Neuburg
"Dreher, Dreher, Wechselschritt"

Tanz in den Mai: Erfolgreiche Wiederbelebung einer alten Tradition

02.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Eine ganz schön schwungvolle Angelegenheit: Mit Volkstanz-Rhythmen wurde am Samstag in der Rennbahn in den Mai hinein getanzt. - Foto: Heumann

Neuburg (DK) "Vorsicht Volkstanz" prangt in großen, kräftig roten Aufklebern an der Eingangstür. Damit das Partyvölkchen gleich mal weiß, worauf es sich einlässt, verirrt es sich an diesem Abend in den Rennbahn-Saal.

Doch langweilig, fad gar ist das, was dort abgeht, ganz und gar nicht. Da ist ganz schön Drive drin und der Schwung reißt einfach mit. Und wenn's drauf ankommt, zupft Charly Kornprobst auch noch einen ziemlich harten Beat auf seinem Bass. Er ist so was wie das Urgewächs der Szene, der's spielend schafft, Generationen zu verbinden, und wechseln auch die Namen der Formationen gelegentlich, so hat die in Neuburg aufspielende Kantenmusik ziemlich Ähnlichkeit mit der Schanzer Tanzbodenmusik, aber wo Charly Kornprobst und Toni Lautner mit seiner Steirischen draufsteht, ist allemal richtige Tanzlmusi drin.

So auch in der Rennbahn. Aufregend sind da gleich mal die Namen, die Tanzleiter Erich Utz ganz altschulmeisterlich an die Kreidetafel schreibt. Aber so altmodisch ist der Mann gar nicht, er schafft es sogar, Leuten in Münchener Westend-Jugendzentren den Volkstanz näherzubringen. Walzer, Polka, vielleicht noch Dreher klingen ja halbwegs vertraut, wenigstens dem Namen nach. Aber da sind dann Woidjaga, Massianer oder auch Knöddeldrahna. Und immer wieder heißt es "Dreher, Dreher, Wechselschritt", und vor lauter Dreher schmeißt's schon mal ein Pärchen. Ist zwar im Programm nicht vorgesehen, fürs Näherkommen eigentlich aber gar nicht so unpraktisch.

Dass der Volkstanz gerade Konjunktur hat, wäre sicherlich zu viel gesagt. Aber es fällt schon auf, dass sich auch junge Leute für die oft ganz schön fetzige Angelegenheit wieder begeistern. "Das macht echt Spaß", meint Heike Schleer, nur mit begeisterungsfähigen Tanzpartnern ist das manchmal so eine Sache. Wobei, auch das fällt im Vergleich zu manch anderer Tanzveranstaltung und gelegentlich auch dem Blick in eine Disco sofort auf: Es herrscht ziemlicher Geschlechterproporz, jedenfalls bleibt die Damenwelt hier auf der Tanzfläche keineswegs allein.

Berührungsängste bestehen nicht, aber hier beim Volkstanz, das fängt schon bei der "Kleiderordnung" an, ist man lockerer organisiert, wenngleich es auch da die richtig Eingefleischten gibt, die keinen Tanz im weiteren Umkreis versäumen. Das eine oder andere Pärchen ist auch diesmal aus dem Schwäbischen und dem Lechraingebiet eigens angefahren. Der Maitanz hatte einst ja eine große Tradition, wo das mit dem Fortgehen und der Tanzerei noch einigermaßen streng und "katholisch" geordnet war. Da haben es Traditionen heute natürlich eher schwerer, und so musste auch beim Maitanz in der Rennbahn niemand Platzangst bekommen, was schwungvollen Tänzern nur gerade recht sein konnte. Ein schöner Anfang ist gemacht, und vielleicht entsteht gerade auch wieder eine neue Tradition.