Ilmendorf
Ein Hilferuf, der ankommt

Ilmendorfer zeigen Solidarität mit Christian Kirmaier - und helfen im Hopfengarten

03.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:52 Uhr
Wie gerufen kamen im wahrsten Sinne des Wortes die Ilmendorfer, um Landwirt Christian Kirmaier (7. von links) beim Hopfenaufbinden zu helfen. −Foto: Kellerer

Ilmendorf - Noch vor ein paar Wochen hat es düster ausgesehen für Jungbauer Christian Kirmaier: die Grenzen dicht, die polnischen Helfer zu Hause und 40000 Hopfenstöcke, die allmählich aus dem Boden spitzten. "Doch auf meine Ilmendorfer kann ich mich verlassen", freut sich der 30-Jährige jetzt, denn spontan erklärten sich eine ganze Reihe seiner Mitbürger im kleinen Ortsteil am Rande der Gemeinde Geisenfeld bereit zum Anpacken.

 

Seit Sonntag vergangener Woche sitzt jetzt also ein gutes Dutzend an Bekannten, Freunden und Verwandten des "Schmibaur", wie der Hausname der Kirmaiers ist, bei Sonne oder Regen, bei Wind und Wetter in den Hopfengärten der Familie und werkeln, was das Zeug hält.

Mit dabei: Neulinge, die zum ersten Mal überhaupt im Hopfengarten die Kunst des "Andrehens" ausüben, aber auch Alte Hasen wie Hans Sigl oder Johann Hasler, die selbst aus der Landwirtschaft stammen und für die Jüngeren nach Ansicht Kirmaiers die besten Lehrmeister sind.

Jungbauer Christian Kirmaier, der selbst vor einigen Jahren nach dem Tod des Vaters vor der Wahl stand, den Hof weiterzuführen oder nicht, ist froh und erleichtert über diese gelebte Solidarität "seiner" Ilmendorfer. "Ich hätte nicht gewusst, wie ich das heuer sonst hätte machen sollen," sagt Kirmaier, dem neben Ehefrau Sandra und Mutter Christa auch noch Bruder Karl zur Seite stehen. Und dann ist da noch die Tante Marille aus Hög, früher selbst Hopfenbäuerin, die mit ihren 75 Jahren die heimliche Regentin des Hopfengartens ist und kritisch das Werk der Neulinge beäugt.

Aber die machen sich gar nicht schlecht, und vielleicht liegt das ja manchen Ilmendorfern einfach in den Genen: Die 25-jährige Lisa Pfeiffer beispielsweise, die im wirklichen Leben Personalreferentin bei Audi ist, hat sich für den Job bei Kirmaiers extra Urlaub genommen. Besonders gefreut habe sich aber ihre Oma über das Engagement der Enkelin, sagt Lisa. Denn die Oma war selbst früher Hopfenbäuerin.

"Ehrensache" ist der Einsatz im Hopfengarten auch für die beiden Kommandanten der örtlichen Feuerwehr, Stefan Robin und Manuel Hamberger. Und auf der anderen Seite bietet die landwirtschaftliche Arbeit bei Christian Kirmaier so manchen auch eine willkommene Abwechslung zur zwangsbedingten Coronapause - wie etwa bei Gertraud Sepp, die aus der Gastronomie kommt und die jetzt froh ist, etwas zu tun zu haben. Mitgebracht hat sie auch gleich ihre Schwiegertochter in spe, Carina Frank, die sich als Neu-Ilmendorferin jetzt gleich einen symbolischen "Stein im Brett" der Dorfgemeinschaft sichern kann.

Nicht nur eine solidarische Aktion also, sondern auch eine Win-Win-Situation für die Ilmendorfer, die mit Sicherheit auch das nächste Mal mit anpacken, wenn es der Erhalt der Landwirtschaft im Dorf erfordert.

GZ

Ellen Kellerer