Allersberg
Ein Mann mit enormen Verdiensten

Altbürgermeister Ludwig Gmelch im Alter von 90 Jahren gestorben

05.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:32 Uhr
Sehr gefreut hat sich Ludwig Gmelch 2015 über die Verleihung der Abbé Paul-Gibrat-Medaille bei einem Fest der Städtepartnerschaft zwischen Allersberg und Saint Céré. Drei Jahrzehnte zuvor hatte er als damaliger Bürgermeister die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. −Foto: Mücke

Allersberg (rm) Die Marktgemeinde trauert um Ludwig Gmelch. Der Allersberger Altbürgermeister, der über 18 Jahre hinweg die Geschicke im Rathaus leitete, starb am Donnerstag im Alter von 90 Jahren.

Wegen einer schweren Demenzerkrankung hatte Gmelch, der am 30. August sein neuntes Lebensjahrzehnt vollendete, die vergangenen Monate im Altenheim der Wolfsteiner Stiftung verbracht. Er hinterlässt neben Ehefrau Brigitte drei Söhne mit ihren Familien. Einen schweren Knacks hatte es dem Allersberger Altbürgermeister gegeben, als vor 15 Jahren sein ältester Sohn Robert an den Folgen eines Gehirnschlags starb.

Bestimmt wäre Ludwig Gmelch dieser Nachruf in der Zeitung eher unangenehm. Denn seine ständige Bescheidenheit sprach eher gegen eine Würdigung seiner Verdienste. Aber wenn ein Mann wie er 18 Jahre lang die Geschicke der Marktgemeinde geleitet und dabei für den Markt und seine Bürgerinnen und Bürger enormes geleistet hat, dann kann dies nicht unerwähnt bleiben und man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Schon als er 1994 vom damaligen Innenminister und späteren bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, wurden Gmelchs vielseitigen Verdienste - nicht nur für die Marktgemeinde Allersberg - gewürdigt. Und diese Verdienste in den Jahren 1975 bis 1993 als Bürgermeister des Marktes Allersberg sind so groß, dass sie neben dem Titel des Altbürgermeisters eine größere kommunale Ehrung verdient gehabt hätten.

Ludwig Gmelch wurde 1928 in Dennenlohe (jetzt Markt Pyrbaum) geboren, kam aber schon mit neun Jahren nach Allersberg. Bereits in den Jahren 1960 bis 1972 gehörte er dem Marktgemeinderat an. 1975, nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Josef Schön, schickte ihn die CSU ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Gegen den damaligen 2. Bürgermeister Karl Lukas (Freie Wähler) und 3. Bürgermeister Manfred Langer (SPD) setzte sich Gmelch in der Stichwahl durch. Bei den Wahlen 1981 und 1987 wurde er in seinem Amt bestätigt, bevor er 1993, knapp 65-jährig in den verdienten Ruhestand ging. Just zu dem Zeitpunkt, als die Geburt seines ersten Enkels bevorstand und er sich riesig darauf freute.

Ludwig Gmelch hatte nach seiner Wahl zum Bürgermeister keine leichte Aufgabe übernommen, denn es galt die Marktgemeinde zusammenzuführen und die beträchtlichen Aufgaben zu meistern, die durch die Eingemeindungen in den Jahren 1971 und 1972 auf Allersberg zugekommen waren. Mehr als 100 Millionen D-Mark investierte der Markt Allersberg im Verlauf der 18 Amtsjahre von Ludwig Gmelch - ohne die Verschuldung in eine unermessliche Höhe zu treiben. Rund 60 Ortsstraßen in Allersberg, 40 Orts- straßen in den Ortsteilen und 12 Gemeindeverbindungsstraßen wurden ausgebaut, was ihm auch den Beinamen "Straßenbaubürgermeister" eingebracht hatte. Aber der Bedarf war da und Ludwig Gmelch stellte sich den Anforderungen.

Die Sanierung des Freibades, der Erwerb und die Sanierung des ehemaligen Bahnhofsgeländes, die Errichtung von Feuerwehrhäusern, der Neubau der jetzigen Mittelschule, der Ausbau der Entwässerungseinrichtungen, die Förderung der Vereinsarbeit sowie die Jugendarbeit waren ihm wichtige Anliegen, die er auch umsetzte. Auch die Planung der Umgehungsstraße im Süden und Osten Allersbergs ging er mit Vehemenz an, und zwar schon so, wie sie später auch verwirklicht wurde.

Ein wichtiges Anliegen war Gmelch auch die Aussöhnung mit dem Nachbarland Frankreich. Die seit 1970 bestehende Freundschaft mit Saint Céré beobachtete er genau, beteiligte sich selbst an einer Begegnungsreise und unterstützte die Bestrebungen zu Beginn der 1980er-Jahre, daraus eine Partnerschaft zu machen. Zusammen mit seinem damaligen Amtskollegen André Boyer, unterzeichnete er die Partnerschaftsurkunde. Erst vor einigen Jahren, aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Partnerschaft, wurde Gmelch vom Partnerschaftskomitee in Saint Céré mit der eigens eingerichteten Abbé Paul-Gibrat-Medaille ausgezeichnet. Für ihn war diese Ehrung eine große Freude.

Ludwig Gmelch gehörte auch 18 Jahre lang - von 1978 bis 1996 - dem Rother Kreistag an und versuchte auch dort, für Allersberg möglichst viel zu erreichen. Aber nicht nur in der Kommunalpolitik war Gmelch engagiert. Er war jahrelang Vorsitzender der Kolpingfamilie, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates der katholischen Pfarrei und wirke viele Jahre als Laienschauspieler in den Aufführungen von Kolping und DJK mit.

Dazu einige Bilder,
Foto: Mücke

Nr. 14 (GmelchM-Ehrenz-Ehrenamt): Ludwig Gmelch (2.v.r.) bitte aus dem Bild herausvergrößern

Nr. 66,72 (St.Céré-Aufenth-10-140715): Ludwig Gmelch bei der Verleihung der Paul-Gibrat-Medaille durch Pierre Mazarguil, Thierry Cassan und Olivier Larribe vom Partnerschaftskomitee in Saint Céré