Ein Trauerspiel

Kommentar

04.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Zeit, ein altes Bild zu benutzen: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Jene, die in Großbritannien den größtmöglichen Schlamassel angerichtet haben, stehlen sich nun pflichtvergessen davon. Erst hat Premier David Cameron, der sich mit dem Referendum auf atemberaubende Weise verzockt hat, seinen Rücktritt angekündigt.

Sein Erzrivale, der gnadenlose Populist Boris Johnson, hat nicht den Mumm, als Nachfolger Camerons die Suppe auszulöffeln. Und nun tritt auch noch der übelste Hetzer unter den EU-Hassern, Nigel Farage, als Chef der rechtspopulistischen Unabhängigkeitspartei Ukip zurück. Das ist nicht peinlich, das ist absolut abscheulich.

Farage selbst war es, der der Regierung Cameron vorgeworfen hat, sie habe keinen Plan für den Fall gehabt, das die Briten wirklich für den Brexit stimmen. Nun wird immer deutlicher, was die Streiter für den Verbleib des Königreichs in der EU schon immer gesagt haben: Es sind die EU-Gegner mit ihren Lügen, Halbwahrheiten und leeren Versprechen, die keinen blassen Schimmer haben, was zu tun ist. Er wolle sein Land zurück, hat Farage während der Kampagne gepoltert. Nun will er sein Leben zurück, wie er sagt. Farage wollte spielen, und jetzt, da ihm kräftiger Gegenwind ins Gesicht weht, hat er die Lust verloren.

Dass Farage sein äußerst lukratives Mandat behalten will, passt ins verheerende Bild einer zum Großteil inkonsequenten britischen Politiker-Kaste. Sie hat für ihr eigenes Land und für Europa größtmöglichen Schaden angerichtet und nun nicht den Mut, dazu zu stehen. Ein wahrhaftiges Trauerspiel.