"Ein perfektes Turnier, ein irres Gefühl"

03.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:13 Uhr

Lukas Ivers aus Burgstall hat sich mit 19 Jahren die Deutsche Meisterschaft im Taekwondo gesichert und steht nun an der Spitze der Deutschen Rangliste der Klasse bis 87 Kilogramm. - Foto: Peter Bolz

Ingolstadt/Burgstall (pat) Kräftig am Feiern ist Taekwondo-Kämpfer Lukas Ivers in dieser Woche. Bei den Deutschen Meisterschaften der Senioren in Ingolstadt hat der Burgstaller seinen bislang größten Erfolg feiern können: Der 19-Jährige wurde Deutscher Meister in der Klasse bis 87 Kilogramm.

"Es hat ganz schön gedauert, bis ich das alles realisiert habe. Es war ein perfektes Turnier, ein irres Gefühl – und dabei habe ich überhaupt nicht mit diesem Erfolg gerechnet", kommentierte Lukas Ivers den unerwarteten Titelgewinn bei den Senioren. Lediglich 81 Kilogramm hatte er zu Turnierstart auf den Rippen. Er war damit der mit Abstand Leichteste im Feld. Noch schlechter wurde sein Gefühl, als er erfuhr, dass die Punktewertung mittels Adidas-Westen erfolgen sollte. "Mit denen habe ich noch überhaupt keine guten Erfahrungen gemacht. Wenn ich vorher noch zu den Favoriten gezählt wurde, habe ich mich ab diesem Moment als absoluter Außenseiter gefühlt."

Doch dann kam alles anders, als Lukas Ivers vorab selbst glaubte. Er erwischte einen perfekten Start in der Saturn-Arena, als er in der ersten Runde gegen den 41-jährigen Markus Hens aus Wuppertal auf die Matte musste. Schnell hieß es 3:0 nach einem Kopftreffer. Die zweite Runde lief ähnlich gut, er baute die Führung auf 6:0 aus.

Erst zum Ende hin zeigte Hens seine Klasse. Er glich aus, ehe Ivers in letzter Sekunde doch noch den Treffer zum 7:6 setzen konnte. "Da war ich auf einen Schlag mittendrin im Turnier. Das zusätzliche Krafttraining im Vorfeld hat offenbar gewirkt. Ich war fit und vor allem konditionsstark, konnte zum Ende der Kämpfe hin immer wieder zulegen", beschrieb Lukas Ivers sein Befinden nach dem ersten Duell

Im zweiten Kampf wartete der 24-jährige Christoph Lehmann aus Gelnhausen, ebenfalls Mitglied des Nationalkaders und selbst mehrfacher Deutscher Meister. Seine Stärken und Schwächen analysierte der Burgstaller gemeinsam mit seinem Coach Necdet Bayraktar im Vorfeld sehr genau. Die gewählte Taktik saß exakt. Durch einen Fausttreffer auf die Weste ging Ivers in Führung. Treffer auf beiden Seiten bestimmten die zweite Runde, nach der Ivers mit 8:5 führte. Fortan konnte der Burgstaller defensiver agieren und am Ende sogar mit 9:5 recht klar gewinnen.

Mit Florian Meyer aus Lüdenscheid, dem Gegner der dritten Runde, traf Lukas Ivers auf einen engen Freund. Gegen den 17-Jährigen, der sehr geschickt agierte, hatte er enorme Probleme, lag sogar lange zurück. Erst zum Ende hin konnte Ivers einen Kopftreffer setzen und mit 4:2 in Führung gehen und diesen Vorsprung durch eine starke Abwehrleistung auch bis zum Ende verteidigen. Damit war der Weg ins Finale frei.

Darin traf er auf Volker Hasse aus Königsborn – und Lukas Ivers stand gegen ihn vor einem Kampf, wie er ihn eher selten erlebt. Von der Grundausrichtung her ist der Burgstaller nämlich ein sehr aktiver Kämpfer, ist häufig auf Angriff aus und setzt seine Kontrahenten stark unter Druck. Auf einen Gegner wie Volker Hasse trifft er daher selten. Der agierte noch deutlich angriffslustiger als der 19-Jährige, war ständig auf "Action" aus und drängte Ivers immer wieder weit in die Defensive.

"Ich konnte nur ganz selten aktiv werden und habe mich daher darauf verlagert, klug zu kontern und Treffer aus der Verteidigung zu setzen. Das ist zwar normal nicht so mein Ding, hat aber in diesem Fall ausgesprochen gut geklappt", beschrieb Ivers den Verlauf des Kampfes selbst am besten. Nach der ersten Runde führte er knapp mit 2:1. Danach setzte sich das ausgeglichene Duell fort und es endete schließlich mit 8:5 knapp für den Burgstaller. Die Deutsche Meisterschaft war damit perfekt, das Feiern konnte beginnen.

Zwei direkte Konkurrenten aus dem Bundeskader hat Lukas Ivers bei diesen Meisterschaften schlagen können, zum ersten Mal hat er damit die deutsche Ranglistenführung in seiner Gewichtsklasse bis 87 Kilogramm übernommen und geht nun hoch motiviert an seine nächste Herausforderungen heran.

Mit diesem Sieg im Rücken rechnet sich der 19-Jährige auch bei den anstehenden German Open in Hamburg eine gute Platzierung aus, die schon am 13. März über die Bühne gehen. Nur eine Woche später folgt der nächste Start bei einem internationalen Top-Turnier: am 20. März im holländischen Eindhoven. "Das sind zwei absolute Weltklasse-Turniere – da werde ich gleich sehen, wie weit ich jetzt schon bin", so Ivers.