"Nachweise zu führen ist oft nicht leicht"

21.08.2009 | Stand 03.12.2020, 4:43 Uhr

Beobachtet die Veränderungen in der Natur: der Vorsitzende des Bund Naturschutz im Landkreis Eichstätt, Johann Beck. - Foto: lkm

Eichstätt (EK) Weltweit warnen Umwelt- und Naturschützer vom Aussterben der Arten. Erst vergangene Woche schlug der Bund Naturschutz im Altmühltal Alarm. 80 Prozent der Tagfalter in Deutschland seien vom Aussterben bedroht, erklärte BN-Vorsitzender Hubert Weiger bei einem Pressetermin im Schambachtal bei Arnsberg. Wie sieht es im Landkreis Eichstätt aus?

Herr Beck, lassen sich diese alarmierenden Warnungen auch auf den Landkreis übertragen?

Beck: Natürlich gibt es auch bei uns Veränderungen. Die aber statistisch und nachweisbar zu erfassen, ist nicht leicht. Es hängt immer vom Kenntnisstand ab, und der wiederum richtet sich nach der Anzahl der Menschen, die ehrenamtlich oder auch hauptamtlich beim Zählen tätig sind. Beispiel Fledermäuse. Die sind bei uns im Landkreis jetzt wieder sehr zahlreich vertreten – auch mit bislang nicht geahnten Arten –, weil wir eine sehr aktive Fledermausgruppe und damit Spezialisten haben. Dies wirkt sich dann auch wieder auf die Bevölkerung aus; die Menschen melden Fledermausbestände im Dachboden oder Höhlen der Kreisgruppe.

Das klingt recht einfach. Sind die Warnungen dann alle zu weit hergeholt. Arten haben sich in den vergangenen Jahrtausenden immer verändert, sind ausgestorben, neue sind dazu gekommen.

Beck: Das ist natürlich richtig. Aber die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen jetzt – durch den Menschen gemacht – zunehmen, die ist schon sehr alarmierend. Ob jetzt durch den Klimawandel ausgelöst oder durch andere Faktoren.

Und bei uns?

Beck: Wir haben hier in der Fläche halbwegs stabile Verhältnisse. Die Zeiten der großen Entwässerungsaktionen, als beispielsweise das Schuttertal trocken gelegt wurde und der Storch deshalb von dort verschwunden ist, sind vorbei. Das gilt auch für die großen Flurbereinigungs- oder Rodungsmaßnahmen, um landwirtschaftliche Flächen zu bekommen. Was allerdings noch nicht gestoppt ist, sind die Zusammenlegungen von Fluren zu großen Schlägen, sei es durch neue Besitz- oder Pachtverhältnisse.

Welche Auswirkungen kann das noch haben?

Beck: Das wissen wir noch nicht. Wer hat beispielsweise bislang die Feldlerche bei uns gezählt, so dass wir gesichert sagen können, wie viele dieser Vögel jetzt verschwunden sind? Oder wer hat das Rebhuhn statistisch erfasst? Wir sehen jetzt zwar kaum noch ein Rebhuhn, aber ist es deshalb vom Aussterben bedroht? Dabei hat dies sicherlich Auswirkungen auf unser gesamtes Umfeld. Denn wenn eine Art verschwindet, ist dies nur ein Zeichen. Dann hat sich wesentlich mehr geändert. Und das kann und wird auch Folgen für den Menschen haben.

Es ist also nicht leicht, eine Ursache für das Verschwinden einer Art zu finden?

Beck: Oft Jahre später erst. Beispiel Wanderfalke. Der war in den 70-er Jahren aus unserer Flur verschwunden. Das lag eindeutig am damaligen Spritzmittel. Jetzt ist die Halbwertszeit des Gifts abgelaufen, und der Wanderfalke ist wieder da.

Geschieht so etwas öfter?

Beck: Ja. Zurückgekommen sind neben dem Wanderfalken der Biber, der Kolkrabe oder der Luchs. Aber die Liste der Arten, die verschwunden sind, ist eindeutig länger.