auch für den Gredinger Stadtwald zuständig. Als mit rund 462 Hektar Fläche größter kommunaler Waldbesitzer stehe die Stadt "weit an der Spitze bei uns im Amt", schmeichelte er bei seiner Vorstellung erst einmal den Ausschussmitgliedern. Bevor er ihnen klarmachte: "Auch Sie leben nicht auf einer Insel der Seligen."

Grund für diesen Stimmungsumschwung war der Klimawandel, der Kölling zufolge kein Ereignis der Zukunft sei, sondern der Gegenwart und auch schon der Vergangenheit. So gehörte der vergangene September in Greding zu den vier wärmsten Septembern seit dem Start der Messungen im Jahr 1881. Abgesehen vom Jahr 1947 fielen sie alle in die beiden jüngsten Jahrzehnte. Zudem machte sich ab Juli allmählich Wassermangel im Wald breit, vor allem in der ersten Septemberhälfte nahm dieser bedrohliche Ausmaße an. Derartige Phänomene "kennen unsere Bäume nicht", warnte Kölling. Die Stämme seien noch unter anderen klimatischen Bedingungen in den vergangenen hundert Jahren herangewachsen, "eigentlich wäre es besser gewesen, sie wären gleich unter schlechten Bedingungen aufgewachsen".

Die Erfahrungen der hiesigen Forstexperten seien nicht mehr gefragt. Was aber tun? "Eine Zeitreise ist schlecht möglich", so Kölling. Denn so könnte man in die Zukunft reisen, um zu sehen, wie sich der Wald unter veränderten klimatischen Verhältnissen entwickle. Es werde wärmer. "Alle Insekten brauchen Wärme", so viel stehe fest - und das ist schlecht. Wie viel Wärme aber verträgt der Wald?

Um das zu veranschaulichen, richtete der Forstamtsleiter seinen Blick auf Gebiete, die heute schon Temperaturen aufweisen, die im Durchschnitt zwei Grad wärmer sind als in Greding. Er verwies unter anderem auf Burgund in Frankreich, Oberitalien und den Balkan. Von der dortigen Waldbewirtschaftung könne man lernen, sagte Kölling. Reiste dann gedanklich aber doch nicht so weit, sondern blieb in der Schwarzwaldgemeinde Waldbronn, die ebenfalls das Gredinger Klima plus zwei Grad aufweise. In diesem sogenannten Analoggebiet lässt sich laut Kölling erkennen, wohin die Reise geht.

Auf den Bildern, die er in die Ausschusssitzung mitgebracht hatte, ließen sich vor allem zwei Dinge schnell erkennen: Die Buche, hierzulande der bestimmende Baum, gedeiht auch bei höheren Temperaturen noch prächtig. Die Fichte jedoch, der häufigste Nadelbaum, kommt kaum noch vor. Sie wird in Waldbronn vor allem von der Douglasie ersetzt. Die wächst sogar kräftiger als die Fichte.

"Wer streut, rutscht nicht." Mit dieser Weisheit, die für den Winter wie für Geldanlagen passt, warb Kölling darum, viele neue Baumarten zu pflanzen, um den Wald fit für die Zukunft zu machen. Greding arbeitet bereits seit Jahren daran. Jedoch: "Sind wir zu spät dran", wollte Michael Beringer (CSU) wissen. "Da, wo der Käfer war, ist es jetzt blank."

In der Tat: Auf dem Weg in den Wald, wo für den Umweltausschuss noch eine kleine Exkursion anstand, ließen sich einige große Lichtungen finden, die es vor einem Jahr noch nicht gegeben hat. "Vor 20 oder 30 Jahren war man noch nicht so weit", erwiderte Bürgermeister Manfred Preischl (FW). Seinerzeit sind zum Teil auch Monokulturen gepflanzt worden - genau die Fichten, die der Borkenkäfer jetzt heimgesucht hat. Am Galgenberg bei Attenhofen aber konnte der Revierförster Josef Adam schon ein Waldstück zeigen, das laut Kölling als mustergültiges Anschauungsobjekt gelten kann: "Auch dafür ist ein Stadtwald ja da." Ein Teil des Altbestandes - ausnahmslos Fichten und Kiefern - wurde dort stehengelassen, damit es die Buchen, Elsbeeren oder der Bergahorn schattiger haben und somit besser wachsen können.