Doppeljubiläum am Martin-Luther-Platz

21.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:43 Uhr

Schrobenhausen (oh) Der Schein trügt: Während das sanfte Plätschern des Lutherbrunnens rund um die Christuskirche beschauliche Sommerruhe verbreitet, leistet hinter den Kirchenmauern das für das Doppeljubiläum am ersten Septemberwochenende verantwortliche Organisationsteam logistische Maßarbeit. Am Sonntag, 6. September, werden die Glocken zum 75. Geburtstags der Christuskirche zu einem Festgottesdienst bitten. Ein besonderes Wiegenfest soll im besonderen Rahmen gefeiert werden.

Die Jubilarin selbst hat in den 75 Jahren seit der Einweihung des Gotteshauses im September 1934 viel erlebt. Als national-sozialistisches Unheil drohte, kamen viele Flüchtlinge und Vertriebene zur Gemeinde hinzu. Nach 1945 wurde das Kirchengebäude, das für knapp 250 Gläubige konzipiert war, für die mehr als 2000 Gemeindemitglieder entschieden zu klein. In den Fünfzigerjahren wurde durch weitere Bankreihen im Kirchenraum und auf der Empore zusätzlich Platz geschaffen, die Taufkapelle wurde umgestaltet. Die Kanzel wurde mehrmals neuen liturgischen Kriterien angepasst, 1961 das Geläut wieder vervollständigt und 1971 die erste Orgel eingebaut.

Die schlichte Außenfassade erstrahlt seit 1999 erneut in dezentem Weiß. Mit der aufwändigen Renovierung und einfühlsamen Umgestaltung des Innenraumes vor zwei Jahren ist es gelungen, Altvertrautes zu bewahren und dennoch einen zeitgemäßen sakralen Raum zu schaffen.

Im um 10.30 Uhr beginnende Festgottesdienst hält Landesbischof Johannes Friedrich – der erste Besuch eines Landesbischofs in der Christuskirche und ihrer Gemeinde überhaupt – die Festpredigt. Auch wenn es ein wenig eng werden dürfte: Gerade für die älteren Gemeindemitglieder werden Plätze in der Kirche reserviert sein. Zudem wird der gesamte Gottesdienst ins Zelt vor der Kirche übertragen.

Ab Mittag wird in den Festzelten und im Kirchgarten für Herzhaftes und Süßes sowie Getränken gesorgt sein. Es wird Zeit geben für Begegnung und Austausch, vor allem mit den Gästen aus der ungarischen Partnergemeinde. Zauberprogramm und Spiele für Kinder finden rund um den Brunnen statt. Die Historie der Christuskirche wird als Bildpräsentation im Wechsel mit Spiritualeinlagen des Singkreises der Christuskirchengemeinde in der Kirche angeboten. Zum Abschluss wird der Kantatenchor München ein Konzert in der Christuskirche geben.

Feiern ist auch am Samstag, 5. September, angesagt: Vor 20 Jahren, kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hatte die Christuskirche spontan ihre Pforten für ungarische Christen geöffnet, die durch die Aktion Silbermöwe nach Bayern gekommen waren. Aus einer Zufallsbegegnung, nicht zuletzt Pfarrer Walter Lasts Spontanität geschuldet, wuchs eine gelebte Partnerschaft mit ungarischen Gemeinden, vor allem mit der Berggemeinde Budapest.

Das überwältigende Echo von ungarischer Seite ist selbstredend: Mehr als 50 ungarische Christen werden das Jubiläum in Schrobenhausen mitfeiern, unter ihnen viele der ersten Stunde wie auch Altbischof Imre Szebik. Der Jugendchor von 1989 wird heuer nicht nur klingende Akzente im Festgottesdienst setzen, sondern mit dem Neuburger Chor Leuchtfeuer am Samstagabend ein Konzert gestalten, das mit modernerer ungarischer Chormusik, Gospels, Spirituals und neuem deutschem Liedgut Vielfalt verspricht.

Der Facettenreichtum der Partnerschaft spiegelt ich in der Gestaltung des Festtags wider: Die von beiden Seiten zusammengestellte Diashow lässt Konfirmandenbegegnungen und familiäre Kontakte genauso Revue passieren wie Tagungen der Leitungsgremien, gemeinsam gestaltete Gottesdienste oder gemeinsam gefeierte Feste. Begegnung mit Schrobenhausens Geschichte wird bei einer Führung am Samstagvormittag geboten. Die Predigt beim Gottesdienst in der Christuskirche am Nachmittag hält Szilvia Keczkó, Pfarrerin der Budapester Berggemeinde. Beim musikalisch-heiteren Festakt im Festzelt werden prägende Persönlichkeiten der Partnerschaft in ungezwungenen Interviews zu Wort kommen.