Ingolstadt
"Ein absoluter Tiefschlag"

Die Genossen müssen den Sturz in die Einstelligkeit verkraften

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Enttäuschte Mienen: Landtagsdirektkandidat Christoph Spaeth und Stadträtin Veronika Peters. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Die Gulaschsuppe ist vielleicht noch das Beste in diesen Stunden, in denen man sich kaum traut, das SPD-Haus mit dem Gruß "Guten Abend" zu betreten.

Wenn es einem schlecht geht, dann soll man wenigstens vernünftig essen. Denn was die einst so stolzen Genossen vom Wähler serviert bekommen haben, ist schwer verdaulich. "Ein absoluter Tiefschlag", sagt SPD-Grande Manfred Schuhmann. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass wir unter zehn Prozent rutschen. " 9,07 sind ist es in Ingolstadt letztlich offiziell; noch ein bisschen unter dem schon historisch schlechten Landesergebnis. Den Ingolstädter Wert von vor fünf Jahren (20,3 Prozent mit Christian Ude damals) mehr als halbiert, nur noch einstellig, wie eine Splitterpartei. "Traurig, extrem traurig", sagt auch der Kreisvorsitzende Christian De Lapuente, für den es gleich ein noch bitterer Abend wird. Er trat im Stimmbezirk Eichstätt als Direktkandidat an und kommt dort trotz eines intensiven Wahlkampfes auf nur 7,02 Prozent, während die Partei überhaupt nördlich von Ingolstadt auch nur noch auf 7,89 kommt. Desaströse Werte allesamt. "Schwer zu schlucken" ist sei da besonders, dass "völlig unbekannte Kandidaten" vorbeigezogen sind. "Ich habe in Titting eine einzige Stimme bekommen. . . ", sagt De Lapuente frustriert.

In Ingolstadt liegt Direktkandidat Christoph Spaeth zwar auch unter dem Landesschnitt der SPD, aber zumindest leicht (9,13) über dem örtlichen Parteiergebnis. "Es scheint, als würden wir Platz vier holen", sagt er. "Immerhin noch vor den Freien Wählern", so lautet sein persönliches Erfolgserlebnis.

Man mag es kaum glauben, aber um halb neun brandet sogar ein bisschen Applaus in der Wahlkampfzentrale am Unteren Graben auf. In seinem Heimatstimmbezirk in Mailing landete Spaeth sogar knapp auf Rang zwei.

Aber das alles kann natürlich nicht über den katastrophalen Absturz hinwegtäuschen. In den Wahlkämpfen in den 1980ern und 1990ern sei man teils mit dem Slogan "35+x" angetreten, sagt Manfred Schuhmann , der einst einer von drei (! ) SPD-Landtagsabgeordnete n aus Ingolstadt war, die gleichzeitig im Maximilianeum weilten. Nun ist man weiter von einem einzigen Vertreter entfernt als je zuvor.

Da hilft nur Sarkasmus: "Bitte keine anzüglichen Bemerkungen", spöttelte Schuhmann: "Wir stehen neuerdings unter Minderheitenschutz. " Andere Genossen überlegten laut, ob sie noch an diesem Abend "Danke schön" auf die Wahlplakate kleben sollten.

In der Analyse der Schlappe war man sich schnell einig: "Wie die CSU hat uns die Bundespolitik voll getroffen", sagte Spaeth für alle. Die Frage des Abends aber stellte De Lapuente selbst:"Wie erholt man sich, wenn man sich halbiert? " Die Antwort müssen die Genossen in den kommenden Wochen schnell finden.

Christian Rehberger