Ein Lehrling auf dem Thron

15.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:30 Uhr

Seinen letzten Rechenschaftsbericht legte der Ende Januar nach sechsjähriger Amtszeit scheidende Kreisbrandrat Georg Martin bei der Versammlung der Feuerwehrkommandanten in Mühlried vor. - Fotos: Preckel

Mühlried (pre) Der höchste Dienstgrad der Feuerwehren im Landkreis ist der des Kreisbrandrats. Ab 1. Februar übt dieses Amt Erwin Pfleger aus Bergen aus. In einer spannungsgeladenen Wahl in Mühlried setzte er sich mit 48:33 Stimmen gegen seinen Konkurrenten Klaus-Peter Stark durch.

"Beide haben sich durch ihre mehrjährige Tätigkeit im Feuerwehrwesen für das wichtige Amt des Kreisbrandrates empfohlen", sagte Landrat Roland Weigert, dem kraft Gesetz das Vorschlagsrecht für das Amt obliegt. Im mit rund 200 Besuchern brechend vollen Mühlrieder Sportpark wurde es still. Hatten sich die Feuerwehrler zuvor noch fast zwei Stunden lang entspannt den Rechenschaftsbericht des scheidenden Kreisbrandrates Georg Martin angehört (siehe "Zahlen der Landkreisfeuerwehren"), knisterte es jetzt im Saal.
 

Allen Feuerwehrverantwortlichen war ja schon seit Längerem klar, dass sich Kreisbrandinspektor Klaus-Peter Stark aus Heinrichsheim diesmal gute Chancen ausgerechnet hatte, in einem neuen Anlauf nach seiner Wahlpleite gegen Georg Martin vor sechs Jahren nun endlich an sein Ziel zu gelangen. Doch fast vor Torschluss, im Oktober, erhielt er einen Gegenkandidaten. Zwar winkte der im Vorfeld auch als Kandidat gehandelte Schrobenhausener Kreisbrandinspektor Josef Kettner ab, doch dann stand plötzlich Kreisbrandmeister Erwin Pfleger von der Feuerwehr Bergen auf der Matte.

"Ich kann’s auch machen", sagte Pfleger bei der Vorstellungsrunde in Mühlried, nachdem der Wahlleiter, Regierungsrat Robert Knöpfle, die Kontrahenten ans Mikrofon gebeten hatte. Die bedeutend längere Rede des 51-jährigen Klaus-Peter Stark schien bei einigen der Wahlberechtigten nicht so angekommen zu sein. So sagte zum Beispiel hinterher Kommandant Klaus Angermeier aus Autenzell: "Für mich war die Selbstdarstellung von Klaus-Peter Stark zu groß." Stark verwies auf seine 34-jährige Erfahrung im Feuerwehrwesen, listete seinen Werdegang auf und gab den Führungsleuten der 81 Feuerwehren Denkanstöße mit auf den Weg. Unter anderem machte Stark den Vorschlag, dass Ortsfeuerwehren mit ihren manchmal unterschiedlichen Gerätschaften noch enger zusammenarbeiten könnten.

Bedeutend kürzer – und für einige Besucher rhetorisch aussagekräftiger – machte es Erwin Pfleger. "Ich bekenne, dass ich noch dazu lernen muss, habe aber den festen Willen dazu", lautete seine Kernaussage. Erwin Pfleger ist 47 Jahre alt und ledig.

Beide Kandidaten äußerten sich einmütig zu einer Frage aus dem Saal. Ludwig Auernhammer aus Hollenbach wollte von beiden wissen, wie ein künftiger Kreisbrandrat damit umgehen würde, dass zahlreiche Feuerwehren immer noch nur einen Anhänger statt motorisierter Feuerwehrautos hätten. Beide Kandidaten waren sich aber einig, dass das Problem kein Kreisbrandrat, sondern nur die jeweilige Gemeinde anpacken könne.

Nach Auszählung der Wahlscheine ging ein Raunen durch den Saal. Während Klaus-Peter Stark in sich versunken auf seinem Stuhl festzukleben schien, blitzten um Erwin Pfleger herum die Kameras.