Peutenhausen
Ehrenamtlicher Einsatz mit Herz

Theresia Müller hilft den Asylbewerbern in Peutenhausen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden

23.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:23 Uhr

Keine Berührungsängste: Die fünfjährige Baiza kuschelt gerne mit Theresia Müller und auch die achtjährige Sidra (links) fühlt sich bei ihr wohl. In der Küche der Unterkunft wird jeden Tag gekocht. Beim Einkaufen werden die Flüchtlinge von den Helfern des Asylkreises unterstützt - Foto: Drexler

Peutenhausen (SZ) Das Handy hat sie immer griffbereit. Wenn es klingelt, muss Theresia Müller meistens spontan reagieren. Die 46-jährige Peutenhausenerin ist der Kopf des Asylhelferkreises in der Gemeinde Gachenbach, der die knapp 30 Asylbewerber im ehemaligen Gasthof Bergwirt betreut.

Eine Aufgabe, die eine Herausforderung ist, aus der sie aber auch viel Kraft schöpft. Kaum hat die 46-Jährige die Unterkunft betreten, wird sie von den Kindern schon mit Beschlag belegt. Die fünfjährige Baiza macht es sich auf ihrem Schoß bequem, die achtjährige Sidra pflanzt sich gleich daneben. Sidra kann auf Deutsch schon bis zehn zählen und muss das der Peutenhausenerin auch gleich vorführen. Auch der 14-jährige Jamal ist stolz, dass er schon eine ganze Reihe von deutschen Wörtern kennt. Von der Schule hat er Zettel mitgebracht, auf denen verschiedene Gegenstände wie Lineal, Bleistift oder Computer abgebildet sind. Bild für Bild hebt er hoch und sagt den deutschen Begriff dafür. Von Müller bekommt Jamal ein dickes Lob, das ihn strahlen lässt.

Überhaupt kommt die 46-Jährige direkt ins Schwärmen, wenn sie von ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Asylunterkunft berichtet. Seit Anfang Dezember leben 28 Menschen, die aus ihrer Heimat in Syrien und Afghanistan geflüchtet sind, in der ehemaligen Gaststätte. Über die Hälfte von ihnen sind Kinder zwischen zwei und 15 Jahren. Entsprechend lebhaft geht es in den Räumen zu. Vor allem am Nachmittag, wenn auch die Schulkinder wieder daheim sind. Zwei von ihnen gehen an die Mittelschule in Aresing, acht sind in der Grundschule in Peutenhausen. Nach den Ferien werden die kleineren Kinder voraussichtlich in den Kindergarten gehen.

Die größte Herausforderung ist die sprachliche Barriere. Teilweise könne sie sich auf Englisch verständigen, erzählt Müller. Teilweise muss sie sich „mit Händen und Füßen“ verständlich machen. Zum Glück gebe es im Helferkreis zwei freiwillige Dolmetscher, die Türkisch und Arabisch sprechen, sagt die 46-Jährige. Die 24 Mitglieder des Helferkreises haben sich in sechs Teams aufgeteilt, die zum Beispiel mit den Asylbewerbern einkaufen gehen oder mit ihnen Begleitfahrten machen. Die Peutenhausenerin ärgert sich über Gerüchte, wonach die Gemeinde das Essen für die Asylbewerber bezahlen würde. „Sie kochen selbst – und das sehr lecker“, betont sie.

Um sich auf die ehrenamtliche Aufgabe vorzubereiten, hat Müller einen von der Caritas angebotenen Workshop über die Arbeit von Asylkreisen besucht. Außerdem hat sie sich mit den Mitgliedern des Schrobenhausener Helferkreises mehrmals zu Gesprächen getroffen. Trotz der ganzen Vorbereitungen war immer noch eine gewisse Unsicherheit da. Vor allem beschäftigte sie die Frage, wie Männer aus anderen Kulturen gegenüber ihr als Frau reagieren würden. Diese Bedenken hatten sich schnell erledigt. „Sie sind alle freundlich und zuvorkommend und es läuft prima“, freut sich die 46-Jährige.

Gerade bei den alltäglichen Dingen hakt es am ehesten. Zum Beispiel hatten die Flüchtlinge vom Landratsamt zwar Tassen, Teller, Besteck und Töpfe gestellt bekommen. Die fehlenden Küchengeräte wie Pfannenschaber oder Kochlöffel organisierten die Mitglieder des Helferkreises. Auch einen Verbandskasten gibt es inzwischen in der Unterkunft. Demnächst soll eine Schaukel für die Kinder aufgestellt werden. Eine Spende von Franz Maier. Robert Steinhart hatte sich der gespendeten Fahrräder angenommen, sie repariert und verkehrssicher gemacht. „Wir brauchen noch weitere Fahrräder und Bobbycars oder Kindertraktoren für die Kinder“, sagt Müller. Auch Teppiche, weil die Familien, wie bei ihnen üblich, zum Essen auf dem Fußboden sitzen.

„Die größeren Hürden sind überwunden“, glaubt Müller. Am Anfang hätte bei ihr ständig entweder das Telefon oder das Handy geklingelt. Aus einem kurzen Sprung in die Asylunterkunft wurde schnell eine Stunde, die sie dort verbrachte. Daran hat sich auch jetzt noch nicht viel geändert. Da muss zum Beispiel auf die Schnelle eine Fahrt für eine Bewohnerin organisiert werden, die am folgenden Tag ihre Papiere beim Landratsamt vorlegen muss. Müller hat schon ihr Handy in der Hand. Ein Nachbar hatte angeboten, einzuspringen, wenn sie ihn braucht. Er sagt spontan zu und die 46-Jährige signalisiert mit erhobenem Daumen, dass alles klappt.