Schrobenhausen (SZ) Es gab Altes und Neues, Debütanten und Wiederholungstäter. Vor allem aber gab es am Freitagabend drei wunderbare Stunden mit Werner Schmidbauer & Martin Kälberer. Die beiden gastierten mit ihrer "oiwei weida"-Tour in der Stadthalle in Schrobenhausen, wo die rund 300 Zuhörer sie erst nach mehreren Zugaben gehen ließen.
Ganz locker marschieren Schmidbauer und Kälberer auf die Bühne. Es wirkt eher, als ob sie bei Freunden zu Besuch wären und mit ihnen einen vergnügten musikalischen Abend verbringen möchten. Irgendwie trifft das auch zu. Denn die beiden Musiker traten schon mehrmals in Schrobenhausen auf und fühlen sich ganz offensichtlich wohl. Und das Publikum wird sowieso von Anfang an mit einbezogen. Schmidbauer, der bei dem Duo für die Worte zuständig ist, erzählt von seinem ersten Auftritt vor 32 Jahren, als er auf einer Münchner Bühne den "Pubertätsblues" spielte. Den bekommen die Zuhörer diesmal allerdings nicht zu hören. Stattdessen haben die beiden Künstler eine musikalische Reise durch Klangwelten und 30 Jahre Liederschreiberei vorbereitet.
Auch drei ganz neue Lieder, die erst ein paar Wochen alt sind, haben die beiden mitgebracht. Vorher aber gibt es "Offenheit". Ein Lied, das sie jahrelang nicht mehr gespielt und selbst schon fast vergessen hätten, sagt Schmidbauer. Er singt vom verlassen werden, von Menschen, die "pfeilgrad raus" sind, nimmt die Sammelleidenschaft und die Hetze im Leben aufs Korn. Er singt von Glücksmomenten und Menschen, die immer nur das Schlechte sehen.
Die Zuhörer können und wollen sich seinen Texten gar nicht entziehen. Irgend eine Zeile berührt jeden von ihnen im Laufe des Abends. Fast zwei Drittel im Publikum sind "Debütanten", die zum ersten Mal die beiden Künstler live erleben, hat eine Blitzumfrage von Schmidbauer ergeben. Das restliche Drittel outet sich als "Wiederholungstäter". Fünf Mal habe sie ihn schon gehört und es sei immer wieder eine Freude, schreibt eine Besucherin später ins Gästebuch. "Jeder von euch ist für sich absolut klasse. Zusammen seid ihr nur noch Spitze."
Die musikalischen Akzente setzt Martin Kälberer, der ein wahrer Multi-Instrumentalist ist. Mal ist er ruhender Pol am Klavier, dann ein Wirbler am Tontopf, spielt mit leichter Hand die Kalimba oder wirkt verträumt, wenn er das Vibrandoneon, ein neues Instrument aus Italien, spielt. Um der Instrumentenvielfalt, die der anders arrangierte Song "Am liabsten dat i jetzt" erfordert, Herr zu werden, mischt er sogar live auf der Bühne sein eigenes kleines Orchester zusammen. "Das ist nicht playback, sondern eben live aufgenommen", weist Schmidbauer das Publikum extra auf die ausgefeilte Technik hin. Als "weltweit einziger lebender Musiker, der die bajuwarisch-keltische Kunst" des "Fotzenblattelns" beherrscht, begeistert und beeindruckt Kälberer das Publikum. Wenn er zur Hang greift, einem Schweizer Instrument, das ein bisschen wie ein Wok mit Deckel aussieht, dann weiß selbst Schmidbauer nicht, wo es bei dem Stück musikalisch hingeht. "Wir wissen, wie es losgeht. Der Mittelteil ist klar und nach hinten raus ist es noch ein Event", freut er sich auf die Improvisation. Nach rund drei Stunden und einige Zugaben später sind sich die beiden Künstler und das Publikum einige: "heute war es besonders schön".
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