Eichstätt
Dramatische Minuten

30.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:41 Uhr

Lebensretter: Miriam Vetter (links) und Kristina Suhm - Foto: ayr

Eichstätt (EK) Es waren dramatische Minuten für die 28-jährige Miriam Vetter. Sie hat am Mittwochnachmittag den sechsjährigen Buben im Eichstätter Freibad vor dem Ertrinken gerettet. Ohne ihr entschlossenes Handeln wäre der Junge aus Wachenzell nicht mehr am Leben.

Wie bereits kurz berichtet, wurden Mittwochnachmittag gegen 15.15 Uhr Notarzt und Rettung zum Freibad gerufen, weil ein sechsjähriger Bub dem Ertrinkungstod nahe gewesen war. Die 28-jährige Studentin saß, wie sie gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER schilderte, zusammen mit ihrer Kommilitonin Kristina Suhm am Rand des Nichtschwimmerbeckens, als ihr der tauchende Bub auffiel, der länger als für ein Kind üblich unter Wasser blieb. „Als ich dann gesehen habe, dass sich der Junge nicht mehr bewegte und auch Blutstropfen auf die Wasseroberfläche trieben, bin ich sofort ins Wasser gesprungen“, erzählt die angehende Grundschullehrerin. Ihre Kommilitonin sei daraufhin unverzüglich zur Wasseraufsicht des Freibads gelaufen, um Hilfe zu holen. Sie selbst habe dann den reglosen Buben vom Beckengrund geholt und sei mit ihm an den Rand des Nichtschwimmerbeckens geschwommen. „Inzwischen war die Badeaufsicht bereits da und hat mir geholfen, den Buben aus dem Wasser zu bringen. Der Junge schien bereits ertrunken zu sein, da er sich nicht mehr bewegte und nicht mehr atmete.“

Herumstehende Badegäste allerdings hätten während der gesamten Aktion nichts unternommen, sondern nur erstarrt zugesehen, kritisiert die Lebensretterin. Selbst als es darum ging, an die Pforte des Freibads zu laufen, um den Notarzt zu verständigen, war die Lebensretterin, die nach einer Knieoperation nur humpelnd laufen kann, selbst gefordert. Erst nach einer Zeit habe sich ein weiterer Gast zusammen mit der Badeaufsicht um den Buben bemüht.

Laut Polizei Eichstätt war das Kind bereits nach der vierten Mund-zu-Mund-Beatmung wieder bei Bewusstsein und wurde anschließend in die Sanitätskabine des Freibads gebracht und dann mit dem Rettungsdienst zur Beobachtung in die Klinik Eichstätt. Aktuellere Informationen lägen derzeit nicht vor, sagte Inspektionsleiter Reiner Schiener.

Der Leiter des Betreibers des Eichstätter Freibads, Stadtwerkechef Wolfgang Brandl, spricht davon, dass „das Badepersonal richtig reagiert“ habe: „Gottseidank ist alles gut ausgegangen.“ Die als Aufsicht eingeteilte Person, die mit der Fachaufsicht zusammen an diesem Nachmittag Dienst gehabt habe, sei Rettungsschwimmerin und damit auch in Erster Hilfe mit entsprechender Zusatzausbildung geschult. Und sie sei schnell vor Ort gewesen und habe entsprechend und richtig gehandelt, so Brandl.

„Meinen Informationen zufolge konnte der Bub nicht schwimmen“, erklärte Brandl weiter. Und da seien die Erziehungsberechtigten zur Aufsicht gefordert. Der Freibadbetreiber sei verpflichtet, für eine „möglichst dauernde Beobachtung der Becken aus verschiedenen Blickwinkeln zu sorgen“, und dies sei geschehen. Die Aufsicht sei etwa sieben bis acht Meter vom Unfallort entfernt gewesen. Allerdings sei jedes Freibad „unabhängig von der Wassertiefe der Becken immer eine Gefahrenquelle“, und eine Situation wie die vom Mittwochnachmittag sei auch mit höherem Personaleinsatz nicht auszuschließen, so Brandl.

Da ist es dann gut, wenn es aufmerksame Badegäste wie Miriam Vetter und Kristina Suhm gibt. Die 28-jährige Studentin für Lehramt Grundschule mit Schwerpunkt Sport hat nach ihrer lebensrettenden Tat für sich selbst den Schluss gezogen, jetzt so schnell wie möglich den Rettungsschwimmer zu machen: „Dann kann ich nicht nur in der Rettung, sondern auch in Erster Hilfe tätig sein, sollte wieder einmal so etwas passieren, was ich allerdings nicht hoffe.“

Sowohl der Sechsjährige als auch der Zwölfjährige, der am Mittwochnachmittag ebenfalls mit dem Notarzt in die Klinik gebracht werden musste, haben dem Vernehmen nach das Krankenhaus wieder verlassen. Der Zwölfjährige aus München war laut Brandl von seinen Kameraden untergetaucht worden, hatte zu viel Wasser geschluckt und sich übergeben müssen.