Ingolstadt
Kein Grund zur Euphorie

AfD ist allerdings in Ingolstadt immer noch stärker als im Landesschnitt

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Verhalten optimistisch: Die beiden AfD-Landtagsdirektkandidaten Johannes Kraus von Sande (Ingolstadt) und Tobias Teich (Pfaffenhofen) verfolgen mit dem Pfaffenhofener Bezirkstagsbewerber Josef Robin (von rechts) im Gasthaus am Auwaldsee die TV-Berichterstattung über die Bayernwahl. −Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Sieger sehen anders aus - Verlierer aber auch: Die AfD wollte zweistellig werden und ist es (so gerade eben) geworden, aber in Bedrängnis kann sie nach der Bayernwahl kaum jemanden bringen.

Das weiß offenbar auch jeder im großen Saal des Gasthauses am Auwaldsee, wo sich die Kreisverbände Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen-Freising am Sonntagabend auf rund 100 Mitglieder und Gäste eingestellt haben. Doch die Party kommt nur allmählich in Schwung.

Etliche Parteigänger, so heißt es, sind als Wahlhelfer aktiv gewesen, können also erst zu späterer Stunde eintrudeln. Sind bei Präsentation der ersten Prognose in der ARD-Wahlsendung um 18 Uhr erst knapp 40 Leute im Saal, kommt man kurz vor 19 Uhr, als Bundestags-Fraktionschefin Alice Weidel via TV abermals "Merkel muss weg! " skandiert, immerhin auf bald 80 Besucher. Das reicht für einen kurzen, lautstarken Applaus in Richtung Berlin, auch für ein weiteres Aufwallen, als Weidel die Forderung nach Neuwahlen im Bund nachschiebt. Dann wird es wieder recht ruhig in der weiten Runde. Tischgespräche, einige etwas engagiertere Diskussionen in kleinen Zirkeln - Masseneuphorie ist nicht zu spüren.

Einen kurzen warmen Beifall hat es immerhin zuvor für den Ingolstädter AfD-Landtagskandidaten Johannes Kraus von Sande und den Pfaffenhofener Direktkandidaten Tobias Teich gegeben, die gemeinsam mit Josef Robin, Bezirkstagskandidat in Pfaffenhofen, eingetroffen sind. Ansprachen werden nicht gehalten. Alle wissen offenbar zu gut: So richtig was zu feiern gibt es eigentlich nicht. Noch nicht? Ob von Sandes letztendlicher Listenplatz für einen Einzug in den Landtag reicht, wird sich erst tief in der Nacht weisen.

Dass das Landtagsergebnis zweistellig ist, bereitet immerhin meistenteils Genugtuung. Weil auch Freie Wähler und FDP als Konkurrenten im bürgerlichen Lager offenbar ordentlich punkten und der CSU Stimmen abringen konnten, ist es nach allgemeiner Einschätzung für die AfD bayernweit schwierig gewesen, deutlich über die Zehnprozentmarke zu kommen.

Immerhin scheint der Wahlkreis Ingolstadt für die Rechtspopulisten nach wie vor ein gutes Pflaster zu sein: Er habe den persönlichen Ehrgeiz, in seinem Stimmkreis über den Landesschnitt der Partei zu kommen, sagt von Sande dem DK. Dieses persönliche Ziel scheint er erreicht zu haben: Als kurz nach 21 Uhr die letzten Wahllokale ihre Ergebnisse ins Rathaus melden, steuert die AfD in der Stadt auf 13 Prozent zu. In einzelnen Stimmbezirken (Schule Lessingstraße, Herschelschule) ist sogar die 30-Prozent-Marke überschritten worden, liegt man teils vor der CSU. Es zeigt sich erneut: Die Partei ist vor allem in den Vierteln eine Alternative, die nicht zu den privilegierten Stadtquartieren gezählt werden.
 

Bernd Heimerl