Wolnzach
Den Geschmack getroffen

Urban Chestnut Hallertauer Brauerei etabliert sich - Andreas Weber ist neuer Braumeister

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Andreas Weber ist der neue Braumeister bei der Hallertauer Chestnut Brauerei. −Foto: Rebl, Katrin, Wolnzach

Wolnzach (WZ) Traditionsbiere weiterbrauen und mit innovativen Spezialitäten ergänzen - das vor zweieinhalb Jahren ausgegebene Motto scheint zu funktionieren: Für die Urban Chestnut Hallertauer Brauerei läuft es sehr gut. Offiziell seit September hat sie mit Andreas Weber einen neuen Braumeister.

Der erst 23-Jährige aus München löst Georg Seitz ab und ist damit der zweite Braumeister in der Geschichte der Urban Chestnut Hallertauer Brauerei in Wolnzach. Im Mai 2015 hatte diese mit der Produktion in dem kleinen Brauereigebäude am Gelände Am Brunnen begonnen – den einstigen Räumen der Wolnzacher Bürgerbräu AG, die im Sommer 2014 Insolvenz anmelden musste. Dass er damals zugeschlagen und im Januar 2015 die Wolnzacher Brauerei übernommen hat, war für Florian Kuplent (kleines Foto) nicht nur die Erfüllung eines Traumes, sondern rückblickend auch die richtige Entscheidung: „Ich bereue nicht, in Wolnzach investiert zu haben“, so Kuplent, der seit sechs Jahren im St. Louis/USA eine Mikrobrauerei betreibt und dort auch seinen familiären Lebensmittelpunkt hat.

Seit zweieinhalb Jahren pendelt der gebürtige Mühldorfer regelmäßig zwischen St. Louis und Wolnzach hin und her. Etwa alle zwei Monate ist er in der Hallertauer Brauerei, die für ihn eine positive Entwicklung genommen hat. „Es läuft sogar besser als erwartet“, sagt Kuplent. Er sei überrascht, dass Brauerei und Bier in der Bevölkerung so rasch und so gut angenommen wurden.

„Es läuft sogar besser als erwartet.“

Florian Kuplent

 

Das gilt auch für die Marke, über die er sich viele Gedanken gemacht habe. Dennoch wollte er den englischen Namen „Urban Chestnut“ ganz bewusst beibehalten, daneben aber mit dem Zusatz „Hallertauer Brauerei“ den lokalen Bezug schaffen. „Da hatte ich eigentlich mit mehr anfänglicher Ablehnung gerechnet, aber das war für die Leute offenbar gar kein Problem“, so der Diplom-Braumeister. Sein erstes Ziel, nämlich „sich zu etablieren und das Konzept zu erproben“, ist erreicht. „Nun ist es Zeit, sich auf das Wachstum zu konzentrieren“, meint Kuplent und verrät auch, was er darunter versteht: So will er den Export ankurbeln. Interesse an den Urban Chestnut-Bieren aus Wolnzach gebe es zum Beispiel in Italien und in den USA. „Es geht nicht um große Mengen“, so Florian Kuplent, „aber es sind Kontakte da und die wollen wir forcieren.“ Daneben plant er, eine neue Charge Bierkästen anzuschaffen, damit man auf genügend Leergut zurückgreifen kann. Luft nach oben ist in seinen Augen auch beim Bierausstoß. Er liegt aktuell bei 3500 Hektoliter im Jahr. „Das wollen wir weiter wachsen lassen.“ 5000 bis 6000 Hektoliter wären von der Anlage her möglich.

Zwar bedauert Kuplent, dass er sich von seinem bisherigen Braumeister Georg Seitz verabschieden musste, hat dafür aber volles Verständnis. „Er hat zwei Jahre lang tolle Arbeit gemacht, jetzt ist es für ihn Zeit für neue Herausforderungen und eine Weiterentwicklung.“ Seitz, der seit dem Neustart im Mai 2015 die Wolnzacher Produktion verantwortete, hat inzwischen an die Privatbrauerei Aying gewechselt. Offiziell seit September führt Andreas Weber die Regie in der Urban Chestnut Brauerei in Wolnzach, arbeitet allerdings schon seit Anfang des Jahres dort mit und hat auch schon die letzten Sude in Eigenregie gebraut.

„Die Qualität wird so bleiben wie bisher“, verspricht Andreas Weber. Damit will er eventuellen Befürchtungen vorgreifen. Denn zu Bürgerbräu-Zeiten gingen die Brauerwechsel zeitweise mit einer schwankenden Qualität einher. „Ich habe da keine Bedenken“, gibt Kuplent dem neuen Braumeister sein volles Vertrauen. Andreas Weber sammelte bereits in Kuplents Brauerei in den USA Erfahrung, seit 2016 hat er sein Brauer-Diplom in der Tasche. Nach seinem Studium in Weihenstephan ist Wolnzach also Webers erste Stelle als Braumeister. Und die tritt er voller Elan an: „Es macht Spaß, die Leute passen“, meint er. Er schätzt vor allem den engen Kontakt mit dem Produkt, in einer kleinen Brauerei stehe das Handwerk noch im Vordergrund. Sein Vorgänger hatte zwar den „Einheimischen-Bonus“, denn Georg Seitz stammt aus Nietenhausen. Aber diesen Vorteil werde er schon ausgleichen, ist Weber zuversichtlich, dass er rasch mit Leuten und Gegebenheiten vertraut sein wird. Die Verbindung zum Hopfen und zur Hallertau ist dem 23-Jährigen zudem in die Wiege gelegt: Er ist zwar in Germering aufgewachsen, seine Familie hat aber mütterlicherseits Wurzeln in der Hallertau, nämlich in Steinbach.

„Die Qualität wird so bleiben wie bisher.“

Andreas Weber

 

Weber wird also künftig – wenn es nach Kuplent geht, sogar mit einem zweiten Braumeister an der Seite – die drei Biere brauen, die standardmäßig im Sortiment sind: das „Zwickel“, die „Hopfenperle“ und das Hopfen gestopfte Pale Ale „Zuagrost“. Alle drei Biere werden übrigens gleich gern getrunken, bezüglich Verkauf halten sie sich in etwa die Waage. Daneben wird es weiterhin verschiedene Saisonbiere geben, an denen das Interesse laut Kuplent „teilweise riesig“ ist. Dazu gehört auch das erst kürzlich gebraute Grünhopfenbier, das es im Oktober geben wird.

Auf dem Volksfest heiß begehrt war bei vielen Biertrinkern das „Hopfengestopfte“, der starken Nachfrage nach diesem Bier will man möglichst auch nachkommen – eventuell im Frühjahr, wenn sonst kein Saisonbier anfällt. „Aber ich kann noch nichts versprechen“, meint Kuplent.