Riedenburg
"Ein ehrlicher und geradliniger Mensch"

Weggefährten und Kommunalpolitiker aus allen Parteien trauern um Altlandrat Franz Lang

13.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr
Mit unkonventionellen Methoden kämpfte der am Dienstag gestorbene Landrat Franz Lang von 1952 bis 1972 für für die Modernisierung des damaligen Landkreises Riedenburg. −Foto: DK-Archiv

Riedenburg/Dietfurt/Altmannstein (rat) Über alle Parteigrenzen hinweg haben einstige Kommunalpolitiker und andere Weggefährten aus dem früheren Landkreis Riedenburg die Lebensleistung von Franz Lang gewürdigt. Der Altlandrat war am Dienstag im Alter von 101 Jahren gestorben.

"Franz Lang war der Grandseigneur der Kommunalpolitik - nicht nur in Riedenburg, sondern im Kreis Kelheim", sagt der frühere Kelheimer Landrat Hubert Faltermeier (FW). Seine riesige Erfahrung, sein Weitblick und seine Ratschläge würden in Zukunft fehlen. Lang habe über Parteigrenzen, Generationen und lokale Interessen hinweg gedacht. Obwohl sie beide sich menschlich gut verstanden hätten, sei Lang aber über den vom Kreis initiierten Abriss der von ihm gebauten Johann-Simon-Mayr-Realschule in Riedenburg nicht erfreut gewesen. "Ich habe ihn zuvor um Absolution gebeten", erinnert sich Faltermeier, "und die hat er mir erteilt". Lang habe aber auf den Erhalt des Realschulstandortes Riedenburg gepocht und sei am Ende vom Neubau begeistert gewesen.

"Franz Lang war eine Persönlichkeit und er hat den Kreis Riedenburg wie ein barocker Fürst regiert", meint der frühere Kelheimer Landrat Manfred Kreitczick. Seine Amtsführung sei "unkonventionell" gewesen, doch Lang habe für den früheren Kreis Riedenburg viel herausgeholt.

"Sein Ziel war stets dieZufriedenheit der Bürger."

Dritter Bürgermeister Wolfgang Langer

 

 

"Sein Ziel war stets die Zufriedenheit der Bürger", stellt der Dritte Bürgermeister Wolfgang Langer (CSU) fest. Lang habe unwahrscheinlich viel geleistet, um den Kreis und die Stadt voranzubringen. Als Landrat sei Lang auch Aufsichtsrat der damaligen Sparkasse Riedenburg gewesen und habe den Bau des Sparkassengebäudes in der Mühlstraße angeschoben. Langer weist zudem auf die Verdienste Langs beim Bau des Schullandheims hin. Dank seines guten Gedächtnisses habe Lang bis ins hohe Alter noch bei vielen Fragen mitreden können, so Langer.

"Sein Tod tut mir weh, denn wir waren über viele Jahre befreundet", erklärt Günther Schlagbauer, der Initiator der Passionsspiele. Lang sei dem Schauspiel in Altmühlmünster vom ersten Tag an eng und als Förderer verbunden gewesen. Und er sei Gast bei jedem Fest des Deisinger Zunft- und König-Ludwig-Vereins gewesen. "Lang war ein Patriot, wie man ihn sich vorstellt." Besonders schätzte Schlagbauer an dem Gestorbenen dessen herzliche Art. "Er war ein ehrlicher und geradliniger Mensch. Davon könnten sich heutige Politiker eine Scheibe abschneiden."

Franz Lang habe "immer wie ein Löwe für Riedenburg gekämpft", bestätigt die FW-Stadträtin Thea Helmich. Sie habe ihn sehr geschätzt und sei ihm dankbar, dass er sich ins Leben der Freien Wähler eingebracht habe.

Der frühere Riedenburger Vize-Bürgermeister Volker Süß (CWG) attestiert Lang ebenfalls ein bisweilen eigenwilliges Vorgehen, mit dem er aber viel für den Kreis Riedenburg erreicht habe. Unter anderem habe Lang die Sonderschule nach Riedenburg geholt. "Er war ein Volkstribun, der sich mit den Leuten verstanden hat." Bewundert habe er Lang für dessen Fähigkeit, bis ins hohe Alter Gedichte vorzutragen.

