Triathlon
Drei Chancen noch

2022 könnte die letzte Profisaison für den Ingolstädter Sebastian Mahr sein - Auftakt in Texas

22.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:51 Uhr
Eine gute Vorbereitung als Motivationsschub: Die Trainingslager auf Lanzarote und Mallorca verliefen für Sebastian Mahr optimal. Entsprechend optimistisch sieht er dem Ironman in Texas entgegen. −Foto: privat

Ingolstadt - "Schaffe ich noch einmal den Sprung in die Weltspitze?

" Sebastian Mahr, 33-jähriger Profi-Triathlet aus Ingolstadt, stellte sich im vergangenen Dezember diese Frage. Um die Antwort zu finden, hat er 2022 für sich zum Jahr der Entscheidung erklärt: Mit Texas (23. April), Kalmar (20. August) und voraussichtlich Cozumel (22. November) hat er drei Langdistanz-Wettbewerbe in seinen Rennkalender aufgenommen und sich ein klares Ziel gesetzt: "Wenn die Ergebnisse nicht entsprechend sind, dann ist dies meine letzte Profisaison. "

Mahr verdeutlicht, warum er sich selbst auf diese Art unter Druck setzt: "Mit meinem letzten Langdistanz-Rennen 2021 in Roth war ich nicht zufrieden. 15. zu werden und dann auch noch drei oder vier Amateure vor mir zu haben - nein, das ist nicht mein Anspruch. Wenn ich Triathlon als Profi betreibe, jeden Morgen dafür aufstehe, dann will ich bei so einem Rennen nicht einfach nur mitmachen, sondern vorne dabei sein", sagt er mit Überzeugung.

Mahr ist nicht sauer oder gar frustriert. Nach vier Jahren als Berufssportler, in denen er Höhen und Tiefen erlebte, ist für ihn aber der Moment gekommen, an dem er herausfinden will, wozu er wirklich in der Lage ist. Und so lässt er sich natürlich auch noch ein Hintertürchen offen. Stimmen die Ergebnisse, springt zum Beispiel international noch einmal ein Podium heraus oder gelingt die Qualifikation für die Profi-WM auf Hawaii, dann kann es auch weitergehen.

Den ersten Fingerzeig, wohin dieses Jahr für ihn führen könnte, dürfte Mahr schon an diesem Samstag (Ortszeit) erhalten. Beim Ironman Texas in den USA hat er sich für die Tortur über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen angemeldet. Immerhin zwei Startplätze für die WM im Triathlon Mekka Hawaii werden dort vergeben, doch das steht für Mahr gar nicht im Vordergrund. "Es geht einfach darum, mal wieder eine gute Langdistanz zu absolvieren", sagt er. Roth 2021 hatte nach frühen Wadenkrämpfen und Rang 15 wie erwähnt nicht seinen Ansprüchen genügt. "Wenn man ehrlich ist, habe ich das letzte gute Langdistanz-Rennen 2018 in Barcelona (4. Platz, Anmerk. d. Red. ) absolviert. " Das genügt als Motivation.

"Ich fahre selbstbewusst dorthin, habe richtig Lust auf das Rennen", sagt Mahr mit Blick auf das anstehende Rennen in Texas. Kein Wunder, schließlich kann er auf eine zwar kurze, aber nahezu optimale Vorbereitung verweisen. Verletzungen - am schlimmsten waren sicher seine Hüftprobleme im Jahr 2019 - hatten ihn in seiner Karriere immer wieder mal zurückgeworfen. Doch seit Januar dieses Jahres "habe ich fast nur grüne Boxen in meinem Trainings-Tool", sagt Mahr und grinst. Die grünen Symbole bedeuten: Plan erfüllt. Praktisch alles, was er sich mit seiner Trainerin Julia Seibt zurechtgelegt hat, konnte er also auch durchziehen. "Das gibt einem schon einen ordentlichen Schub. "

