(rh) Dass Christian Lösel am Beginn einer langen kommunalpolitischen Karriere stehen könnte, ist keine allzu gewagte Prognose, mag vor ihm auch Peter Schnell die Messlatte mit 30 Amtsjahren noch so hoch gelegt haben. Mit beinahe jugendlichen 41 Jahren ist man ja als Stadtoberhaupt fast noch in der Pubertät.
Da darf sich ein so hoffnungsvolles Nachwuchstalent wie Lösel schon mal den einen oder anderen Anfängerfehler erlauben. Den wird ihm - außer vielleicht Christian Lange von der Bürgergemeinschaft - keiner übelnehmen. Auch ein CSU-Oberbürgermeister kann schließlich nicht dauernd mit der Bayerischen Gemeindeordnung unterm Arm herumlaufen.
Am vergangenen Dienstag hat er sich allerdings etwas geleistet, das ihn selbst bei seinen Parteifreunden Kopf und Kragen kosten könnte. Nein, nicht die Stadtratssitzung mit extremer Überlänge war es, die der Ausgangspunkt für einen Putsch gegen Lösel zu sein droht. Auch nicht die Tatsache, dass er den 50 Kollegen im Rat während der zehnstündigen Beratungen nicht einmal eine ordentliche Brotzeitpause gönnte. Das alles wäre noch zu verschmerzen.
Aber bei einem Thema hört der Spaß endgültig auf: Die Stadtratssitzung ausgerechnet an dem Tag anzusetzen, an dem der FC Bayern gegen Juventus Turin in der Champions League spielt - das war ein nie da gewesener Tabubruch, den sogar eingefleischte CSU-Sympathisanten Lösel nicht verzeihen werden. Einem Fußballfan wie Alfred Lehmann wäre so was nie passiert, lästerten einige Hinterbänkler völlig zu Recht nach der Sitzung. Die hätten nämlich viel lieber die Tore von Thomas Müller und Arjen Robben angeschaut als die stark ersatzgeschwächte Referentenbank der Stadtregierung.
Weil wir vom DONAUKURIER es gut mit unserem Oberbürgermeister meinen, weisen wir seine Protokollabteilung schon heute darauf hin, dass am 16. Juni bei der Fußball-Europameisterschaft Deutschland in Paris gegen Polen spielt. Genau an diesem Tag soll laut Terminplan um 15 Uhr der Stadtrat zusammentreten! Noch ist Zeit, um zu reagieren.
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