Riedenburg
Lagerfeuer statt Heimatministerium

Söder-Parodist Stephan Zinner lässt beim Auftritt in Riedenburg die Politik außen vor

02.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Riedenburg (rat) Beim Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg markiert er permanent überdreht Bayerns skrupellosesten Erotiker der Macht. Als kongeniales Söder-Double ist Stephan Zinner bekannt geworden. Doch sein Auftritt am Freitagabend im fast ausverkauften Fuchsstadel beweist, dass ein Schauspieler Rollen grandios besetzen kann, auch wenn sie keineswegs seinem Ego entsprechen.

Stoppelbärtig und in abgewetzter Handwerkerhose präsentiert sich ein grundsympathischer Oberbayer, der mit einer gutturalen Bluesstimme gesegnet ist und mehr als passabel auf der Gitarre klampft. Der Kabarettist Zinner passt an diesem Abend nicht ins Heimatministerium, sondern allenfalls ans Lagerfeuer.

Sein Programm "Wilde Zeiten" entpuppt sich als unpolitisch, nicht ordinär, nicht unter der Gürtellinie stochernd, kaum frauenfeindlich - und keineswegs wild. Bloß was bleibt da noch? Der 41-Jährige arbeitet sich an den Nickligkeiten ab, die einem das Leben so in den Weg legt: drei brezensüchtige Kinder, die Gattin aus dem Osten, halbwüchsige Computerfreaks, schief aufgestellte Campingzelte und Schuhkauf. Mit Inbrunst charakterisiert der gebürtige Trostberger auch die nervensägenden Zeitgenossen, die ihm als Wahlmünchener ständig in der Landeshauptstadt unterkommen. Da lässt der gelernte Schauspieler Zinner den Urologen mit Hypertoniker-Schädel und Porsche Cayenne, die höher gelegte Blondine "Modell Vaduz", den durchgeknallten QiGong-Lehrer und den Hunde-Homöopathen aufmarschieren. Das ist alles recht unterhaltsam, aber bisweilen fehlt der letzte Biss. Und Markus Söder? Völlige Fehlanzeige. Diese Parodie vermisste aber auch keiner.

Mit dem gleichen Programm gastiert Stephan Zinner am 26. November im Aventinum in Abensberg. Karten gibt es im Vorverkauf in den DK-Geschäftsstellen in Riedenburg und Beilngries.