Eichstätter Salesianerpater am Rande der Kalahari

11.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:44 Uhr

Familie und Missionsschwester vor einem Pontok (Haus) aus Stangen, Matten und Fellen, das in kurzer Zeit abgebaut ist und nach der Wanderung mit der Viehherde sofort wieder aufgebaut werden kann.

(-) Das Missionsgebiet im ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika diesseits und jenseits des Oranjeflusses (jetzt Namibia) wird von den Oblaten des hl. Franz von Sales seit 1896 missioniert. Hierachabis war die erste Missionsstation, von der aus die Salesianer die Evangelisierung der Menschen begannen.

Die Einrichtung von Schulen und Hospitälern war der aufopfernden pastoralen und sozialen Tätigkeit der Patres, Schwestern und Brüdern aus den Provinzen der Salesianer in Nord- und Süddeutschland zu verdanken. Darunter war auch der Eichstätter Salesianerpater Sixtus Pfaller Salesianerpater Sroka, der schon zweimal als Gründer einer Station hervorgetreten ist, begann 1939 mit dem Aufbau dieser neuen Missionsstation – Aroab – in extremer geographischer Lage hart am Rande der Kalahari-Wüste. Keetmanshop, die Hauptstadt des südlichen Teiles des damaligen deutschen Schutzgebietes, war 165 Kilometer entfernt. Die Lebensweise der ersten Missionare war nicht die eines sesshaften Farmers, sondern eher die eines nomadisierenden Viehzüchters. Als Behausung diente eine primitive Hütte (Pontok), die schnell und ohne viel Aufwand errichtet und wieder abgebaut werden konnte. Man lebte immer im Alltag der Eingeborenen, und so gab es kaum geschichtlich verwertbares Material wie Chroniken oder Pfarrdokumente. Die Gründungsjahre von Aroab, Pater Sroka verbrachte hier die Zeit von 1938 bis 1945, liegen deshalb im Dunkeln. Fest steht, dass die katholische Mission "Mater Dolorosa" von Aroab am 1. August 1938 gegründet und die Station am 23. Juli 1939 von Bischof Klemann eingeweiht wurde. Pater Georg Schmidt löste 1943 Pater Sroka ab auf dieser noch kaum ausgebauten Station bis 1950. Gewähr für eine regelmäßige Erziehungs- und Missionsarbeit boten die Schwestern, die von Anfang an die Patres unterstützten, von 1938 bis 1945 die Oblatinnen und ab 1949 die Herz-Jesu-Schwestern von Hiltrup.

Der Eichstätter Salesianerpater Sixtus Pfaller übernahm die Station am 1. Dezember 1950 und leitete sie bis zu seinem plötzlichen Unfalltod 1973. Mit Recht wird man ihn den zweiten Gründer wie auch Vollender von Aroab bezeichnen dürfen. Seine 23-jährige Tätigkeit hat erstaunliche Erfolge aufzuweisen, der Lohn für seinen unermüdlichen Fleiß und kluges Handeln. Ein Jahr vor seinem Tod berichtete er an seinen Provinzial: "Wir haben unsere Schule auf elf Klassen erweitert, und ich erwarte mit Beginn des neuen Schuljahres im Januar über 310 Kinder, die alle katholisch sind. Wenn ich aber daran denke, dass ich mit 70 Kindern vor 22 Jahren begonnen habe und wir keinen Schrank hatten und kaum ein ordentliches Zimmer, alles ohne Boden, ohne Waschmaschine und Eisschrank oder elektrisches Licht, so grenzt es manchmal ans Wunderbare, wie weit wir vorangekommen sind in der Konsolidierung unserer Mission. Das Internat ist nach 37 Jahren bezogen worden und zum ersten Mal menschenwürdig ausstaffiert."

1973 kam es zu jenem furchtbaren Unfall, der Pater Sixtus und sechs weitere Menschen das Leben kostete. Lange fehlte jeder Bericht, denn fast alle Beteiligten waren tot. Salesianer-Pater Rütten schrieb an Bruder Gerhard im Rosental nach Eichstätt: "29. September 1973 – Auf den Sandweg nach Aroab war ein Eingeborenenauto frontal in Pater Sixtus’ Jeep hineingefahren, sieben Tote, zwei Schwerverletzte. Keiner weiß, wie es geschah – Trauer in Aroab. Feierliche Beisetzung in Hierachabis. Ein eifriger, liebenswürdiger Mann ging von uns."

Der Eichstätter Salesianerpater Sixtus Pfaller, geboren am 23. Dezember 1915, wuchs in der Antonigasse mit fünf Geschwistern auf und besuchte die Philologisch-Theologische Hochschule. 1940 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Von 1940 bis 1945 musste er zum Militär und war bis 1950 Kaplan in Gunzenhausen und Haßfurt. 1950 bis 1973 baute er am Rande der Kalahariwüste die Missionsstation Aroab mit bescheidenen Mitteln und Unternehmungsgeist zu einer beachtenswerten Station aus, in der Salesianerpater Johann Königseder seit 1984 das Missionswerk weiterführt.

Quellenhinweise: Bibliothek der Oblaten des Franz von Sales im Rosental, Missionszeitschrift "Das Licht", Buch von Salesianerpater Franz Wehrl "Mission am Oranje".