Ingolstadt
Ein Gruß nicht nur auf Deutsch

Mehrsprachigkeit Thema bei Veranstaltung des Migrationsrates

26.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Ja zur Mehrsprachlichkeit: Professor Rupert Hochholzer und Nicole Ehrmann von der Universität Regensburg referierten über den "Umgang mit Mehrsprachlichkeit in Kindergärten und Schulen". - Foto: Stückle

Ingolstadt (DK) In Ingolstadt leben Menschen aus 150 Nationen. Klar, dass das Thema Muttersprache hier besonderen Stellenwert einnimmt. So lädt der Migrationsrat der Stadt seit 2014 anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache am 21. Februar zu einer Veranstaltung. Am Freitag war es wieder so weit.

In etwa einem Dutzend Sprachen werden die Gäste begrüßt. Kinder der Gotthold-Ephraim-Lessing-Mittelschule marschieren nach und nach in den Veranstaltungssaal im Dachgeschoss der Stadtbücherei im Herzogskasten ein, mit jeweiliger Nationalfahne, die sie sich wie eine Stola um die Schultern gehängt haben, und einer Begrüßung in ihrer jeweiligen Muttersprache. Das erste Kind heißt die Besucher auf Deutsch willkommen, das letzte sorgt mit der typisch bayerischen Begrüßung "griaßt's eich, schee, dass'ds do seids" für Lacher. Dazwischen folgen Grüße auf Italienisch, Türkisch, Spanisch und in vielen weiteren Sprachen.

Weltweit gibt es 6000 Sprachen, 2500 davon seien vom Verschwinden bedroht, sagte Christian Siebendritt, der Referent des Oberbürgermeisters, als Vertreter der Stadt. Allein in Deutschland seien 13 Sprachen bedroht, darunter Bayerisch, Alemannisch und Ostfränkisch, wie er dem "Unesco-Atlas of the World's Languages in Danger" entnommen habe.

Dass Sprache der Schlüssel zur Integration sei, wisse man nicht erst seit den Flüchtlingsströmen. "Mehrsprachigkeit ist der Schlüssel für gegenseitiges Verständnis und Respekt." So biete die Stadt allen dezentral untergebrachten Asylbewerbern Intensivkurse in Deutsch an. Die Bereitschaft unter den Flüchtlingen, das Angebot anzunehmen, sei hoch. Die Integrationsbeauftragte Ingrid Gumplinger dankte der Familienbeauftragten der Stadt, Adelinde Schmid, Marianna Kenyeres vom Migrantinnen-Netzwerk Ingolstadt und Derya Basal vom Migrationsrat, die die Veranstaltung zum Tag der Muttersprache mit ihr zusammen heuer zum dritten Mal organisiert haben. Einen internationalen Imbiss hielt die Cantina International bereit.

"Der Mehrsprachlichkeit gehört die Zukunft", meinte Gumpinger. Die von ihr genannte Erkenntnis, "Kinder, die mehrsprachlich erzogen werden, tun sich leichter beim Erlernen weiterer Fremdsprachen", wurde anschließend von zwei Referenten wissenschaftlich und mit vielen Zahlen untermauert: Professor Rupert Hochholzer, der eine Professur für Deutsch als Zweitsprache bei der Universität Regensburg hat, und die promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Regensburg, Nicole Ehrmann, hielten Impulsvorträge zum Thema "Umgang mit Mehrsprachigkeit in Kindergärten und Schulen".

Für ein Forschungsprojekt in Regensburg habe man seit März 2015 eine Kooperation mit dem Ingolstädter Kindergarten Atlantis, betonte Ehrmann. Fazit der beiden Referenten: Mehrsprachlichkeit ist längst Realität in Deutschland und in Kitas, Schulen und Familien angekommen. Sie bringe Vorteile, Wertschätzung und großen Mehrwert.

Über die "aktuellen Herausforderungen für die Schulen" diskutierten anschließend die beiden Referenten mit Schulrat Eduard Rieger, Anja Uschold, Beraterin für Migration und Asyl im Schulamtsbezirk Ingolstadt, und der Migrationsrätin Marianna Kenyeres. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Derya Basal.