Ein Herz für Schwalben

14.08.2008 | Stand 03.12.2020, 5:41 Uhr

Noch sitzen die jungen Schwalben in ihren Nestern. Der Dreck, den sie verursachen, hat schon viele Hausbesitzer dazu veranlasst, die Nester zu entfernen. - Fotos: Binder

Sandersdorf (EK) Die Schwalbe gilt als Glücksbringer und wo sie nistet, bleibt das Unglück fern – zumindest wenn man dem Volksmund Glauben schenkt. Allerdings ist der Vogel nicht überall so beliebt.

Vor allem ihre Hinterlassenschaften, die sich zur Brutzeit unterhalb der Nester anhäufen – in der Regel ist das unter Dachvorsprüngen und an Hauswänden – sind weit weniger erwünscht. Da immer mehr Nester wegen der unvermeidlichen Verschmutzung entfernt werden und die Zahl der Schwalben deshalb rückläufig ist, hat der Bund Naturschutz (BN) Beilngries eine Möglichkeit ersonnen, schwalbenfreundliche Menschen auszuzeichnen.

Sie verleiht eine Tonschwalbe an Hausbesitzer, die besagte Nester an ihren Gebäuden dulden. Wie selten die Schwalben geworden sind, belegt die Tatsache, dass der Landesbund für Vogelschutz die Schwalbe zum Vogel des Monats Juli 2008 gewählt hat.

Eine Vogelfreundin, die jetzt eine Tontaube bekommen hat, ist Christl Mertl aus Sandersdorf. Sie freut sich jedes Jahr, wenn die Zugvögel aus dem Winterquartier kommen. "Mitte Mai sind heuer meine Mehlschwalben gekommen", erzählt sie.

"Seit 1962, als das Haus gebaut wurde, nisten sie bei mir. Zuerst waren es immer nur zwei Brutpaare, jetzt sind es schon sechs." Etwa sechs Wochen werden sie noch bleiben, dann geht es wieder in den Süden.

Allerdings gab es heuer vor der Rückkehr der fliegenden Untermieter ein Problem: Die Außenfassade des Hauses musste vor Rückkehr der Mehlschwalben gestrichen werden. Doch auch hier zeigten sich die Hausbewohner überaus tierlieb: Als die Schwalben im Anflug waren, war das Haus bereits getüncht. Nun galt es, die Hinterlassenschaften an der frisch gestrichenen Hausmauer in Grenzen zu halten. Deshalb setzte sich Mertl mit Ernst Kirschke in Verbindung, der sich seit vielen Jahren bei der BN-Ortsgruppe engagiert. Er wusste Abhilfe: An drei Stellen brachte er unter den Nestern Holzbretter an. Damit war das Problem beseitigt.

Um auf das Engagement von Christl Mertl hinzuweisen und andere "Schwalbengeschädigte" auf diese Möglichkeit der hinzuweisen, hat sich Kirschke mit dem benachbarten Ortsverband in Verbindung gesetzt. Hubert Stockmeier aus Beilngries besorgte die Tonschwalbe und Mertl und Kirschke brachten sie gut sichtbar oberhalb der Haustüre an. Kirschke hofft nun, dass auch andere Vogelgeschädigte diesem Vorbild folgen werden und sich an ihn wenden.