Dietfurt
Drachenkinder trotzen Wind und Wetter

Auch bei Frost spielen die Kleinen des Dietfurter Waldkindergartens am liebsten im Freien

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Die Blockhütte ist fertig: Am 17. Juni soll sie bei einem Tag der öffenen Tür eingeweiht werden. - Fotos: Hradetzky

Dietfurt (khr) Den Kleinen aus dem Dietfurter Waldkindergarten ist es auch heute nicht zu "zapfig" draußen. Bei Wind und Wetter spielen sie im Freien. Seit der Eröffnung im Jahr 2015 erfreut sich die Einrichtung großer Beliebtheit. Jetzt hat der Nachwuchs eine neue Schutzhütte aus Holz bekommen.

Sie wird vor allem bei unwirtlichem Wetter wie Sturm und extremer Kälte genutzt. Munter purzeln die Drachenkinder im Schnee bei Minusgraden, bei denen andere Sofa und warmer Kuscheldecke den Vorzug geben. Mehrlagig nach dem Zwiebelschalenprinzip anzogen, in kälte- und nässeundurchlässigen Winterstiefeln und mit dicken Handschuhen und Wollmützen stapfen die Kleinen durch den Schnee, schieben ihren Bollerwagen, der mit Kufen ausgestattet ist, durch die weiße Winterlandschaft, vorbei an der Wetterstation. "Heute hat es minus fünf Grad", stellt die kleine Merle stolz fest.

Weiter geht es zur Lichtung unweit von Hebersdorf, wo der Waldkindergarten seine Zelte, oder besser gesagt, seinen Bauwagen und nun auch seine Holzhütte aufgestellt hat.

"Die Kinder fangen einfach an zu laufen, wenn sie frieren", erklärt eine Mutter. Außerdem gebe es zum Aufwärmen schließlich noch die Möglichkeit, in den Wagen zu kommen, wo an kälteren Tagen auch die Brotzeit eingenommen wird. "Ansonsten findet alles an der frischen Luft statt", berichtet die Leiterin des Waldkindergartens, Daniela Idzik-Neumann. 19 Kinder werden es ab Mai sein, die den Waldkindergarten ab einem Alter von drei Jahren von 8 bis 13 Uhr besuchen. Betreut werden sie von Idzik-Neumann und Kinderpflegerin Birgit Kuffer sowie im Wechsel von Christina Brendel, Sozialpädagogin, Caroline Stadler und Christine Lindner, beide Erzieherinnen.

Auch bei den Drachenkindern gibt es einen geregelten Tagesablauf. Nachdem alle Kinder sich in der Früh am Treffpunkt eingefunden haben, hängen sie ihr Foto an einem Baumstammbrettchen auf: So sieht jeder gleich, wer da ist. Die Brotzeitrucksäcke landen im Bollerwagen und gemeinsam geht es über die Wetterstation auf durch den Wald zum Waldkindergarten, der richtig gemütlich "eingerichtet" ist. An mehreren Stationen haben die Kinder hier besondere "Räume" zum Spielen geschaffen, wo sie sich richtig austoben können, was ihrem kindlichen Bewegungsdrang entgegenkommt: Da wäre zum einen die Märchenecke mit locker-flockig montierten Stoffbahnen, die Pferdekoppel aus übereinandergestapelten Holzbalken, das große Schiff aus zwei dicken Baumstämmen errichtet, die große Tafel, an der gemeinsam gespeist wird, Feuerstelle und Sandkasten.

Sämtliche Anlaufstationen beflügeln die Fantasie der Kinder und lassen dem freien Spiel schier unbegrenzte Möglichkeiten, sich neue Rollenspiele auszudenken und in andere Welten einzutauchen. Nach einem gemeinsamen Morgenkreis, bei dem sich alle Kinder versammeln und dabei über das Wetter, das Datum und fehlende Kindergartenfreunde sprechen, dürfen sich die Kleinen dem freien Spiel widmen. Da sind dann schnell einmal im Sandkasten die Räumfahrzeuge gefragt, auf dem Piratenschiff sticht man auf hoher See, die Wasserschutzpolizei sorgt auch im Wald für Ordnung. Zugleich beobachten die Drachenkinder, was sich so alles über Nacht getan hat: Neue Spuren im Schnee oder ein Vogel, der gestern noch nicht da war. "Die Kinder erkennen die Geräusche vom Specht oder füttern den Kleiber mit Mais", so Idzik-Neumann. Der Geräuschpegel der Kinder selbst hält sich in Grenzen. Die Weite der Natur schluckt ihn. Beim freien Spiel halten sich die Drachenkinder strikt an die Regeln: "Im Wald müssen alle in Hör- und Sichtweite bleiben. Das wissen die Kinder und das klappt auch sehr gut!" Nach dem freien Spiel werde gemeinsam gefrühstückt, so Erzieherin Idzik-Neumann. Schließlich dürfen die Kinder sich entweder für ein Angebot wie Basteln oder Malen entscheiden oder wieder für das freie Spiel. "Wenn wir basteln, dann möglichst mit naturnahen Materialien wie Zapfen, Zweigen, Kastanien. Wir bemalen zum Beispiel Steine als lustige Käferchen, auch unsere Osternester sind aus Holz, nicht aus Plastik oder dergleichen", berichtet Kuffer. Die Kinder und gerade die Vorschulkinder werden - allen Klischees zum Trotz - in einem Waldkindergarten genauso gefördert. "Wir zählen Stöcke oder Bäume und haben pro Woche eine Stunde speziell nur für die Vorschulkinder", erklärt Daniela Idzik-Neumann und Birgit Kuffer fügt lachend hinzu: "Wir prüfen dabei auch genauso die Stifthaltung", denn die Verwendung von Alltagsgegenständen wie Stiften oder Blättern ist natürlich auch im Waldkindergarten keineswegs tabu, wenn auch nicht oft nötig, da die Natur vieles selbst bereithält.

Die Betreuerinnen können sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen: "Mit Kindern zu arbeiten, im Wald zu sein. Das nimmt einem die Hektik und den Stress der Außenwelt. Hier im Wald ist man wie in einer anderen Welt, hört die Geräusche des Waldes, das Vogelgezwitscher", schwärmt Idzik-Neumann. Und für jeden, der sich selbst von der besonderen Atmosphäre des Waldkindergartens der Drachenkinder überzeugen möchte, bietet sich die Gelegenheit diesen beim Tag der offenen Tür am 17. Juni ab 10 Uhr kennen zu lernen. Nach einem Gottesdienst gibt es neben Mittagessen, Kaffee und Kuchen auch Kinderanimation für die Kleinen, Pferdekutschfahrten und für alle Interessierten die Möglichkeit, den Waldkindergarten zu besichtigen. Auch die Blockhütte, die aus eigenen Mitteln des Vereins, einem finanziellen Zuschuss durch die Stadt Dietfurt und aus Spenden finanziert wurde, wird dann offiziell eingeweiht. Die Kindergartenkinder werden sich darin nicht allzu lange aufhalten, schließlich drängt es sie auch sofort wieder ins Freie, sobald sie sich irgendwo drinnen befinden.