Schrobenhausen
Ein besonderer Platz für den "Pferdepatron"

25.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:13 Uhr

Der Innenraum der Kapelle. Vorne (v.l.) der Heilige Antonius, der Heilige Leonhard, die Heilige Immaculata. Andere Devotionalien finden sich dort ebenfalls: ein Fatschenkindl, ein Straußenei mit Kreuz, Kerzen, Rosenkränze, Kreuze und Bilder des Papstes und des Augsburger Bischofs.

Schrobenhausen (twr) Zu einem der am meisten verehrten Heiligen in Bayern zählt nach wie vor der Heilige Leonhard. Mehr als 50 Leonhardi-Wallfahrten gibt es hierzulande jährlich. Auch zahlreiche Votivgaben werden dem als Patron der Gefangenen, Gebärenden und der Pferde bekannten Heiligen noch immer dargebracht. Heute vor allem Tafeln und Kerzen.

So manch einer, der am 1. August 2009 in Drei Linden unterwegs war, mochte seinen Ohren kaum glauben. Es war ein warmer Samstagvormittag, die Sonne schien. Einige hatten sich auf ihren Liegestühlen ausgestreckt, andere mähten Rasen oder machten sich auf ins nahegelegene Freibad – als plötzlich ungewohnte Töne in dem Schrobenhausener Ortsteil nahe dem Goachat erklangen. Wer ihnen nachging, kam in den Hans-Sachs-Weg Nummer Eins zu einem eher unscheinbaren Haus mit Eternitfassade. Auf dem Grundstück jedoch hatte sich eine Schar rund 50 festlich gekleideter Menschen versammelt. Ein Geistlicher war darunter, auch drei "Hoheiten" wie die Spargelkönigin sowie ein Quintett Alphornbläser. Hell übertönten ihre langen Hörner noch das penetranteste Rasenmähergeknatter in den Nachbargärten.
 

Für Leonhard Ottilinger war es ein ganz besonderer Tag. Seine Kapelle wurde feierlich gesegnet – gelungener Abschluss einer langen Vorbereitungs- und Bauzeit. "Fünf Monate hat die Fertigstellung der Kapelle gedauert", erzählt der 63-Jährige, wobei Handwerker aus der gesamten Region beschäftigt worden seien. "Schöne Monate", wie Ottillinger rückblickend findet, obwohl Planung und Organisation viel Zeit in Anspruch genommen hätten.

"Es hat Spaß gemacht"

Und Geld habe das Ganze natürlich auch gekostet. Wie viel genau, möchte der gebürtige Schrobenhausener aber nicht verraten. Nur so viel, dass ein Kleinwagen wohl nicht ausreichte, um die Kosten zu decken. Trotzdem habe sich jeder Cent gelohnt. Denn mit anzusehen, wie ein lange gehegter Wunsch langsam Gestalt annehme, die harmonische Zusammenarbeit mit den Handwerkern, – "das hat einfach nur Spaß gemacht". Und wenn dann noch so viele Leute kommen, wie zu der ersten Maiandacht mit 100 Menschen, "so was baut Dich auf".

Solider Bau

Auch kann sich das Resultat allemal sehen lassen. Äußerst solide wirkt der Heiligenbau von außen. Fünf Schichten massiver Natursteine bilden den Sockel der Kapelle. Der Holzaufbau darüber ist aus hellem Fichtenholz gezimmert. Ebenso das Dach, das zudem mit Schindeln aus Zedernholz gedeckt wurde. Die habe er eigens mit dem Auto aus Oberstaufen nach Schrobenhausen transportiert, erklärt Ottillinger, der regelmäßig im Allgäu Urlaub macht. Dort habe er verschiedene Anregungen für sein im alpenländischen Stil gefertigtes Heiligenhaus gesammelt.

Geschnitzte Figur

Mit grüner Lodenjacke steht der König-Ludwig-Fan vor der schmiedeeisernen Eingangstür seiner Privatkapelle und in seiner Stimme klingt deutlich Stolz mit. Stolz ist Ottillinger auch auf den liebevoll gestalteten Innenraum. Häufig zieht er sich dort hin zurück, um zu beten oder einfach nur Ruhe zu finden. Zwischen allerlei selbst gefertigten Kerzen, Devotionalien und anderen religiösen Kunstgegenständen, einem Fatschenkindl in einer Vitrine etwa, findet sich dort auch eine geschnitzte Figur des Heiligen Leonhard. Als Dank für seine Hilfe in einer schweren Zeit der Krankheit und Niedergeschlagenheit habe er ihm die Kapelle gestiftet, so Ottillinger.

Drei Andachten pro Jahr

Für den aus Frankreich stammenden Heiligen habe er sich entschieden, weil er sein Namenspatron ist und er schon etliche Leonhardifahrten mitgemacht hat. Deshalb eine ganz besondere Freude bereitete ihm die Segnung seiner Kapelle durch Pfarrer Stefan Gast aus Inchenhofen, das im Mittelalter eines der größten Wallfahrtsziele überhaupt war. Wer das Heiligenhaus übrigens besichtigen möchte, kann Ottillinger immer vormittags telefonisch erreichen. Außerdem finden zwei oder drei Mal im Jahr Andachten statt, bei denen jeder herzlich willkommen ist.