Eichstätt
Ecce homo

Zum Tod des Eichstätter Künstlers und Kunstpädagogen Franz Rindfleisch

15.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Franz Rindfleisch vor seiner Pieta. Das Bild entstand in den 1990er-Jahren bei einer Ausstellung des Kunstpädagogen und Künstlers. - Foto: EK-Archiv/Klein

Eichstätt (EK) Sein ganzes künstlerisches Leben hat ihn die Passion, das Leiden und Sterben Christi begleitet. Jetzt ist für ihn die Passion zu Ende gegangen: Der Künstler und Kunstpädagoge Professor Franz Rindfleisch ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 92 Jahren verstorben.

Die letzten Jahre hat er sehr zurückgezogen gelebt. Vor allem der Tod seiner Frau im Jahr 2003 hatte ihn schwer erschüttert. Seitdem war er kaum noch in der Stadt und in Künstlerkreisen gesehen. Franz Rindfleisch lebte zuletzt im Heilig-Geist-Spital in Eichstätt. In den Vordergrund hat sich der stille, bescheidene, aber unmissverständlich und klar agierende Künstler eh nie gedrängt.

Franz Rindfleisch war ein Meister klarer Formen. Über 30 Jahre hat sich der gebürtige Eichstätter um die Ausbildung von Kunsterzieherinnen und Kunsterziehern bemüht. Sein künstlerisches Arbeiten war Passion und Profession. Schon im Alter von neun Jahren modellierte er eine knapp 30 Zentimeter große Pieta, die ihm Schlüsselerlebnis für die Berufung zum Bildhauer und Plastiker wurde. Und auch in seiner akademischen Tätigkeit hat Rindfleisch immer auf die Kreativität des Kindes gesetzt. Seine Hauptaufgabe als Dozent sah er darin, diese bei seinen Studenten zu wecken und zu fördern. Gleichzeitig aber war ihm immer klar, dass auch technische Fertigkeiten und formale Möglichkeiten vermittelt und entdeckt werden müssen. Ansonsten, so Rindfleisch, werde Kreativität gehemmt.

Der Künstler Franz Rindfleisch war in der Eichstätter Öffentlichkeit wenig präsent. Nicht er, sondern sein Werk hat für Diskussionen und kritische Distanz (ähnlich dem von Rindfleisch beeinflussten Schaffen Rudolf Ackermanns, Josef Fiedlers oder Stefan Pfättischs) gesorgt. So der Kreuzweg in der von Karl-Josef Schattner gebauten Kirche Heilige Familie, in dem seine Formsprache meisterhaft und geradezu als Bekenntnis zur Geltung kommt. Er selbst schrieb dazu: "Der moderne Kreuzweg in der Kirche zur Hl. Familie zeichnet sich durch einen weitgehenden Verzicht auf illustrierende und erzählende Momente aus. Die vereinzelt oder in Zweiergruppen dargestellten Figuren sind in Mimik und Gestik auf das Notwendige reduziert. Es entstanden abstrakte plastische Zeichen, in denen sich im Schweigen mitmenschliche Begegnung ausdrückt."

Weitere Orte, in denen seine Kunst öffentlich dargestellt wird, finden sich in Eichstätt nur wenige. Immer wieder aber hat Rindfleisch den Weg in die Krypta der Wallfahrtskirche Bergen gesucht. Dort gingen seine Holzschnitte und Plastiken eine kongeniale Symbiose mit der Architektur des mittelalterlichen Baus und mit dem Leiden und Sterben auf dem Kreuzweg Christi ein.

Als Mensch war Franz Rindfleisch herzlich und offen, im Gespräch argumentierte er geistreich bezwingend und oft mit entwaffnendem Humor. Der Künstlerring und sein Vorsitzender Rupert Fieger sind "dankbar für das Vermächtnis seiner ausgleichenden und offenen, aber dennoch verbindlichen Art. Er verband scharfen Kunstverstand und sicheren Geschmack mit humanistischer Gesinnung und tiefer Religiosität, die in seinen überragenden Holzschnittzyklen zum Kreuzweg den tiefsten Ausdruck fanden: ,Ecce Homo - Seht, welch ein Mensch'."

Das Requiem für Franz Rindfleisch mit anschließender Beerdigung auf dem Eichstätter Friedhof findet am Mittwoch, 20. Juli, um 14 Uhr in der Hl.-Geist-Kirche in Eichstätt statt.