Neuburg
Ein Fest der Sinne und der Lebensfreude

Ausstellung von Robert Sgarra in der Galerie Nassler eröffnet - Kein Platz für Melancholie und Grübelei

20.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:14 Uhr
Josef Heumann
Umlagert von Fotografen: Robert Sgarra signiert in der Galerie Nassler eine Arbeit von ihm; bis Ende Oktober sind seine Bilder jetzt dort zu sehen. Mittendrin gesellte sich Sgarra zu James Hurley ans Piano, ihre Improvisation ist eine Schau. −Foto: Heumann

Neuburg - Man kann die Bilder getrost als grässlich empfinden - dann gibt's da ein ganz tolles Rezept: Unbedingt hingehen - besser abreagieren war nie!

Die Galerie von Barbara Nassler toppt sich gerade selbst. Mega-Star James Rizzi war gestern. Jetzt ist die bunte, schrille, oft schräge und doch immer wieder auch so hintersinnige, allemal sublim gewitzte Welt eines Robert Sgarras am Spitalplatz eingekehrt.

Und Barbara Nassler lebt diese Welt. Die Vernissage am Freitag geriet zum puren Fest der Sinne, praller Lebensfreude und Sinnlichkeit. Robert Sgarras Bilder sind ein Kosmos für sich. Da trifft zusammen, was in jeder anderen Welt nie und nimmer zusammengehört. Reality und Fantasy mixen sich, treffen sich in einer Glamourwelt, die ihren eigenen Gesetzen gehorcht. Mickey Mouse auf Augenhöhe mit Romy Schneider und Marilyn Monroe, die längst auch nur mehr als Kunstfiguren fungieren (und halt doch nicht immer so funktionierten, wie die Vitae dazu traurig genug belegen. )

Für Trauer, Melancholie, allzu Grübeln freilich ist in Robert Sgarras Welt kein Platz. Da ist Party pur, und Sgarra selbst begegnet denn auch auf Gesellschaftsseiten von Journalen fast häufiger als im Feuilleton. Bei so viel pulsierend pochender Freude, die einem aus jedem Bild förmlich anspringt, verändert sich die Frage, ist das - noch oder schon - Kunst, fast von allein. Mehr als alles andere aber erfüllen Sgarras Arbeiten ein ganz ganz wichtiges Kriterium "ernstlicher" Kunst: Sie sind ungemein innovativ, gerade indem sie sich so gerne vertrauter Sujets, durch die Bank wenn man so will Zitate von höchstem Wiedererkennungseffekt bedienen.

Robert Sgarra bringt damit ein - sehr - heutiges Lebensgefühl absolut auf den Punkt: Alles und jeder sind schier beliebig medial verfügbar, längst haben die Ebenen von Realität und Fiktionalität angefangen, sich zu vermengen. Die Welt als buntes Pop Art Puzzle, laut und fröhlich und nur ganz selten so skurril, dass daraus beinahe schon Medienkritik wird.

Mit wachsender Vertrautheit in der Welt der Comics wird sich desto mehr noch entdecken lassen. So sehr die Bilder sofort ins Auge springen, sie laden zum Verweilen ein, erzählen oftmals ganze Geschichten, sie und ihr Schöpfer schaffen eben ihren eignen Kosmos.

In dem eine Barbara Nassler förmlich aufzugehen scheint. Ihr ganzes Haus, den halben Platz gleich mit verwandelt sie in eine perfekt inszenierte Kunstwelt, schließt die Nachbarschaft mit ein, bewirtet ihre illustre Gästeschar ganz französisch, schafft es, dass ein James Hurley für sie den Barpianisten gibt, zu dem sich plötzlich zur allgemein größten Überraschung ein Robert Sgarra als kongenialer Improvisationspartner gesellt. Schließlich kredenzt Barbara Nassler gar eine Sgarra-Torte, mit diesem sahnigen Material-Mix überrascht der Karlshulder Kuchen-Kreateur Stahl sogar Multitask-Künstler Sgarra noch. "Ich bewundere Sie sehr, wie Sie sich all den Widrigkeiten und Herausforderungen stellen" - Kulturamtsleiterin Marieluise Kühnl weiß, wovon sie spricht.

DK

Josef Heumann