(mbl)
Stadtgeflüster vom 10. August 2017

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

(mbl) Einigen Ingolstädtern wird am Lenkrad fast das Herz stehen geblieben sein, als sie - Richtung Glacisbrücke - die Donaulände entlanggefahren sind. Auf Höhe der Kleinkunstbühne Kap 94 erwartete sie spätabends gleich zweimal ein Schreckensszenario: Zuckendes Blaulicht durchschneidet die Finsternis, ein Leichenwagen mit geöffneter Heckklappe steht in der Einfahrt, in weiße Overalls gekleidete Männer der Spurensicherung suchen die Gegend ab, Polizisten säumen den Platz, und unweit davon ist ein Kunststoffpavillon in Scheinwerferlicht getaucht.

Damit das sich andeutende Unheil, das sich darunter verbirgt, keinen Schatten nach draußen wirft, ist an der Zeltwand sogar ein zusätzlicher Sichtschutz Richtung Straße angebracht.

Autofahrer, die die Stelle passieren, halten sich fassungslos die Hand vor den Mund. Es gibt eigentlich keinen Zweifel - hier muss etwas Schreckliches passiert sein. Auch ein DK-Reporter ist noch unterwegs und wird Zeuge des Ganzen. Er stellt das Autoradio ab und wählt aufgeregt (nachdem er sein Auto geparkt hat!) die Nummer des Spätdienstes. Es ist kurz vor 22.45 Uhr, eine Kollegin in der Online-Redaktion hält noch wacker die Stellung. Er bringt ihr schonend bei, dass sie vielleicht besser noch ausharren sollte. Es würde wohl noch eine Schlagzeile zu formulieren sein - wenn auch keine angenehme. Auch die Kollegin muss erst mal Luft holen, denn so eine schlimme Nachricht erreicht die Redakteure nicht alle Tage.

Gut zehn Minuten später gibt der Reporter dann kleinlaut Entwarnung. Er hat den "Tatort" noch einmal angefahren und ist bis zur Absperrung gegangen. Am Flatterband sieht er einen Zettel hängen. Die Aufschrift lässt ihn erneut zusammenzucken: "Wegen Dreharbeiten gesperrt" steht dort. Die täuschend echte Kulisse hätte wohl einen Oscar verdient. Und der Reporter eine Baldriantablette. "Derrick"lässt grüßen.