Pietenfeld
Ein Urzeit-Elefant in der Sandgrube

30.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:13 Uhr

Pietenfeld (chl) Das ist schon wirklich ein ganz besonderer Fund: In einer Sandgrube von Ignaz Schiele in Pietenfeld ragt ein Stoßzahn hervor – aus drei Metern Entfernung wirklich gut zu sehen. Ein Elefant in der Sandgrube? Kann nicht sein, oder doch

Doch, tatsächlich: Und zwar ein junger Urzeit-Elefant aus dem erdzeitgeschichtlichen Miozän, also gut zehn bis 15 Millionen Jahre alt. Da staunten der Sandgrubenbesitzer Ignaz Schiele und auch der Fachmann Dr. Christoph Mayr. Der Privatdozent am Paläontologischen Institut der Ludwig-Maximilian-Universität München hat die fossilen Überreste jetzt am Wochenende mit einem Team geborgen: eine recht bröselige Angelegenheit.

Denn die Knochenreste des Fossils, das da über Jahrmillionen im Sand gesteckt hatte, sind äußerst porös: „Der Großteil des Elefantenkörpers ist schon zerbröselt“, sagt Schiele. Doch vom Kopf sind schon noch einige, wenn auch sehr fragile Knochenteile da. Und – was die Wissenschaftler besonders freut: „Die Zähne sind offenbar wirklich komplett, inklusive der beiden Stoßzähne.“

Es ist schon sehr ungewöhnlich, in einer Sandgrube im Eichstätter Gebiet überhaupt Fossilien zu finden – gerade aus dieser erdgeschichtlich deutlich jüngeren Zeit; Eichstätt ist ja eher für spektakuläre Funde aus der oberen Jurazeit, also einer viel früheren erdgeschichtlichen Epoche vor rund 150 Millionen Jahren, weltbekannt.

„Also mir ist so ein Fund völlig neu“, sagt Ignaz Schiele gestern gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER. Er hatte die Meldung von diesem Fund in seiner Grube vor gut acht Tagen zuerst für einen Scherz gehalten – es war aber keiner. Deshalb wurde die Arbeiten an dieser Stelle für ein paar Tage eingestellt und Stillschweigen vereinbart: bis der Paläontologe aus München da war.

Christoph Mayr und sein Team haben den sehr fragilen Kopf des Elefanten jetzt vor Ort mit einer Gipsmaske gesichert und nach München gebracht. Dort wird er jetzt genau untersucht. Der Wissenschaftler ist schon angetan von dem Fund: „Das ist ein Gomphotherium, die Stoßzähne sind im Oberschädel“, erklärt Mayr zügig.

Zwar hat sein Institut im Laufe der Jahrzehnte Fossilien von schon vier oder fünf Exemplaren gesammelt, doch dieser neue Fund stammt von einem Jungtier. Und für die Wissenschaftler ist es das erste Mal, das sie die komplette Zahnreihe eines solchen Gomphotheriums untersuchen können.