Schrobenhausen
Ein lauer Abend voller Geschichten

Die Literarische Sommerakademie gastierte bei Musik und Pizza in der Galerie des Schrobenhausener Kunstvereins

04.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:27 Uhr

Gespannte Zuhörer: In der Galerie des Kunstvereins lasen Autoren aus ihren neuesten Werken. - Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Eine laue Sommernacht, offene Türen, gute Musik, teils richtig gute Texte und das alles bei kühlem Bier, einem Glas Wein und Pizza - kein Wunder, dass der Kunstverein am Mittwochabend volle Hütte hatte. Zu Gast war die Literarische Sommerakademie.

Locker drei, vier Dutzend Leute tummeln sich in der kleinen Kunstvereinsgalerie, darunter 14, für die es gleich ans Mikrofon gehen wird. Wer wann an die Reihe kommt, dazu hat sich Akademieleiter Arwed Vogel etwas Besonderes ausgedacht. "Glücksfeen und Glücksfeeinnen" nennt er "genderpolitisch korrekt" all jene, die nach dem Zufallsprinzip den Ablauf des Abends bestimmen.

Den Einstieg macht Monika Schilfarth mit einem kreativen Text zur Angst, die sie als "Tochter von 'Ja, aber' und 'Nein, denn'" betitelt. Gleich vier Lesestücke, unter anderen "Timbuktus Geister", hat Esther Ackermann dabei - vorgetragen in charmant schweizerisch angehauchtem Dialekt. Mit der zauberhaften Färbung einer Nicht-Muttersprachlerin liefert die Italieniern Cinzia Tanzella einen der lustigsten Vorträge. Sie lässt das Publikum an ihrer "komplizierten Beziehung" mit der deutschen Sprache, dem "Dativ-Akkusativ-Dilemma" samt der Strategie, nur das Nötigste zu sagen, teilhaben und erklärt, weshalb Männer mit Namen Jörg oder Björn bei ihr wohl niemals eine Chance haben. Das komplette Kontrastprogramm liefert gleich im Anschluss Maria Koch mit ihren Zeilen über Benny, dem geistig behinderten Bruder der Jugendroman-Protagonistin.

Unter anderem um "ungelebte Träume" geht es bei Mechthild Bordt-Haakshorst. Rohha Bühler, die bereits zum achten Mal bei Lisa dabei ist, spinnt Tiefgründiges um die Welt der Schauspieler. Lisa-technisch beinah ebenso erfahren ist Barbara Pinheiro, die zum sechsten Mal mitmischt und mit ihrem "brandneuen Märchen" die Zuschauer ins Prinzen-Reich entführt. Zum ersten Mal präsentiert sich Regina Gimpel, deren Zeilen über das "Menschenleben hinter Gittern" der Mutter und den Verwesungsprozess vielleicht nicht unbedingt besonders appetitlich daherkommen, grade deshalb dem Abend jedoch eine weitere spannende Facette hinzufügen. Auch Monika Nicolas-Schmitz, die Gedanken rund ums Kranksein spinnt, ist Lisa-Debütantin. Und bis "damals in Jerusalem" lässt Rita Kratzenberg ihre Gedanken schweifen - ausgehend vom Pfefferminztee auf der Terrasse.

Wesentlich weiter in die Tiefe, als es der von ihr angekündigte Titel "Leberkässemmel" vermuten lässt, geht der Text von Marion Haas-P. Auch Beate Kohlschütters Geschichte vom "Geist einer bestimmten Zeit" regt zum Sinnieren an. Und Begegnungen zwischen Traum und Wirklichkeit beschreibt schließlich der einzig männliche Teilnehmer, Arne Schneider. Was nicht unbedingt jeder der Vortragenden drauf hat - Ines Beyer beherrscht es: Stimmlich in verschiedene Rollen zu schlüpfen und ihren Zeilen auch mimisch den ultimativen Pfiff einzuhauchen.

So verschieden die Literatur-Freaks auch sind, jung und nicht mehr ganz so jung, unscheinbarere wie flippigere Zeitgenossen - sie alle machen diesen Lisa-Abend zu etwas Besonderem. Und: So sehr der Verkehrslärm draußen an der belebten Regensburger-Bahnhofstraßen-Kreuzung dem einen oder anderen auf den Keks geht - irgendwie passt der Straßentrubel auch zur lebendig-lockeren Atmosphäre des Abends. Das Nene Cabron Duo tut ein Übriges, indem es von brasilianischer Sehnsucht und Liebe singt und mit Songs wie "Isn't she lovely" auch mal den Haken in die poppige Richtung schlägt.