Eichstätt
Ein fulminanter Schlussakkord

Petra Müllejans und Johannes Weiss stellten im barocken Holzersaal "Corelli und seine Eichstätter Kollegen" vor

12.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Johannes Weiss und Petra Müllejans bekamen für das gelungene Abschlusskonzert großen Beifall.

Eichstätt (EK) Wie die gemalte Kulisse eines barocken Theaters wirkten der blaue Himmel und die grünen Bäume hinter der Fensterfront des Holzersaales. Vor diesem prächtigen Hintergrund betraten Petra Müllejans und Johannes Weiss zum Abschlusskonzert des Musikfestes die Bühne.

Unter dem Motto „Corelli und seine Eichstätter Kollegen“ konnte das Publikum, passend zur Architektur des Saales in der Eichstätter Sommerresidenz, zwei Stunden lang Musik des 17. und 18. Jahrhunderts für Violine und Cembalo hören.

Die Geigerin Petra Müllejans ist seit vielen Jahren Konzertmeisterin des renommierten Freiburger Barockorchesters, eines Ensembles, das für seine vorbildlichen Interpretationen von Barockmusik schon viele Auszeichnungen erhalten hat. Außerdem ist Müllejans Professorin für Barockvioline an der Hochschule in Frankfurt. In dem Konzert spielte sie auf einer Geige, die wohl aus der Mittenwalder Geigenbaufamilie Klotz entstammt und im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Ihr Partner am Cembalo, Johannes Weiss, ist als Cembalist, Sänger und Lehrer, vor allem als Spezialist für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts bekannt. Neben Heidi Gröger ist er auch der Hauptorganisator des Eichstätter Musikfestes. Das große, zweimanualige Instrument, das dem Künstler zur Verfügung stand, ist der Nachbau eines Cembalotyps, der um 1720 in Deutschland gebräuchlich war.

Der bekannteste Komponist des Abends war sicherlich Arcangelo Corelli, von dem die Sonate I in D-Dur auf dem Programm stand. Vor allem im ausgezierten ersten Satz zeigte sich die ganze Bandbreite des geigerischen Könnens der Interpretin, die auch für alle übrigen Werke gilt: Man hörte perlende Läufe, klangvolle Doppelgriffe, schmachtende, lang gezogene Töne, stupende Dreiklangsbrechungen über alle Saiten und das alles mit einer perfekten Intonation. Übertragen galt dies fast genauso für den Cembalopart. „Fast“ deshalb, weil sich bei der Intonation das Cembalo doch als sensibles Wesen zeigte. Zweimal musste das Konzert kurz unterbrochen werden, um einige Saiten nachzustimmen, was vom Spieler souverän schnell selbst erledigt wurde.

Vor allem das Zusammenspiel der beiden Musiker nötigte größten Respekt ab. Alles war wie aus einem Guss. Ritardandi, Tempoübergänge oder gemeinsame Phrasierungen gelangen mit schlafwandlerischer Sicherheit.

Die Eichstätter Hofkapelle war mit zwei Komponisten vertreten: Rupert Ignaz Mayr (1646-1712) war zumindest für eine kurze Zeit Violinist an der hiesigen bischöflichen Kapelle. Von ihm wurde die Sonate in D-Dur und eine „Sinfonia“ in A-Dur gespielt. Ein echter Eichstätter (hier 1639 geboren und 1721 gestorben) ist Bartholomäus Weissthoma. Das gesamte bekannte kompositorische Werk dieses Hoforganisten wurde von Johannes Weiss am Cembalo aufgeführt, denn die „Toccata C-Dur für Cembalo solo“ ist das einzige überlieferte Stück dieses Komponisten. Die anderen mehr oder weniger bekannten Komponisten, von denen Werke zu hören waren, hießen Francesco Bonporti und Bernardo Pasquini. Interessant sind alleine schon die vielfältigen Namen der Stücke: Neben die Gattungen „Sonata da camera“ und „Sonata da chiesa“ gesellten sich Toccaten, Inventionen, eine Sinfonia und eine Serenata.

Der kräftige Applaus im ausverkauften Holzersaal wurde mit einer „Sarabande“ und einer rasanten „Giga“ von Corelli belohnt. Nach diesem fulminanten Schlussakkord kann man auf die Fortsetzung des Festivals „Alte Musik neu erleben“ im nächsten Jahr sehr gespannt sein.