Die vielen Gedichte, die Lang abrufen konnte, nötigen auch dem früheren FW-Stadtrat Peter Schwägerl Respekt ab. Damit habe der Altlandrat die Treffen des Seniorenklubs bereichert. "Er war ein unterhaltsamer Mensch. Es ist schade um ihn, ohne ihn wird uns etwas fehlen", bedauert Schwägerl.

"Er hat immer wie ein Löwe für Riedenburg gekämpft."

FW-Stadträtin Thea Helmich

 

Langs Einsatz für die Errichtung einer Sonderschule in Riedenburg würdigt auch Franz Krupka. Der Gründer der Lebenshilfe stammt wie Lang aus Mendorf. Der damalige Landrat habe sich auch von einem unmissverständlichen Nein des in Regensburg residierenden Oberschulrats nicht irritieren lassen und weiter für den Sonderschulstandort Riedenburg gefochten, erinnert sich Krupka. Am Ende habe Lang doch seinen Willen durchgesetzt. Die anfangs einzügige Sonderschule sei dann auf vier Klassen erweitert, aber schließlich nach Thaldorf verlegt worden. Nach den Worten von Krupka verdankt auch die Johann-Simon-Mayr-Realschule in Riedenburg dem Gestorbenen ihren Namen. Lang war Ehrenmitglied im Freundeskreis der Musik von Johann Simon Mayr und habe zur Renaissance der Werke des Mendorfer Komponisten beigetragen.

Das bestätigt Georg Halbritter, der sich ebenfalls im Vorstand dieses Vereins engagiert. Lang habe die Kontakte nach Bergamo, Mayrs italienischer Heimat, geknüpft. Als gebürtiger Mendorfer sei der Altlandrat dem Komponisten intensiv verbunden gewesen. "Ich war trotz seines hohen Alters überrascht, als ich von seinem Tod hörte, denn Lang war bis zuletzt ja noch mobil", sagt der frühere Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Riedenburg-Lobsing. Man könne sich damit trösten, dass er ein "biblisches Alter" erreicht habe.

Lang sei zwar "von der anderen politischen Firma" gewesen, aber man habe sich trotzdem gut vertragen, erinnert sich Albert Pfaller. Der 90-jährige CSU-Politiker war vor der Gebietsreform Bürgermeister der damals selbstständigen Gemeinde Schafshill und Thannhausen. Beim Straßenausbau habe der Landrat viel erreicht, berichtet Pfaller. Wichtig war laut Pfaller auch die von Lang initiierte Schaffung der Schulbuslinien. Damit sei den Dorfkindern der Besuch weiterführender Schulen ermöglicht worden.

Auch in Dietfurt ist Lang kein Unbekannter, denn bekanntlich gehörte die Sieben-Täler-Stadt bis zur Gebietsreform im Jahr 1972 zum Kreis Riedenburg. Der frühere Dietfurter Bürgermeister Alois Hengl (80) arbeitete eng mit dem Landrat zusammen. Ihre Wege kreuzten sich, weil Hengl damals CSU-Kreisvorsitzender und Vorsitzender des Lehrervereins im Kreis Riedenburg war. "Lang war ein Pionier, er hat den Kreis Riedenburg entwickelt und auf Vordermann gebracht." Über Lang könne man nur positive Dinge berichten. "Ich habe ihn für seine Leistung bewundert", sagt Hengl.

Der frühere ehrenamtliche Dietfurter Bürgermeister Rupert Faltermeier arbeitete 1971 und 1972 mit dem Landrat zusammen. Lang habe viele Aktivitäten entwickelt, meint der 84-Jährige. Unter anderem habe der Landrat die Idee zur Dietfurter Wassertretanlage gehabt, "die sich bis heute großer Beliebtheit erfreut".