Eichstätt
Dort ansetzen, wo es hilft

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller will zusammen mit der KU Fluchtursachen bekämpfen

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Zusammenarbeit mit „seiner“ Universität: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (Mitte), der selbst in Eichstätt studiert hat, unterzeichnete am Dienstag zusammen mit der KU-Präsidentin Gabriele Gien eine Absichtserklärung. Beide Institutionen wollen zusammen Bildung und den Ausbau von Informations- und Kommunikationstechnologien in Afrika fördern, um damit Fluchtursachen zu bekämpfen. Die Initiative für die Kooperation kam von Weihbischof Anton Losinger (rechts). −Foto: Poese

Eichstätt (EK) Das Bundesentwicklungsministerium und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt wollen kooperieren, um Fluchtursachen in Afrika aktiv zu bekämpfen. Diese Vereinbarung besiegelte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Dienstag in Eichstätt mit seiner Unterschrift.

In zwei Institutionen hat man erkannt, dass Flucht eine große Herausforderung unserer Zeit ist. Nun wollen das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) gemeinsam an den richtigen Stellen ansetzen. Aber was können eine deutsche Universität und ein deutsches Ministerium schon ausrichten gegen Missstände, die Millionen von Menschen in Ländern weit weg von hier dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen?

Die KU hat da schon recht konkrete Vorstellungen. Sie hat seit einiger Zeit Kontakte nach Afrika. In einem Projekt geht es um die Lehrerausbildung in Uganda. Seit 2012 schickt die Universität jährlich Studierende in die Hauptstadt Kampala, damit sie dort ein Praktikum machen. Nun will die KU im Rahmen der Zusammenarbeit gezielt die Lehrerausbildung an der Makrere-Universität in Kampala weiterentwickeln. Denn viele Lehrer in afrikanischen Ländern seien gar nicht akademisch ausgebildet.

In einem weiteren Projekt wollen Wissenschaftler der KU eine App für Uganda und den ganzen Subsahara-Raum entwickeln, die bei der Schulbildung hilft. „Learning, Instruction & Fun for Education“ soll den Präsenzunterricht ergänzen, da es gerade in dünn besiedelten Gebieten schwierig ist, dass ein Kind jeden Tag in die Schule gehen kann. Zudem sind Schulbücher oft nicht in der Muttersprache vorhanden.

Außerdem gibt es seit dem vergangenen Jahr das „Zentrum für Flucht und Migration“ an der Universität. Neben der Forschung zu Fluchtursachen will die Einrichtung auch konkret mit Flüchtlingen arbeiten. Alle diese Ansätze stellten Vertreter der KU dem Bundesentwicklungsminister bei seinem Besuch am Dienstag vor. KU-Präsidentin Gabriele Gien sprach von einem „wirklichen Dialog“. Dass die Zusammenarbeit zustande kommt, geht auf eine Begegnung von Gerd Müller und Weihbischof Anton Losinger beim Papst in Rom zurück. Dabei stellten der Minister und der Vorsitzende des Stiftungsrates der KU fest, dass sie ähnliche Ziele verfolgen – die Universität in kirchlicher Trägerschaft orientiert sich an den Prinzipien von Laudato si’, das Ministerium am Marshallplan mit Afrika. So kam es schließlich zur Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung für eine Kooperation (siehe Kasten) .

Müller kennt die KU gut – er hat selbst fünf Jahre lang dort studiert. „Es ist mir eine besondere Freude, an meiner Universität eine Zukunftskooperation auf den Weg zu bringen“, sagte er. Die Schwerpunkte der geplanten Zusammenarbeit wie Lehrerbildung, berufliche Bildung, Journalistenausbildung und Fluchtursachenforschung seien „prädestinierte Themen für eine katholische Universität“.

„Flucht und Vertreibung ist eine Generationenherausforderung“, erläuterte Müller. „Damit sind wir die nächsten 50 Jahre konfrontiert.“ Die Zukunft Afrikas, aber auch Europas hinge davon ab, ob man die Entwicklungsherausforderungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge meistere. „Gute Bildung für Afrikas Jugend ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung“, sagte der Minister.

GEMEINSAME ERKLÄRUNG

Die KU und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wollen kooperieren, um die Bildung in Entwicklungsländern in Afrika zu verbessern. Die Digitalisierung soll vor allem in die berufliche Ausbildung, beispielsweise von Lehrern in Uganda, einbezogen werden.

Die KU unterstützt das Vorhaben durch ihre Forschung und durch konkrete Projekte an Ort und Stelle. Folgende Ziele sind in der Erklärung genannt:

 

Ideen entwickeln, wie der digitale Wandel gut in die berufliche Ausbildung in Afrika einbezogen werden kann.

 

Konzepte für die Journalisten- und Lehrerausbildung – am Beispiel Uganda – entwickeln. Dabei geht es auch um die Vermittlung von Lerninhalten mit digitalen Instrumenten. Digitale Medien sollen den Zugriff auf Informationen und die Qualität der Bildung in Afrika verbessern.

 

Die internationale Vernetzung der KU im Bereich der Entwicklungsziele Bildung und digitale Welt fördern.

 

Bildungsinstitutionen und -projekte in Entwicklungsländern in Afrika begleiten.

Im Rahmen der Fluchtursachenforschung einen Schwerpunkt auf die Verfolgung von religiösen Minderheiten legen.

 

Bei dem Schreiben handelt es sich laut dem offiziellen Wortlaut um „eine Absichtserklärung zur Ausarbeitung einer Kooperationspraxis“. Rechtliche Verpflichtungen für die beiden Institutionen gehen daraus nicht hervor. | kpo