Ein bequemer Gegner

Kommentar

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Donald Trump gibt den Kim. Vom nordkoreanischen Gewaltherrscher Kim Jong-Un ist man es gewohnt, dass er die Welt bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit martialischen Gewaltfantasien belästigt.

Und der US-Präsident glaubt nun offenbar, nachziehen zu müssen. "Feuer und Wut", eine Reaktion, "wie sie die Welt noch nicht gesehen hat" - was Trump da in seinem Golfklub in New Jersey gesagt hat, ist weit jenseits der normalen Wortwahl eines Anführers der freien Welt. Insofern bedeutet das natürlich eine zumindest rhetorische Eskalation des Nordkorea-Konflikts, die weltweit Kriegssorgen schürt.

Aber mal im Ernst: Konnte man wirklich glauben, dass sich der Egomane im Weißen Haus von irgendwelchen diplomatischen Sprachregelungen bremsen lässt? Grenzüberschreitungen gehören zum festen Repertoire Donald Trumps - nicht zuletzt deshalb ist er schließlich gewählt worden. Außerdem gibt es aus Sicht des US-Präsidenten durchaus einen guten Grund, den Nordkorea-Konflikt am Köcheln zu halten: Er ist eine willkommene Gelegenheit, von all den Widrigkeiten abzulenken, mit denen sich Trump zu Hause in Washington herumschlagen muss - von den Personalquerelen bis zur endlosen Russland-Affäre. Nordkorea ist weit entfernt, politisch isoliert und wirtschaftlich unbedeutend - ein bequemer Gegner also, wenn man so will.

Das heißt nicht, dass der Streit um Kims Atomwaffenprogramm irgendwie harmlos ist. Es wäre nicht der erste Konflikt, der mehr einer Eigendynamik folgend als wirklich gewollt zu einem Waffengang ausufert. Allerdings gibt es in Trumps Regierungsmannschaft immer noch genug "Erwachsene", die wissen, dass der einzige Weg aus dem Nordkorea-Konflikt mühsame Diplomatie ist. Das mag nicht in Trumps Welt der schnellen Deals passen, ist aber durchaus erfolgreich: Erst am Wochenende hat der UN-Sicherheitsrat mit den Stimmen aller Vetomächte härtere Sanktionen gegen Nordkorea verhängt.

Auf der anderen Seite kann man dem bizarren Nordkorea-Herrscher Kim wohl zumindest eine gewisse politische Logik unterstellen: Er treibt das Atomwaffenprogramm deshalb so rücksichtslos voran, weil er weiß, dass die Bombe seine Lebensversicherung ist. Aber eben nur, solange er sie nicht einsetzt.