London
Ein strahlendes Lächeln – auch ohne Gold

Speerwerferin Christina Obergföll freut sich über Silber, ihre Teamkollegin Linda Stahl gewinnt Bronze

10.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

London (DK) Christina Obergföll stand kurz vor der Aufgabe. „Wenn es bei den Olympischen Spielen in London nicht mit einer Medaille geklappt hätte, vielleicht hätte ich aufgehört. Ganz sicher aber hätte ich eine lange Pause eingelegt.“ Nach den Weltmeisterschaften in Daegu ohne Medaille war sie in ein tiefes Loch gefallen.

Aus dem ihr erst Sportpsychologen wieder heraus geholfen haben. Im Olympiastadion in London gewinnt sie Silber. Von Aufhören ist keine Rede mehr. Die Speerwerferin nimmt nicht nur die Medaille, sondern auch neue Motivation mit zurück nach Deutschland.

Im ersten Versuch wirft sie den Speer auf 65,16 Meter. Es sollte ihr einziger gültiger Versuch bleiben. „Alle anderen gingen in den Dreck, deshalb habe ich sie ungültig gemacht“, sagt Christina Obergföll. Kein Problem für sie. „Mein Ziel war ein guter Wettkampf. Und gleich zu Beginn wollte ich ein Zeichen setzen. Aber nach dem ersten Versuch wollte ich wieder zu viel, ich habe verkrampft geworfen. Irgendwie ging es nicht. Und nachher habe ich nur noch gehofft, dass es reicht“, berichtet sie. Im letzten Jahr hat sie ihre Spannung verloren, sagt sie, erst mit Beginn des Olympiajahres hatte sie den Frust im Griff. „Nach der Weltmeisterschaft in Südkorea wollte ich alles hinwerfen. Ich habe intensivst trainiert, aber die anderen haben doch immer weiter geworfen. Da verliert man irgendwann die Lust.“

London gibt ihr die Lust zurück. Barbora Spotakova ist nicht zu gefährden an diesem Abend. Die Weltmeisterin und Weltrekordlerin aus Tschechien wirft den Speer mit einer guten Serie auf 69,55 Meter, ihr Gold ist ungefährdet. Ebenso wie die Bronzemedaille von Linda Stahl. Die Leverkusener Ex-Europameisterin kommt auf 64,91 Meter und ist „absolut happy“ mit ihrer Medaille, „weil ich damit nicht unbedingt rechnen konnte“.

Für Christina Obergföll, die mit Bronze die einzige Medaille der deutschen Leichtathletik in Peking gewann, hat das Silber von London fast therapeutische Wirkung. „Ich habe in den letzten Jahren nicht immer mein Gleichgewicht gefunden, jetzt habe ich es wieder, auch wenn es ein kurioser Wettbewerb war und ich auch viel Schrott geworfen habe.“ Christina Obergföll lacht endlich wieder. Auch am nächsten Morgen. „Es war ein guter Abend, auch wenn es nicht die ganz große Granate geworden ist.“ Womit sie die Goldmedaille meint. Aber in vier Jahren steigt ja schon wieder Olympia. In Rio de Janeiro. Es spricht nichts dagegen, dass die 31-Jährige noch mal dabei ist.