Mailing-Feldkirchen
Ein echtes Phänomen

Technikbegeisterte Mailinger Schüler freuen sich über Auszeichnung

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Mailing-Feldkirchen (sic) Die Digitalisierung kann kommen. Die Kinder blicken euphorisch in die Zukunft. Technik macht ihnen keine Angst. Unternehmer, die sich im Zeichen des rasanten Wandels der Arbeitswelt um die Wettbewerbsfähigkeit des Forschungs- und Industriestandorts Deutschland sorgen, dürften mit Freude sehen, dass die Bemühungen um die Stärkung naturwissenschaftlichen Interesses im Kindesalter Früchte tragen. Etwa Marc Hilgenfeld, der Geschäftsführer der bayerischen Metall- und Arbeitgeberverbände. Er erlebte am Dienstag in der Grundschule Mailing an der Seite weiterer Gäste eine fröhliche Sympathiebekundung für die Welt der angewandten Technik.

Die Kinder schmetterten im Chor: "Hier bei uns in Mailing ist einiges los! Unsere kleine Grundschule, heut' ist sie ganz groß." Denn sie darf jetzt den Titel "Miniphänomenta-Schule" tragen - ein Gütesiegel, das in Bayern bisher erst neun Schulen verliehen bekommen haben. Ihre handwerklich begabten Eltern wurden sozusagen gleich mitprämiert, denn ohne ihr Engagement wäre es nichts geworden mit dem Projekt und dem begehrten Titel.

Die Miniphänomenta ist eine naturwissenschaftlich-technische Wanderausstellung mit 52 Mitmachstationen, die jeweils für zwei Wochen in einer bayerischen Schule aufgebaut ist. Das Ziel: Kinder spielerisch an den sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) heranführen. Doch da es lange dauern kann, bis die Miniphänomenta auf ihrer weiten Tour mal ins Haus kommt, beschlossen die Mailinger: "Dann basteln wir uns eben unsere eigene Miniphänomenta!"

Kirsten Weber, die Elternbeiratsvorsitzende, ergriff mit Anja Schachtner, der Vorsitzenden des Fördervereins der Grundschule, die Initiative. Sie zogen durch Mailing, um Händler als Sponsoren für die Materialkosten zu gewinnen. Mit Erfolg. Die nötigen 900 Euro hatten sie bald zusammen. Ingrid Greppmair, die Rektorin, unterstützte das Projekt von Anfang an. Die Lehrerin Kirstin Amberger besuchte eine MINT-Fortbildung und hielt die Verbindung zwischen der Schule und den schreinernden, bohrenden, schraubenden oder anderweitig werkelnden Eltern. Sie schufen einen schönen und spannenden Experimentierparcours mit 17 Stationen, an denen die Kinder die Gesetze der Physik erkunden können. Die Black Box, der Blick in die Unendlichkeit, der Blinde Fleck, der Sprachschlauch oder das Phasenpendel - es gibt eine Menge zu entdecken.

Und so reimten die Grundschüler munter "probieren" auf "kapieren" und "profitieren". Die Lehrer im Raum vernahmen diese demonstrative pädagogische Aufgeschlossenheit sicher gern. Die Väter und Mütter freuten sich besonders über diesen Vers: "Die fleißigen Eltern bauten ohne Ruh', so kamen viele Stationen dazu."

Auch OB Christian Lösel war Gast der Feier. "Ihr könnt euch wahrlich glücklich schätzen, so eine zukunftweisende Ausbildung zu erhalten", sagte er zu den Kindern. Gerade jetzt in der Zeit "des erheblichen Strukturwandels wegen der Digitalisierung". Wirtschaftsvertreter Hilgenfeld bekannte: "Wir fördern die Miniphänomenta nicht ganz uneigennützig. Es freut uns, wenn wir es schaffen, Technikbegeisterung zu wecken." Zuerst müsse man die Neugier der Kinder wecken, ergänzte Schulamtsdirektor Edmund Rieger. "Dann gelingt auch die Förderung." Jurymitglied Andreas Ortner betonte, dass die "tolle Zusammenarbeit der Eltern" für die Auszeichnung eine große Rolle gespielt habe. Reinhard Kammermayer, langjähriger Regionalbeauftragter für "Jugend forscht", hielt einen stufenlos verstellbaren Kleiderbügel hoch, den 13-Jährige bis zur Patentreife entwickelt haben - "rein nach dem Prinzip der Haftkraft". Der Physiker rät: "Wir müssen die Fragen der Kinder induzieren!"

Was Induktion ist, lernen sie dann in der neunten Klasse.