Pfaffenhofen
Eifersuchtsdrama endet vor Gericht

Bruder verdroschen: Bewährungsstrafe für 24-Jährigen

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Ein Bruderzwist vor Gericht: Weil Thomas F., 24 (alle Namen geändert), seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Fabian verprügelt hatte, verurteilte ihn das Pfaffenhofener Amtsgericht zu einer Bewährungsstrafe von drei Monaten.

Eifersucht zwischen Brüdern ist ein Stoff für Dramen und so alt wie die Menschheit. Immer geht’s darum, wer mehr geliebt wird. Kain erschlägt seinen Bruder Abel, weil Gott dessen Opfergabe mehr behagt. Der alttestamentarische Joseph wird von seinen Brüdern in der Wüste in einen Brunnen geworfen, weil er Papas Liebling ist. Und Thomas vermöbelt seinen kleinen Bruder, weil der sich jetzt an der Gunst von Steffi erfreuen kann.

„Das hat eine lange Vorgeschichte“, erklärt Thomas F. die Prügel vor Gericht. „Da hat sich viel aufgestaut.“ Siehe oben. Was sich gestaut hat, will Amtsrichterin Nicola Schwend gar nicht wissen. Sie will erfahren, was genau vor drei Monaten, am 11. Juni an einem Weiher im Landkreis passiert ist. Da war Vatertag, und Fabian, Steffi und ein Freund hatten zu einer Party am Baggersee-Ufer eingeladen und ein Zelt aufgebaut, in dem sie auch übernachteten. Leider war der große Bruder nicht eingeladen. Der kreuzte zwar nachmittags auf, wurde aber weggeschickt. Er sei unerwünscht. Das kam bei Thomas nicht gut an. Ob er mal mit Steffi liiert war, will der Staatsanwalt wissen. Thomas schaut erstaunt auf: „Woher wissen Sie das?“ Staatsanwälten sollte man eine gesunde Menschenkenntnis nicht absprechen. Tatsächlich wanderte Steffi zwischen den Brüdern hin und her. Wer von beiden aktuell näher an ihr dran war, das wusste mitunter auch Thomas nicht. Aber das wusste er: „Der Fabian hat mich ständig provoziert.“ Klar, gibt’s eine größere Provokation, als dem großen Bruder die Freundin auszuspannen?

An jenem Nachmittag trollte sich Thomas, um sich dann nachts um vier mit Wut und 15 Halbe Bier im Bauch vor dem Zelt aufzubauen und zu brüllen: „Komm raus oder ich komm rein.“ Fabian kam raus und ging gleich zu Boden. Er hatte keine Chance, sich zu wehren. Sein Bruder drosch weiter mit Fäusten auf ihn ein. Fazit: Hämatome, ein lädierter Daumen, der verbunden werden musste.

Wie der Streit endete, dazu wurde als Zeugin Steffi, 23, vernommen, groß, stark geschminkt und ziemlich blond. Sie war es, die Thomas nachmittags beschieden hatte: „Geh, ich will keinen Stress.“

Um zwölf sei sie „zu Bett“ gegangen und dann gegen vier von Stimmen aufgewacht. „Ohne Grund“ sei Thomas auf seinen Bruder losgegangen. Sie sei dazwischen gegangen, dann sei Ruhe gewesen. Warum er zurückgekommen sei, will Amtsrichterin Nicola Schwend von Thomas wissen. „Ja, blöd, ich weiß es nicht.“ An was sich der Streit entzündet hätte? „Eine Kleinigkeit, aber er hat mich jahrelang provoziert.“

Die Staatsanwältin hält dem Angeklagten sein Geständnis zu gute, positiv zu bewerten sei auch, dass er sich mit seinem Bruder versöhnt habe, aber eine Schuldeinsicht habe er nicht, denn eine Provokation berechtige nicht zu Gewalttätigkeiten. Weil Thomas einschlägig wegen Körperverletzung vorbestraft ist, fordert sie vier Monate Haft zur Bewährung von drei Jahren und eine Geldauflage von 1200 Euro.

Im Sitzungssaal erhebt sich eine Frau, die bis dahin schweigend den Prozess verfolgt hat. „Ich bin die Mutter. Darf ich was sagen?“ Fabian habe an die Ingolstädter Staatsanwaltschaft geschrieben, dass er die Klage zurückziehe, aber keine Antwort bekommen. Die Richterin klärt sie auf, dass es sich wegen der Vorstrafen um ein Amtsdelikt handle, weswegen das Verfahren nicht eingestellt werden könne.

Sie verurteilt Thomas zu drei Monaten auf Bewährung von drei Jahren, in der er Zeit habe, die internen Streitigkeiten beizulegen und den Frieden wieder herzustellen. Thomas hat’s auf der Anklagebank stoisch zur Kenntnis genommen. Er schaut rüber zu Steffi. Wenn Blicke töten könnten, müsste die Zeugin jetzt auf der Bahre aus dem Sitzungssaal getragen werden.