Ingolstadt
Ein Berg an Problemen

FC Ingolstadt muss sich nach dem Bundesliga-Abstieg noch sortieren Zwei Derbys sollen helfen

07.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Muss an der Seitenlinie zurzeit noch viel korrigieren: FCI-Trainer Maik Walpurgis. Der 43-Jährige wartet saisonübergreifend seit acht Pflichtspielen auf einen Sieg. - Foto: Bermel/Eibner

Ingolstadt (DK) Zwei Spiele, null Punkte - so hatten sich die Schanzer den Start in der 2. Bundesliga nicht vorgestellt. Schlimmer noch als die Ergebnisse waren die gezeigten Leistungen gegen Union Berlin und den SV Sandhausen. Es hakt beim FC Ingolstadt noch an allen Ecken und Enden.

"Es muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen", sagt Trainer Maik Walpurgis und spricht nach den beiden 0:1-Niederlagen den Kampfgeist seines Teams an. "Wir wussten aus den Vorjahren, dass sich die Absteiger in der Akklimatisierungsphase in der Zweiten Liga schwer tun. Das wollten wir vermeiden, aber wir sind mitten drin", meint der 43-Jährige. Kapitän Marvin Matip bestätigt den Trainer. "Ich habe das Gefühl, dass wir noch im Vorbereitungsmodus sind und nicht alles rausfeuern, was wir können. Jetzt stehen wir hinten drin und sind nicht mehr die Gejagten, sondern wieder die Jäger. Vielleicht ist das besser für die Mannschaft", meint der FCI-Spielführer.

Probleme gibt es in vielen Bereichen. Wir nennen einige.

 

SPIELSYSTEM

Walpurgis hat in der fünfwöchigen Saisonvorbereitung von einem 3-4-3-System mit zwei Sechserpositionen auf eine 3-5-2-Formation umgestellt, um in der Offensive mehr Variationsmöglichkeiten zu haben. Das hat die Mannschaft bisher nicht umsetzen können. Bereits in den Testspielen hatten die Schanzer - wie zuvor auch in der Bundesliga - Probleme, Chancen zu kreieren. Hinzu kommt nun die Anfälligkeit im Umschaltspiel. In den Testpartien ging das noch gut, aber in der Liga nicht mehr. "Wir haben in der Umschaltphase von der Offensive auf Defensive den Entwicklungsspieler von Sandhausen aus den Augen verloren", analysierte Walpurgis nach dem jüngsten 0:1 und fordert: "Wir müssen die Räume besser verdichten und die Bälle jagen."

 

PERSONAL

Der Trainer hat zwar nur vier Stammspieler aus der Vorsaison verloren, aber dennoch ist das Gefüge in Unordnung. Das liegt zum Teil daran, dass mit Florent Hadergjonaj und Marcel Tisserand noch wechselwillige Spieler im Kader sind und Walpurgis zudem acht externe Neuzugänge oder Rückkehrer zu integrieren hat. Dazu sucht der 43-Jährige nach wie vor die richtige Besetzung im Mittelfeld, was durch Max Christiansens Verletzung sowie den Trainingsrückständen von Almog Cohen und Sonny Kittel zusätzlich erschwert wird. Die Folgen sind in allen Mannschaftsteilen spürbar. Die an sich eingespielte Abwehrkette ist durch Tisserands Isolation gesprengt und gegenwärtig verunsichert. Auf den Außenbahnen kommt Neuzugang Marcel Gaus links bisher nicht zurecht, rechts irritiert der Schwebezustand bei Hadergjonaj die potenziellen Nachrücker. Und im Angriff harmoniert das Sturmduo Dario Lezcano/Stefan Kutschke nicht, weil Letzterer von seinen Mitspielern nicht - wie zuvor in Dresden - entsprechend eingesetzt wird. "Wir müssen in jedem Bereich den Finger in die Wunde legen. Wir haben vorne nicht genug Durchschlagskraft, unsere Stürmer werden nicht so eingesetzt und unsere Abstände sind zu groß", kritisiert Matip und fordert: "Wir müssen uns schütteln und die Grundtugenden abrufen. Das sind Kampf und Leidenschaft."

 

TRAINER UND STIMMUNG

Systemumstellung, die damit verbundenen Personalrochaden und -entscheidungen bringen auch Walpurgis in die Bredouille. Er testete Stefan Lex und Thomas Pledl auf der rechten Außenbahn und stellte dann Phil Neumann gegen Union auf diese Position. Für Pledl, vor seiner Rückkehr zum FCI in Sandhausen Freistoßspezialist und Ideengeber, gab es gar keinen Platz mehr im Kader - entsprechend groß ist bei ihm die Enttäuschung. Spieler wie Lex, Robert Leipertz oder Maurice Multhaup, die bereits in der Vorsaison zu kurz gekommen sind, schleppen zudem Frustpotenzial mit sich herum. "Wir müssen als Mannschaft noch enger zusammenrücken. Ich glaube, dass wir außerhalb des Platzes schon ein Team sind, aber wir müssen es auch schaffen, das aufs Spielfeld zu übertragen und die Geschlossenheit zeigen, die wir neben dem Platz zeigen. Es ist komisch, dass wir mit der Truppe Lehrgeld zahlen, aber das ist im Moment so", sagt Kapitän Matip.

Zwei Derbys sollen den Schanzern nun helfen, in die Spur zu finden. Am Sonntag (15.30 Uhr) im DFB-Pokal bei 1860 München und eine Woche später im Liga-Heimspiel gegen Aufsteiger Jahn Regensburg (20. August, 13.30 Uhr).