Burgheim
Don Camillo verabschiedet Peppone

Dekan Werner Dippel würdigt den ausscheidenden Bürgermeister Albin Kaufmann und einige Gemeinderäte

30.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:45 Uhr

Albin Kaufmann (vordere Reihe Mitte).

Burgheim (pm) Seine letzte Gemeinderatsitzung hielt Burgheims, inzwischen ehemaliger, Bürgermeister Albin Kaufmann (FW) am vorletzten Tag seiner 18-jährigen Amtszeit. Der wohl wichtigste Teil des Abends spielte sich nicht am Ratstisch, sondern gegenüber beim Brucklachner ab.

Fünf Gemeinderäte, zwei Ortssprecher und Bürgermeister selbst sagten Servus. Den scheidenden Gemeinderäten und Ortssprechern bescheinigte Albin Kaufmann, dass sie vor einigen Jahren in die Politik gingen, um in ihrer Heimatgemeinde etwas zu bewegen. Kommunalpolitik sei Basispolitik, die unmittelbar sicht- und spürbar für die Bürger ist und sich über alle Lebensbereiche erstreckt. Sein Mandat auszuüben erfordere viel Einsatz, mehr als die Öffentlichkeit manchmal denkt. Die scheidenden Gemeinderäte und Ortssprecher haben an Entscheidungen mitgewirkt, die den Standort Burgheim gestärkt und den Bürgerinnen und Bürgern mehr Lebensqualität gebracht haben. Die beginne bei der neuen Kinderkrippe und ende bei der Modernisierung der Kläranlage.

Nach 18 Jahren verabschiedete sich Johannes Hieber (SPD). Jeweils zwölf Jahren waren Gertraud Jester und Franz Käs (beide FW) im Burgheimer Gemeinderat. Nach sechs Jahren scheiden Alfred Fensterer (FW) und Andreas Fieger (JBB) aus dem Gemeinderat. Die Ortssprecher Martin Haag aus Moos und Richard Zinsmeister aus Kunding verließen das Gremium ebenfalls nach sechs Jahren.

Zweitem Bürgermeister Hans Dußmann fällt es schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Albin Kaufmann nach 18 Jahren nicht mehr Bürgermeister und Verwaltungschef im Burgheimer Rathaus ist. Beide haben lang und eng zusammengearbeitet. Auch bei verschiedenen Meinungen habe man offen miteinander gesprochen und unterschiedliche Positionen diskutiert. Albin Kaufmann war ein Bürgermeister für alle Gemeindebürger, seine Bürotür stand offen und er habe versucht, es jedem recht zu machen. Zu seiner erfolgreichen Bilanz zählen viele Projekte, die er angestoßen und mit dem Gemeinderat auf den Weg gebracht hat. Dabei setzte Albin Kaufmann drei Schwerpunkte. Die Städtebauförderung verschönerte Burgheim enorm und hält jetzt auch in Straß Einzug. Kanal und Kläranlage waren wiederkehrende Themen im Gemeinderat, wobei es wegen der Kosten auch Schelte von den Bürgern gab. Inzwischen sind sogar die Ortsteile Moos und Straß an die Burgheimer Kläranlage angeschlossen. Das Bauwesen faszinierte Albin Kaufmann ebenfalls.

Als Fan der leisen Töne sichtlich gerührt meinte Albin Kaufmann, dass dies „zu viel des Lobes sei“. Er habe vor allem das Miteinander im Gemeinderat geschätzt, womit man manch anderen Gemeinden voraus sei. Zum Schluss hatte Albin Kaufmann noch eine überraschende Nachricht: Er habe sich nach einer schweren Operation fest vorgenommen, etwas Soziales zu machen. Albin Kaufmann geht zur Suchthotline des Deutschen Ordens nach München. Dort arbeitet er ehrenamtlich 18 Stunden im Monat, die entspreche Ausbildung hat er schon hinter sich und am Samstag ist erster Dienstbeginn. Da passte das Abschiedsgeschenk der Belegschaft bestens dazu. Albin Kaufmann und seine Frau Rita werden in einer Kutsche anderthalb Stunden durch München fahren. Manuela Braun verabschiedete Albin Kaufmann musikalisch.

Seit fast elf Jahren waren Albin Kaufmann und Dekan Werner Dippel ein Burgheimer Markenzeichen – im Sinn von Don Camillo und Peppone. Die Originale von Giovanni Guareschi wurden zu Romanhelden der Weltliteratur, weil sie für ihre Sache stritten und einander für ihre Sache brauchten. So auch in Burgheim: Es gab heftigen Streit, eisige Stille, das Verhältnis war mehr als kalt, doch lange hielt das keiner der Protagonisten aus. Beiden ging es immer um die Menschen. Beide haben die Gemeinde wie auch die Kirche stets bestens repräsentiert und wurden um gemeinsame Auftritte beneidet. Wie bei Don Camillo und Peppone blieb Dekan Werner Dippel ein Ereignis in ganz besonderer Erinnerung. In Leidling wurde ein Beichtstuhl eingeweiht. Dabei sollte Albin Kaufmann als Erster beichten. Der Bürgermeister lehnte dies ab und entgegnete: „Ich kann doch nicht die Sünden von Burgheim in Leidling beichten, und außerdem habe ich keine Sünden.“ Dekan Werner Dippel meinte dazu: „Halt, bei einigen war ich sogar dabei.“ Zum Abschied überreichte der Dekan dem Bürgermeister ein Bild der fünf Kirchen in der Pfarreiengemeinschaft.

Die mit Abstand längste Zeit im Burgheimer Rathaus, stolze 40 Jahre, verbrachte Oberamtsrat Georg Neubauer (kleines Foto). Albin Kaufmann verabschiedete ihn wunschgemäß im Rahmen dieser Feierstunde.