Münchsmünster
Ein Talente-Pool als Werkzeug

Wirtschaftsbeirat Pfaffenhofen und Audi vereint gegen Facharbeitermangel

18.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

Münchsmünster (DK) Gemeinsam auf Kurs mit Audi: Der Automobilhersteller will mit dem Wirtschaftsbeirat im Landkreis Pfaffenhofen neue Wege gehen, um den Facharbeitermangel in den Griff zu bekommen. Ein Talente-Pool soll helfen. Das Beispiel könnte Schule machen für die ganze Region.

Das Treffen fand bei Audi in Münchsmünster statt. Organisiert hatte es der Wirtschaftsbeirat des Landkreises Pfaffenhofen, nicht wie berichtet IHK und Kreishandwerkerschaft, die jedoch beteiligt waren. Auf der einen Seite Produktionsvorstand Hubert Waltl und Personalvorstand Thomas Sigi. Auf der anderen Vertreter heimischer Unternehmen, die zunehmend darüber klagen, mit den 30 bis 40 Prozent höheren Audi-Löhnen nicht konkurrieren zu können und in der Folge immer mehr qualifizierte Fachkräfte an den Automobilhersteller zu verlieren. Unsere Zeitung hatte in der Wochenendausgabe unter dem Titel "Im Schatten von Audi" ausführlich über die wachsenden Probleme berichtet, die der Ingolstädter Schlosserei Uhlmann das Aus brachten.

Gerade für Familienbetriebe sei die Situation "schlicht existenzbedrohend", verdeutlichte auch Bernd Huber, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats, den Ernst der Lage. Elke Christian, seine Stellvertreterin und Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt, berichtete, laut einer aktuellen Umfrage gäben 59 Prozent der Unternehmen in der Region den Fachkräftemangel als Risiko für ihre Geschäftsentwicklung an.

Anfängliche Bedenken, Audi würde die Sorgen des Mittelstands nicht ernst nehmen, zerstreuten sich gestern schnell. "Das Gespräch verlief erfreulich und enorm offen", so Huber. "Man ging auf alle Fragen und Einwände ein." Mehr noch: Audi und Wirtschaftsbeirat sind im Landkreis Pfaffenhofen auf einem guten Weg, den Worten auch konkrete Taten folgen zu lassen, damit qualifizierte Fachkräfte nicht nur beim größten Arbeitgeber landen.

Vorgeschlagen wurde ein so genannter Talente-Pool, an dem sich Audi beteiligt. "Zum Beispiel ist denkbar, dass gut qualifizierte Bewerber, die nicht auf eine ausgeschriebene Stelle passen, an andere Unternehmen in der Region vermittelt werden", so Elke Christian. Bernd Huber ergänzte einen weiteren Aspekt: "Bewerber, die schwieriger auf dem Markt unterkommen, weil sie geringer qualifiziert sind, werden bevorzugt von Audi aufgenommen." Die Vorstände hätten große Bereitschaft für solch eine Zusammenarbeit gezeigt.

Eine Arbeitsgruppe soll jetzt die nächsten Schritte vorbereiten und auch eine Ausbildungspartnerschaft auf den Weg bringen. "Das ist ein ganz gewichtiger Teil", betont Huber. "Denn Azubis kosten viel Geld. Es ist ein enormer Aderlass, wenn sie gleich nach der Lehrzeit weggehen."

Der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats meinte abschließend, "ein besseres Ergebnis konnten wir uns nicht wünschen." Huber ist überzeugt, die Ideen werden sich in den anderen Landkreisen fortsetzen. Von Audi kam gestern nur die knappe Stellungnahme, die Gespräche seien konstruktiv verlaufen. An dem Treffen hatten auch Landrat Martin Wolf, Kreishandwerksmeister Karl Spindler sowie Vertreter von Firmen wie Elektro Hagl, Medienhaus Kastner, Schäch, Herion, Wolf oder Linner teilgenommen, die teilweise im Wirtschaftsbeirat sitzen.

Die IHK begrüßt den Willen aller Teilnehmer, Lösungen zu finden, und will auch selbst einen Beitrag dazu leisten. "Die Region 10 ist eine absolute Top-Wachstumsregion in Deutschland und muss sich nicht nur beim Thema Fachkräfte, sondern auch bei Wohnraum, Infrastruktur und Bildung auf die damit verbundenen Herausforderungen einstellen", meinte Elke Christian.