Wolnzach
Ein Leben zwischen bunten Lichtern

Schausteller Helmut Kreis kommt seit 50 Jahren auf das Hallertauer Volksfest in Wolnzach

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Trubel auf dem Wolnzacher Festplatz, auf dem der Sportsalon der Familie Kreis gleich neben der ebenfalls von einem Mitglied der großen Schaustellerfamilie betriebenen Schiffschaukel seinen festen Platz hat. Das Schaustellerleben gefällt Helmut Kreis, der beim am Freitag beginnenden Volksfest ein rundes Jubiläum feiert - Foto: Hammerschmid

Wolnzach (WZ) Der Aufbau zum Volksfest ist auch ein Wiedersehen: Viele Schausteller kommen seit Jahren nach Wolnzach. Einer von ihnen feiert Jubiläum: Helmut Kreis ist seit 50 Jahren eine Institution auf dem Festplatz, der 78-Jährige freut sich schon, wenn der Betrieb im Schießsalon wieder losgeht.

Helmut Kreis ist ein gebürtiger Geisenfelder, der seinen Familienstammsitz nach seiner Heirat in den 1960er Jahren nach Augsburg verlegt hat. Aber irgendwie ist der 78-Jährige auch ein Wolnzacher, ein Pfaffenhofener, ein Oberstimmer, ein Straubinger oder ein Dinkelsbühler. Je nachdem, wo sein Wohnwagen gerade steht. Und dieses Gefühl, überall gerne zu sein, das hat für den rüstigen Senior, dem man sein Alter beileibe nicht ansieht, gar nicht so sehr etwas mit Orten oder Postleitzahlen zu tun. „Ich mag es einfach, mit Leuten zu reden, das ist mein Leben“, sagt er. „Ich bin gerne unter Menschen.“

So ist er aufgewachsen, unter Menschen, immer im Trubel, umgeben von blinkenden Lichtern, dem Duftgemisch aus gebrannten Mandeln, Currywurst und Zuckerwatte, die typischen Lautsprecherdurchsagen der Fahrgeschäfte immer im Ohr beziehungsweise am Mikrofon von Hully Gully & Co. selbst auf den Lippen.

Er kennt es nicht anders: „Ich bin ein Schaustellerkind, bin sogar im Wohnwagen auf dem Gillamoos geboren“, lächelt er. „Da war ich für viele der Gillamoos-Bua.“ Er ist stolz, dass er das, was sein Urgroßvater Valentin, ein Schreiner, mit einem selbst gebauten Holzkarussell angefangen hat, heute in vierter Generation weiterführt und bereits an die fünfte Generation – seine beiden Söhne Armin und Thomas sind ebenfalls im Schaustellergeschäft – weitergegeben hat. Die ganze Familie im Wohnwagen, auf dem Weg von Festplatz zu Festplatz, die schweren Laster mit den Fahrgeschäften – in Wolnzach hat die Familie Kreis auch schon Hully Gully oder Schiffschaukel aufgestellt – immer gut im Griff. „Ich habe meine Lasterlizenz erst im Oktober erneuern lassen“, so der Schaustellerchef. „Lasterfahren, das ist auch mein Leben, das kann ich richtig gut.“

Viel können muss man überhaupt, wenn man im Schaustellergeschäft ist – und sich behaupten möchte. Für Helmut Kreis war das nie eine Frage, für seine Familie auch nicht. Auch seine im vergangenen Jahr gestorbene Frau – auch sie ist allen Volksfestbesuchern in bester Erinnerung – stammte aus einer Schaustellerfamilie, war mit Leib und Seele dabei auf den Festplätzen der nahen und weiten Umgebung.

Mit ihr zusammen ist er seit der Hochzeit im Jahr 1965 auch zum ersten Mal auf das Wolnzacher Volksfest gefahren – und ist seitdem immer wieder gekommen; seit 50 Jahren, ohne Unterbrechung – und immer mit Freude: „Nach Wolnzach sind wir immer schon gerne gekommen, die Leute sind sehr herzlich.“ Gerade im vergangenen Jahr, als der Schmerz um den Verlust seiner Frau ganz frisch war, hat er diese Herzlichkeit gespürt. In Pfaffenhofen und Geisenfeld feiert Helmut Kreis heuer ebenfalls 50. Jubiläum, auch dort freut er sich auf ein Wiedersehen mit vielen Bekannten. „Heute mache ich nur noch die Schießbude, so lange ich das gesundheitlich kann“, kann er sich ein Aufhören nicht vorstellen. 14 Stationen mit dem Schießsalon im Jahr, lediglich eine kurze Pause im Spätherbst, dann weiter auf die Christkindlmärkte, danach kleine Pause bis zum Frühjahr. Aber nur eine kleine, denn: „Ich stehe am liebsten in der Schießbude. Ich kann nicht anders.“