Zum Wettkampf in "The Woodlands", einer Gemeinde, knapp 50 Kilometer nördlich von Houston, ist Mahr zur Akklimatisierung fünf Tage vorher angereist - schließlich muss er von einem Hitzerennen bei 28 bis 30 Grad ausgehen. Die Strecke gilt, nicht zuletzt weil die Radrunde nur knapp 300 Höhenmeter aufweist, als sehr schnell. Sieger laufen hier gerne nach weniger als acht Stunden ins Ziel. Eine Schallmauer, die auch Mahr lockt. "Sub8 wäre natürlich ein Traum, klar. Vielleicht kann ich mir den irgendwann noch erfüllen", sagt er, grinst, will dies aber nicht als konkreten Plan für Texas verstanden wissen. Für seine letzte, gewiss nicht unproblematische Landdistanz in Roth, hatte Mahr 8:06,51 Stunden gebraucht.

Ein gutes Schwimmergebnis ("Ich sollte mit der Spitzengruppe aus dem Wasser kommen"), ein konstantes Radrennen ("Hier habe ich mich verbessert, im Trainingslager hatte ich gute Werte") und vor allem eine Steigerung beim abschließenden Marathon ("Ich will wieder deutlich unter drei Stunden laufen") lauten Mahrs Etappenziele für Texas. Und noch etwas hat er im Hinterkopf: "Ich sollte mindestens unter die ersten Zehn kommen, denn bis dahin gibt es Preisgeld. "

Seine sportliche Leistung, die Aussichten bei den Sponsoren - das ist es, was er in diesem Jahr nach Möglichkeit positiv beeinflussen will. In oder direkt nach Texas fällt dabei noch keine Entscheidung, zumal Mahr überzeugt ist, in Kalmar und Cozumel noch stärker sein zu können. Aber ein Fingerzeig, wohin dieses besondere Jahr für ihn führen könnte, dürfte es allemal geben.

Mit einem Ballon durch Ingolstadt
Ingolstadt - Die Ingolstädter Großveranstaltungen - der Halbmarathon und der Triathlon - liegen ihm besonders am Herzen, das ist seit Jahren bekannt. Entsprechend wird Sebastian Mahr auch im Jahr 2022, seinem vielleicht intensivsten und wichtigsten seit er Triathlon-Profi ist, bei diesen beiden Rennen am Start sein. "Ich habe diesen Veranstaltungen und den Veranstaltern viel zu verdanken. Genau genommen haben sie mich erst dazu gebracht, dass ich Profi geworden bin", erklärt der 33-Jährige. 2015 landete er beim Ingolstädter Triathlon seinen ersten großen sportlichen Erfolg, als er noch vor Hawaii-Sieger Faris Al-Sultan Zweiter wurde - ein ganz wichtiger Kick für seine spätere Karriere.

Und so steht in diesem Jahr trotz eines vollen Rennkalenders auch nicht seine Teilnahme infrage, seine Ambitionen muss er aber notgedrungen anpassen. Beim Halbmarathon am 30. April - nur eine Woche nach dem Ironman in Texas - kann Mahr natürlich nicht um den Sieg mitlaufen. "Für ganz vorne würde es schon aufgrund des Zeitplanes nicht reichen", erklärt er - und startet deshalb als Ballon-Läufer. Für diese Aufgabe werden traditionell erfahrene Athleten gesucht, die mit konstantem Tempo eine genau vorgegebene Zielzeit erreichen. Im Fall von Mahr wird 1:30 Stunde auf dem Ballon stehen. "So kann ich andere Läufer unterstützen und vielleicht dem einen oder anderen helfen, dass am Ende sogar eine 1:29er-Zeit bei ihnen auf der Urkunde steht", sagt Mahr. Den Triathlon am 29. Mai wird er auch aus dem Training heraus bestreiten, weil schon im Juni zwei Mitteldistanz-Rennen geplant sind. In Ingolstadt wird er deshalb auf der kürzeren Olympischen Distanz starten.

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DK


Norbert Roth