Ein Stück Kinogeschichte geht zu Ende

13.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:55 Uhr

Eine Kinotradition endet nach 35 Jahren: Eichstätts Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer verabschiedete im Foyer des Alten Stadttheaters Hans-Günther und Heidi Staudenmayer. - Foto: aur

Eichstätt (EK) In Eichstätt endet ein Stück Kinogeschichte: Nach 35 Jahren hat Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer den langjährigen Betreiber der beiden örtlichen Kinos, Hans-Günther Staudenmayer aus Weißenburg, verabschiedet.

An dem kleinen Festakt im Foyer des Alten Stadttheaters nahmen auch eine Reihe von Stadträten und Asthe-Leiterin Annette Fürsich teil. Auch Ralph Feigl, der Nachfolger Staudenmayers als Betreiber des Filmstudios im Alten Stadttheater, war gekommen.

Staudenmayer und auch seine Frau Heide sowie die Tochter Bianca waren sichtlich gerührt von dem feierlichen Abschied: "Es ist schon hart, weil wirklich ein ganzes Leben dahinter steht", sagte der 66-Jährige. Er habe schon immer Begeisterung fürs Kino und Filme gehabt, habe deswegen als junger Mann in einem Filmkopierwerk in Köln gearbeitet, danach als Kameraassistent in der Trickfilmproduktion von Constantin in München, habe selber für die ARD kleine Kinderfilme produziert – allerdings ohne finanziellen Erfolg. So sei er schließlich in den Filmverleih eingestiegen, der ihn sofort faszinierte. Er kam dadurch zu Kinobetreibern im ganzen Land, lernte viele Menschen kennen. So auch in Eichstätt: Da erzählte ihm nämlich die langjährige Betreiberin der Stadttheater-Lichtspiele, sie wolle aufhören: "Wollen Sie das nicht machen." Staudenmayer überlegte kurz, und beschloss dann: "Des machst!" Das war vor 35 Jahren, und seitdem macht Staudenmayer Kino in Eichstätt. Zum Stadttheater kam schon nach drei Jahren das Burgtheater in der Westenstraße, das er für damalige Verhältnisse zu einem top-modernen Kino umbaute – mit Theke und Lämpchen und Tischchen. Zu den beiden Eichstätter Filmtempeln kamen Kinos in Weißenburg, Gunzenhausen, Dinkelsbühl und Schwabach. Doch für Eichstätt hatte Staudenmayer, wie er berichtete, immer ein besonderes Faible: "Wir lieben diese Stadt", sagte er zum Abschied, und seine Gattin setzte sicherheitshalber eine große Sonnenbrille auf, damit man die Tränen nicht so gut sehen konnte.

Allerdings war es in Eichstätt für Staudenmayer ein Abschied auf Raten gewesen: Schon im Jahr 2000 hatte er sein geliebtes Burgtheater zusperren müssen, weil der Besitzer mit dem Haus andere Pläne hatte, aus denen bisher aber nichts wurde. "Um da ist es schad’!", seufzte Heide Staudenmayer wehmütig. Das Filmstudio im Alten Stadttheater lief in den vergangenen Jahren ebenfalls eher auf Sparflamme, was nicht zuletzt am ungemütlichen Designer-Gestühl lag. "Das Kino ist nicht unbedingt anheimelnd", räumte OB Neumeyer unumwunden ein. Deswegen werde jetzt ja auch die Bestuhlung komplett erneuert.

"Es liegt sicher nicht an Ihrem Filmangebot, dass die Eichstätter nicht immer im gewünschten Maß gekommen sind." Schließlich habe Staudenmayer für das Programm im Filmstudio im Asthe immer jahrelang Auszeichnungen vom FilmFernsehFonds Bayern bekommen. Staudenmayer konkretisierte: In den 20 Jahren, seit es das Alte Stadttheater gibt, habe er zehn Mal die Jahresfilmprogramm-Prämie bekommen: "Das macht uns keiner nach."

Neumeyer wünschte auch Staudenmayers Nachfolgern im Alten Stadttheater viel Erfolg, der sich, so Neumeyer, ja bereits bei der Eröffnung gezeigt habe. Zu Staudenmayer sagte er: "Wir gehen in Freundschaft auseinander." Zum Dank überreichte er an Hans-Günther und Heide Staudenmayer je eine Jubiläumsuhr und Blumen.