Ingolstadt
Ein Punktesammler für die Panther

Travis Turnbull überzeugte beim Schlusslicht Düsseldorf mit 46 Scorerpunkten – so viele schaffte kein Ingolstädter

01.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Weiß, wo das Tor steht: Der US-Amerikaner Travis Turnbull erwies sich im vergangenen Jahr bei der Düsseldorfer EG als Volltreffer. Jetzt verstärkt der 27-Jährige den Angriff des ERC Ingolstadt. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Vom Rhein an die Donau: Travis Turnbull, in der vergangenen Saison einer der wenigen Leistungsträger des Tabellenletzten Düsseldorfer EG, verstärkt heuer den Angriff des ERC Ingolstadt. In seiner ersten Saison in Deutschland wurde der 27-Jährige auf Anhieb zwölftbester Punktesammler der Liga.

Er ist genau so, wie man sich einen typischen US-Boy vorstellt. Höflich, locker, gut gelaunt und mit einem breiten Lächeln spaziert Travis Turnbull durch den Kabinengang. Abseits des Eises ist der 27-Jährige aus St. Louis (Missouri) für jeden Spaß zu haben – doch vor dem gegnerischen Tor ist es mit der Freundlichkeit vorbei. Das bekamen auch die Panther in der vergangenen Saison zu spüren: Insgesamt vier Assists gelangen Turnbull in den vier Partien gegen die Panther – vor allem bei der schmerzhaften 6:2-Pleite im Januar wirbelte Turnbull nach Belieben durch die Ingolstädter Abwehr. Damit überzeugte er auch ERC-Sportdirektor Jim Boni, der Turnbull als Nachfolger für Joe Motzko verpflichtete.

Beim Tabellenschlusslicht Düsseldorf, seiner ersten Station in Europa, war Turnbull einer der wenigen Lichtblicke: An der Seite von DEL-Topscorer Calle Ridderwall und Justin Bostrom avancierte er als Neuling prompt zum zwölftbesten Scorer der Deutschen Eishockey-Liga. „Die DEL ist eine wirklich gute Liga. Ich habe ein bisschen gebraucht, um mich auf die größere Eisfläche einzustellen“, gibt er zu. 46 Punkte (zwölf Tore und 34 Vorlagen) standen am Ende der Hauptrunde zu Buche – die besten ERC-Punktesammler Derek Hahn und Thomas Greilinger kamen auf 44. Als neuen Topscorer der Panther sieht sich Turnbull, der dreimal für die Buffalo Sabres in der National Hockey League (NHL) auflief und einen Treffer erzielte, deswegen jedoch noch lange nicht. „Ich versuche in erster Linie, hart zu spielen“, sagt er bescheiden.

Neben seiner Robustheit, wegen der ihn die DEG-Fans mit „Bull Bull Bull“-Sprechchören feierten, besticht Turnbull durch seine Flexibilität im Angriff: Der 27-Jährige kann sowohl auf der Position des Mittelstürmers als auch über Rechtsaußen spielen. „Ich bin ein Allrounder im Angriff. Ich liebe es vor allem, zu passen. Ich versuche aber, meine Stärken sowohl als Vorlagengeber als auch als Torschütze einzubringen“, erklärt Turnbull, dessen Vater Perry mehr als 600 NHL-Spiele absolvierte.

Zwei ERC-Spieler kennt der US-Amerikaner bereits aus gemeinsamen Tagen bei den Portland Pirates in der American Hockey League: Tyler Bouck und Tim Conboy. Den übrigen Panthern kommt er „spielend“ näher: „Es sind lauter gute Jungs hier. Wir sind ja viel auf dem Eis, da kann ich meine Mitspieler kennenlernen.“ ERC-Trainer Niklas Sundblad hat eine US-Angriffsreihe um Turnbull formiert. „Im Moment spiele ich mit Jared Ross und John Laliberte zusammen, das harmoniert schon ganz gut“, erzählt er.

Auch privat läuft es für Turnbull: Mit seiner Verlobten Kasey und Hund Jax hat er sein neues Heim im Ingolstädter Westen bezogen. Den Sommer verbrachte der Rechtsschütze in seiner Heimatstadt St. Louis, wo er für die Zeit nach der Karriere ein Haus baut. „Da gab es viel zu tun“, berichtet Turnbull, der sich mit Inlinehockey und Golf fithielt. Wie so viele Eishockey-Profis zählt auch Turnbull Angeln zu seinen Hobbies.

Von Ingolstadt zeigt sich Turnbull angetan: „Ich war schon in der Altstadt essen. Die Entfernungen sind nicht groß, es ist eine saubere Stadt. Ich kann mich nicht beklagen.“ Sein Fazit: „Isch liebe es!“ Spricht es und verschwindet lachend in der Kabine. Ein typischer US-Boy eben.