Dietfurt
Ein Jesus aus Linsen und Haferkleie

Körnerteppich in der Wallfahrtskirche Griesstetten kann ab diesem Wochenende besichtigt werden

24.09.2021 | Stand 30.09.2021, 3:34 Uhr
Gemeinsam mit Enkelin Johanna hat Siegfried Schweiger viele Stunden lang an dem Körnerteppich gearbeitet. −Foto: Palm

Viele Wochen haben Resi und Siegfried Schweiger damit verbracht, auch in diesem Jahr einen neuen Körnerteppich in der Griesstettener Wallfahrtskirche zu legen. Spätestens zum Erntedankfest muss er fertig sein. Heuer hat das Mesnerehepaar erstmals tatkräftige Unterstützung durch ihre elfjährige Enkeltochter Johanna erhalten.

Griesstetten - Bis es so weit war, musste Siegfried Schweiger das Motiv, die Schlüsselübergabe von Jesus an Petrus, erst einmal aufs Papier bringen. Dies gestaltete sich nicht so einfach. Früher hatte der Mesner ein Gerät namens Plotter, mit dem er das Bild beliebig vergrößern konnte. Der Nachteil bei dieser Technik war, dass oft die Konturen verschwammen. Als der Plotter kaputt ging, musste sich Schweiger etwas Neues überlegen. Er tüftelte am Computer herum und schaffte es mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms, das Originalbild zu vierteln und dann weiter zu vergrößern. Schließlich hatte er 64 einzelne DIN-A4-Seiten. "Die Seiten habe ich mir vorher beschriftet. Dann haben wir die Seiten wie ein Puzzle zusammengesetzt. Das Ergebnis war her besser als früher", erzählt Schweiger.

Motiv stammt aus der Kirche St. Petrus in Lengdorf

Das Motiv für den Körnerteppich 2021 stammt aus der Pfarrkirche St. Petrus in Lengdorf im Erzbistum München und Freising. Lengdorf gehört zum Pfarrverband Isen, wo der Sohn der Schweigers als Gemeindereferent arbeitet.

Als erst einmal das Grundgerüst auf der 2,20 auf 1,80 Meter großen Holzplatte war, konnte Johanna zusammen mit ihren Großeltern loslegen. Die Konturen wurden in akribischer Feinarbeit aus weißen und schwarzen Pfefferkörnern, Mais, Mungobohnen, Koriander und Raps geklebt. Dabei musste alles passen, denn die Körner sorgen dafür, dass später nichts verrutscht und sich nichts vermischt.

Die Schlüsselübergabe ist im Matthäus-Evangelium nachzulesen. "Ich aber sage dir: Du bist Petrus - der Fels - und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben." Jesus und Petrus sind die zentralen Personen des Teppichs. Einige Jünger umrahmen das Geschehen. Im Hintergrund sieht man die Stadt Cäsarea Philippi. Die Effekte werden durch die unterschiedlichen Körner- und Samenarten erzielt. Mit mehr als 20 verschiedenen Körnern und Samen wurde das Bild ausgefüllt. So ist das Kleid Jesu aus roten Linsen. Sein Untergewand aus Haferkleie. Das Gewand von Petrus ist ebenfalls aus Bio-Haferkleie mit Keimlingen und sein Mantel aus Buchweizen. Die Jünger bekamen Gewänder aus Lein-, Brombeer-, Himbeersamen und Paprika. Gesichter und Hände sind aus geschältem und ungeschältem Sesam, so kann man helle und dunkle Farbnuancen erreichen. Die Haare sind teilweise aus Kümmel oder Raps. Für die Bäume wurden grüne Kräuter wie Oregano, Petersilie, Majoran oder Dill verwendet. Die Farbe der Wolken erhielt man durch den geschroteten Mohn. Mehr als 70 Stunden waren die Künstler damit beschäftigt.

"Mir hat das viel Spaß gemacht. Vor allem das Füllen mit den Körnern war toll. Opa hat mir gesagt, was ich wofür nehmen soll und dann habe ich es vorsichtig mit einem Löffel oder Pinsel auf das Bild gebracht. Dabei musste ich immer aufpassen, dass nichts an den Konturen kaputt geht", erklärt Johanna.

Der Opa ist stolz auf seine Enkelin: "Johanna hat das super gemacht. Mich hat total erstaunt, wie viel Geduld sie beim Kleben der Konturen und beim Füllen des Bildes hatte."

Körner werden mit dem Staubsauger entfernt

Wird der Teppich entfernt, wird mit dem Staubsauger Korn für Korn eingesaugt und in unterschiedlichen Gefäßen, so gut es geht sortenrein, aufbewahrt. Denn verschwenderisch möchte man mit den Samen und Körnern nicht umgehen. Manche Kräuter wie Dill, Petersilie oder Oregano können nicht mehr verwendet werden da sie in der Kirche Feuchtigkeit ziehen und bis zum nächsten Jahr schimmeln würden. Diese bekommen die Hühner von Johanna. "Eine der ältesten Körner, die wir jedes Jahr wieder verwenden, ist der Senf. Den haben wir bestimmt schon seit 15 Jahren", so Siegfried Schweiger.

pmd