Haimpfarrich
Ein Radler im Schatten, die Läufer in der Sonne

18.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:51 Uhr

Hilpoltsteiner unter Hilpoltsteinern: Michael Seitz, Schnellster des La Carrera TriTeam Rothsee in 9:34 Stunden, wird auch vom stellvertretenden Bürgermeister Josef Lerzer (2. v. r.) angefeuert. - Foto: Luff

Haimpfarrich (HK) Was der Challenge für die Triathlonfans im Großen ist, ist Haimpfarrich für die Anhänger des Ausdauersports im Kleinen: Einfach ein schöner Treffpunkt.

Werner Stich lässt sich gerade eine Halbe schmecken. "Die erste", betont er und lacht. Verdient hat es sich der Hilpoltsteiner allemal, schließlich hat er in der Pyraser-Staffel 3 die Schwimmstrecke in 73 Minuten bewältigt. Jetzt wartet er in Haimpfarrich, wo Rad- und Laufstrecke sich fast berühren, auf seine Teamkollegen. Zum Beispiel auf Alfred Waldmüller, Staffel-Radfahrer und Hilpoltsteiner Stadtratsmitglied. Dessen Töchter Franziska und Theresa haben es sich bereits auf einer Plane am Boden gemütlich gemacht. Sie feuern ihren Vater vorerst stumm an: "Alfi" ist auf ihren Waden zu lesen und die Startnummer 4071. Stich setzt allerdings mehr auf Schlussmann Markus Hofbeck: "Unser Marathonläufer holt alles raus", gibt er sich siegessicher. Darauf noch einen Schluck.

 
Für Tobias Gruner und Patrick Bergmann aus Allersberg gehört der kleine Rother Ortsteil ebenfalls zum festen Challenge-Programm. "Weil da die Kneipe ist", begründet Gruner knapp. Ein kaltes Radler im Schatten, während die Athleten nur ein, zwei Meter entfernt das letzte aus sich herausholen – wo könnte das Zuschauen schöner sein? Es gibt aber noch einen zweiten Grund für den Abstecher nach Haimpfarrich, so Gruner. Hier ist der ideale Treffpunkt für Freunde und Bekannte, "hier kommt auf dem Weg vom Solarer Berg nach Roth jeder vorbei".

Das kann Brigitte Schwarz nur bestätigen: Jede Menge Bekannte habe sie bereits in Haimpfarrich getroffen, erzählt die Hilpoltsteinerin, die seit Jahren an die Triathlonstrecke geht. "Da ist mal etwas los, das ist ja nicht alle Tage." Heuer gehe es aber ein wenig entspannter zu als in der Vergangenheit, so ihr Eindruck. Auch die Straßensperrungen klappten immer besser. Sie jedenfalls habe sich längst darauf eingestellt: "Man weiß, dass man nirgends anders hinkommt – also geht man zum Triathlon."

Seine Premiere am beschaulichen Ufer des Main-Donau-Kanals feiert Ludwig Eisenreich. Der frühere Kämmerer von Hilpoltstein und heutige Bürgermeister von Berching ist mit dem Rad gekommen. "Mit dem Mountainbike, mit einem 26er Schnitt – es hat halt pressiert." Gänsehaut habe er bekommen, als er sich am Vormittag dem Solarer Berg näherte. "Wenn man einmal mitgemacht hat, muss man einfach wieder her", zeigt sich Eisenreich, ein ehemaliger Staffel-Radfahrer, von der Atmosphäre beim Challenge noch immer begeistert. Es kribbelt beim Bürgermeister, gibt er zu. "Vielleicht klappt es ja doch mal wieder", hält er sich ein Hintertürchen offen.

Die einen juckt’s in den Fingern. Die anderen kämpfen auf der Laufstrecke mit den inzwischen durchaus wieder heißen Temperaturen und ihrer Erschöpfung. Aber auch die Fans an der Strecke geben nicht auf: "Gleich ist es vorbei", tröstet ein Mann jeden vorbeikommenden Sportler, der Stunden nach den Spitzenathleten heranhechelt. Jetzt sieht man an den Gesichtern, was man als Triathlet vor allem braucht: Leidensfähigkeit. Am Streckenrand wird derweil an jedem Meter gespart: "Du bringst jetzt die Gläser zurück", schärft dort ein Vater seiner etwa zehnjährigen Tochter ein. "Und vom Pfand darfst du dir ein Eis kaufen."