Schrobenhausen
Durchs wilde Kurdistan

Die Kleinwagen der Organic Runners stoßen immer mehr an ihre Grenzen – und das Salatöl geht aus

10.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:30 Uhr

 

Schrobenhausen/Tiflis (bdh) Baku ist nicht mehr weit: Die Organic Runners haben Tiflis erreicht. Hinter ihnen liegen ereignisreiche Tage im wilden Kurdistan.

Erst einmal aber erlebten die Organic Runners auf der Etappe von Samsun nach Trabzon einen entspannten Renntag. „Diese Etappe war in nur wenigen Stunden machbar, wir nutzten die Zeit für etwas Körperhygiene und gingen im Schwarzen Meer baden“, erzählt Paul Hofmann. Markus Steinhöfer und Simon Gerlach suchten sich zudem einen einheimischen Barbier, um die Gesichtsbehaarung auf Vordermann zu bringen. Der Mann war allerdings so einheimisch, dass er kein Wort Deutsch sprach – was ihn aber nicht vom Plappern abhielt. Stunden später war das letzte Haar entfernt und die Bewohner der Straße zusammengekommen. „Bis in die Nacht unterhielten wir uns auf diese Weise, wobei zwischenzeitlich ein Mann kam, der aus seiner Zeit in Deutschland unsere Sprache beherrschte und übersetzte“, lacht Steinhöfer. „Essen und diverse Tees durften wir nicht bezahlen, wir waren selbstverständlich eingeladen.“

Auf der Etappe ab Trabzon mussten Pässe bis über 2000 Höhenmeter überwunden werden, die Salatschüsseln, wie die Organic Runners ihre mit Pflanzenöl betriebenen Kleinwagen nennen, kamen an ihre Grenzen. Zunächst zog der Polo Luft und stotterte mit 30 Stundenkilometern dahin, dann musste der Dieselfilter im Fiesta von Markus Steinhöfer und Paul Hofmann ausgebaut werden. Nachdem der erste Pass erklommen war, sprang der Polo gar nicht mehr an. Alles Schieben half nichts, die Batterie war leer und musste mit der eines der beiden Fiestas getauscht werden, weil die Lichtmaschine des Polo bereits den Geist aufgegeben hatte. Außerdem musste der Ölfilter raus, der später in einem Dorf ersetzt werden konnte. „Markus und vor allem Paul hatten alle Hände voll zu tun“, berichtet Michael Stürzenhofecker. Zu allem Überfluss verbrauchen die Autos mehr als gedacht – das Salatöl ging aus. Die Organic Runners mussten einkaufen gehen.

Ein Highlight war dann, wie die bayerischen Rallyepiloten berichten, die Fahrt am Fuße des Berges Ararat. Auf den Hochebenen reihten sich kleine Dörfer aneinander, statt Häusern standen am Straßenrand Zelte und einfache Bauten aus Lehm und Steinen, bedeckt mit einem Dach aus Gras. Aus den spärlich bewachsenen Hügeln ragten immer wieder Minarette hervor, dazwischen karge Felsen und Schafe. Allerdings kamen die Organic Runners auch immer öfter an Kasernen und Panzern vorbei – die Grenze zum Iran war nahe.

Im Fahrerlager in Kars trafen sich alle Teams, die noch im Rennen waren, schließlich wieder. Von dort ging es im Konvoi in ein kleines Dorf an der Grenze zu Georgien, in dem einer der Organisatoren der Allgäu-Orient-Rallye geboren worden war. Dort setzten die Organic Runners ihre selbst gebastelte Arche – eine der ungewöhnlichen Spezialaufgaben, die am Ende in die Gesamtwertung der Rallye einfließen werden – aus, sie bekam acht von zehn möglichen Punkten.

Die Grenze zu Georgien passierten Paul Hofmann und sein Team in der Spitzengruppe – nicht zuletzt, weil Achim Bender eine durchaus abenteuerliche Abkürzung über eine Sandpiste entdeckt hatte. Dort rasten sie durch traumhafte Landschaften aus grasbewachsenen Hügeln und Felsen, von denen vor allem Simon Gerlach schwärmt. Die Dörfern zeigten ein uneinheitliches Bild: Neben alten, reichlich verzierten, aber völlig heruntergekommen Häusern finden sich oft mehrstöckige, und ziemlich hässliche Plattenbauten, erzählt Michael Stürzenhofecker. Flüsse werden von Hängebrücken überspannt, statt Minaretten gibt es nun Kirchtürme.

Im Team mussten offenbar einige Spannungen überwunden werden, die lange Etappe ohne Essen und mit kaum Schlaf hatte an den Nerven gezehrt. Nach einem deftigen Mahl mit einigen Bieren war diese Phase aber gleich überwunden.

In Tiflis schließlich wartete gestern ein wunderbares Hostel auf das Team, dazu leckeres Essen und etwas Ruhe. Doch heute geht es schon weiter. Baku ist nun nicht mehr weit.