Ingolstadt
Durch den Monsun ins Kino

Das Ingolstädter Filmteam um die Schmutzler-Brüder beweist beim Dreh in Indien Improvisationstalent

04.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr
Körpereinsatz: Die Grube, in der Schauspieler Tobias Schmutzler hier für den Film sitzt, spielt eine wichtige Rolle in dem Streifen. Rechts, zu Füßen des Tonmanns, kauert die Darstellerin Shanti Chakraborty. −Foto: Anton Knoblach

Ingolstadt/Bharatpur (DK) Nach einigen Drehtagen in der Schanz ist das Filmteam um die Ingolstädter Schmutzler-Brüder jetzt in Indien angekommen. Hier entsteht ihr neuer Film, unter Bedingungen, die manchmal doch recht anders sind als im beschaulichen Oberbayern.

Einmal am Tag kommen die Libellen. Scharenweise schwirren sie über das Filmteam hinweg, umkreisen Kamera, Scheinwerfer und Schauspieler. Dann heißt es schnell handeln, denn die Insekten kündigen heftigen Regen an. Jetzt, zum Ende der Monsunzeit, schüttet es in Nordindien verlässlich jeden Tag einmal. „Wir erreichen mittlerweile phänomenale Zeiten beim Verpacken unserer Technik“, erzählt Kevin Schmutzler. Ist alles in Sicherheit, heißt es warten. „Manchmal regnet es 15 Minuten, manchmal zwei Stunden“, erzählt der 22-jährige Ingolstädter.

Für den Film mit dem Arbeitstitel „Wer anderen eine Grube gräbt“, drehen er und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Tobias derzeit bei Bharatpur, rund 150 Kilometer südlich von Delhi. Tobias, der in Stuttgart studiert, spielt die männliche Hauptrolle. Neben den Brüdern sind im Team einige Ingolstädter Freunde und Kommilitonen von Kevin aus Bayreuth.13 junge Leute sind Anfang September aus Deutschland nach Indien geflogen. Hier verstärken zehn Einheimische die Gruppe.

Bevor es mit dem Dreh beginnen konnte, musste die Filmmannschaft in Indien zunächst eine Woche lang geeignete Drehorte und Schauspieler finden. „Es ging zeitlich nicht, dass wir für die Vorbereitung schon einmal nach Indien geflogen sind“, erklärt Schmutzler. Geschwächt wurde das Team durch eine kollektive Magen-Darm-Infektion, wegen der Produktionschefin Lea Stüven, sogar zwei Tage im Krankenhaus mit Infusionen behandelt werden musste.

Mittlerweile sind alle wieder fit und arbeiten mit Elan an dem gemeinsamen Projekt. Dabei sind nicht nur Tontechniker, Beleuchter, Schauspieler und Kameraleute gefragt, sondern vor allem die Helfer, Produzenten und Organisatoren der Gruppe. Sie müssen sich um Drehgenehmigungen kümmern, wenn die Polizei mal wieder einen Drehtag unterbricht, Autos samt Fahrer organisieren, Scheinwerfer aufbauen, Requisiten für eine Vorratskammer besorgen, Brennholz beschaffen oder auf einem Feld ein Loch graben. Die Grube spielt später eine wichtige Rolle in dem Film. Der Hauptcharakter, David aus Deutschland, versucht, im indischen Hinterland einen Brunnen zu graben. Wie die Geschichte ausgeht, will Kevin Schmutzler nicht verraten. Im Frühjahr 2013 soll der 50-Minüter in Ingolstadt Premiere haben.

So weit ist es allerdings noch lange nicht. Das Filmteam hat die Verzögerungen im Drehplan mittlerweile wieder eingeholt. Schnell haben die jungen Leute gelernt, sich mit den Begebenheiten in Indien zu arrangieren. „Manchmal weiß man genau, dass das, was man ausgemacht hat, nicht funktionieren kann. Man weiß aber auch, dass es trotzdem irgendwie anders funktionieren wird“, berichtet der Regisseur.

Immer wieder betont er die Freundlichkeit der Inder. Deswegen hat sich das Team auch stets bemüht, diese Offenheit zu erwidern. „In einer Schule, in der wir gedreht haben, haben wir wirklich jeden gegrüßt“, erzählt Schmutzler. Das Problem: „Die gingen nicht mehr weg.“ An einen Dreh war lange nicht zu denken. „Wir haben einfach kein freies Bild bekommen.“ Jetzt bemüht sich das Team um eine professionelle Distanz zu den Zuschauern. Der Dreh einer Feuerbestattung, der eigentlich mitten im Dorf Kanua geplant war, wurde deswegen verlegt. Auf der Suche nach einem alternativen Drehort hat das Team sogar im Hotel nachgefragt, ob sie im Hinterhof ein „big fire“ entzünden dürfen. „No Problem“, war die überraschende Antwort des Hotelmanagers. Am Abend gingen die Vorbereitungen los und wieder musste alles ganz schnell gehen, denn bald wird es wieder regnen.