Feierstimmung bei Amnesty: Patrick Okoroafor ist auf freiem Fuß

10.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:30 Uhr
Henry Okoroafor mit Fotos, die seinen Bruder Patrick 1995 im Alter von 14 Jahren kurz vor dessen Verhaftung (r.) und 13 Jahre später im Gefängnis zeigen. −Foto: Silvester

London/Ingolstadt (dk) Patrick Okoroafor ist frei. Das hat Amnesty International in London bestätigt. Der Bruder des Ingolstädters Henry Okoroafor war 1997 als 16-Jähriger in Nigeria zum Tode verurteilt worden. Unter anderem die Ingolstädter Amnesty-International-Gruppe hatte sich für seine Freilassung engagiert.

"Ich bin sehr glücklich, frei zu sein nach 17 Jahren ungerechtfertigter Inhaftierung", sagte Okoroafor. Zudem sei er glücklich, wieder mit seiner Familie vereint zu sein. Nachdem Amnesty begonnen hatte, sich für seine Freilassung einzusetzen und nachdem er tausende Briefe von Unterstützern gelesen habe, hätte er begonnen zu hoffen, dass er in einer nicht zu fernen Zukunft frei sein werde.

Okoroafor war 1995 zusammen mit sechs weiteren Personen verhaftet worden. Ihm wurde die Beteilung an einem Raubüberfall und einer Entführung zur Last gelegt. Okoroafor hatte das Verbrechen stets bestritten. Dennoch war er zum Tode verurteilt worden. Die anderen sechs Angeklagten wurden am 31. Juli 1997 öffentlich von einem Erschießungskommando hingerichtet. Okoroafors Strafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt. Ein Strafgericht hatte 2001 das Todesurteil dann engültig für nichtig erklärt. Dennoch wurde Patrick Okoroafor nicht aus der Haft entlassen.

"Der Richter meinte, er sei nicht befugt, die Freilassung meines Bruders anzuordnen", sagte Henry Okoroafor dem DONAUKURIER. "Stattdessen unterliege diese Entscheidung dem Belieben des Gouverneurs unseres Bundesstaates Imo." Aber wohl aus Angst davor, sein Gesicht zu verlieren, habe der das nicht veranlasst.

Patricks Bruder Henry hatte in Zusammenarbeit mit der Ingolstädter Amnesty-Gruppe Veranstaltungen organisiert, um Aufmerksamkeit auf den Fall seines Bruders zu lenken und Geld zu sammeln. Der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) und auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatten sich für Patricks Freilassung stark gemacht.

Zurzeit befindet sich Henry bei seinem Bruder in Nigeria. Schon vor der offziellen Bestätigung durch Amnesty International in London wusste man deswegen in Ingolstadt, dass sich der lange Kampf gelohnt hat. Henry habe sich per Mail gemeldet, berichtet Gudrun Rihl von der Ingolstädter Amnesty-Gruppe. Er habe sich für die Unterstützung in Ingolstadt und Deutschland bedankt mit den Worten: "Ehre, wem Ehre gebührt".