Ingolstadt
Ein Herz für Tauben

08.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:12 Uhr

Arbeit im Taubenschlag: Evelyn Geberle und Waltraud Einberger (von links) kümmern sich um die Tauben im Georgianum. Durch die Eientnahme wollen sie den Taubenbestand auf einem für die Stadt angemessenen Niveau halten. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Viele Menschen können Stadttauben nicht ausstehen. Nicht so die Frauen von der Arbeitsgemeinschaft Stadttauben. Seit über fünf Jahren kümmern sie sich ehrenamtlich um den Taubenschlag im Georgianum an der Goldknopfgasse.

Jetzt wollen sie die Arbeit aus Altersgründen abgeben.

Seit über fünf Jahren sind Waltraud Einberger (68) und Evelyn Geberle (64) bei der Arbeitsgemeinschaft Stadttauben dabei. Als der Verein im Juni 2004 gegründet wurde, waren die ehrenamtlichen Helfer noch zahlreich, doch mittlerweile kümmern sich die beiden Frauen allein um den Taubenschlag im Dachgeschoss des Georgianums an der Goldknopfgasse.

Sie füttern die Tiere artgerecht mit Weizen und tauschen die Eier durch Gipsattrappen aus. "Zwei Jahre lang haben wir darüber Buch geführt, doch haben wir mittlerweile so viele ausgetauscht, dass wir es aufgegeben haben", meinte Einberger. Die Gipseier werden von den Tauben bebrütet, neue Eier werden nicht gelegt. Durch diese Form der Geburtenkontrolle wollen die beiden Tierfreundinnen einen der Größe der Stadt angemessenen Taubenbestand erreichen. Außerdem verringert sich durch den Taubenschlag die Verschmutzung der Umgebung durch Kot, da dieser vor allem im Schlag anfällt. Auch um kranke Tiere kümmern sich die beiden. Fällt ihnen ein verletztes Tier auf, bringen sie es zum Tierarzt.

Jetzt wollen und können Einberger und Geberle aber nicht mehr. Sie fühlen sich für die Arbeit zu alt. "Die regelmäßige Reinigung des Taubenschlags ist eine schwere Arbeit", klagt Einberger. Das Futter und das Wasser für die Tiere die steilen Treppen des Georgianums bis ins Dachgeschoss hinauf zu schleppen ist eine anstrengende Angelegenheit. Auch finden die beiden es nicht immer leicht, die Anfeindungen der Mitbürger zu ertragen, denn für viele sind Tauben Krankheitserreger verbreitende Parasiten. Deshalb suchen die Frauen jetzt Nachfolger. Doch bisher hat sich niemand gefunden. Den meisten Menschen ist die Arbeit zu schmutzig.

Das Taubenfutter bezahlt eine Sponsorin. Die Stadt beteiligt sich nicht am Unterhalt des Taubenschlags, sondern stellt nur den Platz zur Verfügung. Dabei ist Einberger angesichts der Tausende von eingesammelten Eiern überzeugt, dass ihre Arbeit zur Regulierung des Taubenbestandes beiträgt. "Um die Taubenplage wirklich in den Griff zu bekommen, wären bis zu vier solcher Schläge in der Altstadt notwendig", sagt sie. Ein Gesundheitsrisiko sieht die ehemalige Krankenschwester in den Tauben nicht. "Wenn man im Winter in einen voll besetzten Bus einsteigt, fängt man sich leichter etwas ein als bei den Tauben", meinte Einberger. Bei der Arbeit im Taubenschlag tragen die beiden Tierfreundinnen Mundschutz und Handschuhe. Außerdem verwenden sie Desinfektionsmittel.

Seit gut einer Woche erhalten die beiden Unterstützung vom Tierheim. Es stellt Personal bereit, das ihnen beim Füttern und Reinigen des Taubenschlags hilft. Eine Übernahme des Schlags plant das Tierheim auf absehbare Zeit aber nicht. "Einfach zunageln möchte ich den Taubenschlag nicht", sagte Einberger. Eine Schließung des Taubendomizils würde ihrer Meinung nach die Taubenproblematik verschärfen. Vor allem die Außengastronomie, so glauben die beiden Frauen, würde dann unter den Futter suchenden Tieren leiden. Interessenten, die die Betreuung des Taubenschlags im Georgianum übernehmen wollen, können sich unter (01 63) 1 46 31 89 an Waltraud Einberger wenden.