Distanzunterricht am Gymnasium: Einsamkeit, Stress und keine Abwechslung

01.03.2021 | Stand 30.03.2021, 3:34 Uhr

Zu den Berichten über den Distanzunterricht an den Schulen tragen drei Ingolstädter Gymnasiastinnen ihre Erfahrungen und Gedanken bei.

Den ganzen Tag faul herumliegen, in Videokonferenzen entspannte Gespräche mit Freunden führen und ab und zu ein bisschen Kaffee trinken. So sieht unser Alltag in den Köpfen vieler Menschen aus, schließlich haben wir Corona-bedingt keine Schule.

Allen, die so denken, wird dieser Text hoffentlich die Augen öffnen, denn weder für Schülerinnen und Schüler noch für Lehrkräfte ist Online-Unterricht ein Zuckerschlecken. Natürlich hat sich im Vergleich zum Lockdown letzten Jahres einiges verbessert, dennoch gibt es viel, was noch nicht glatt läuft. Nicht nur haben viele Jugendliche die Motivation zum Lernen verloren, sondern auch den Kontakt zu Freunden, welcher ihnen normalerweise die Zeit in der Schule versüßt hat. Natürlich gibt es noch die sozialen Medien, wo wären wir auch ohne sie? Aber kaum einer wird sagen, dass ein Telefonat ein persönliches Treffen ersetzt. Denn für uns junge Leute hat ein vertrautes Beisammensein immer noch einen hohen Stellenwert, auch, wenn es einfacher wäre, über Instagram und Co. zu kommunizieren. Diese persönlichen Gespräche fehlen uns einfach - das macht auch unsere Psyche nicht ohne Weiteres mit!

Das negative Gefühl der Einsamkeit wird noch verstärkt durch einen immer gleichen Alltagstrott, der keine Abwechslung bietet: Sich nach dem Aufstehen in eine der vielen Videokonferenzen setzen, denen ein umfangreicher Arbeitsauftrag folgt. Wir sind natürlich froh darüber, dass überhaupt Online-Meetings mit den Lehrern stattfinden. Trotzdem ist es kein Wunder, dass Schülerinnen und Schüler sich von zu viel davon überfordert bzw. überlastet fühlen. Auch viele Lehrkräfte haben mit dem anhaltenden Stress zu kämpfen, wie wir es zum Teil aus unserem Umfeld mitbekommen. Anders als die breite Masse glaubt, hauen sich Lehrerinnen und Lehrer während der Vormittage nicht aufs Ohr, sondern hetzen, meist pausenlos, von einem Konferenz-Tool zum nächsten. Zudem ist es auch für sie nicht leicht, einzuschätzen, wie viel Unterrichtsstoff angemessen ist und wie dieser den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden kann, da die Kommunikation über die Distanz schwerer fällt.
Nicht gerade hilfreich sind zudem die gestrichenen Faschingsferien, die eine Pause von den Strapazen ermöglicht hätten. Es bringt wenig, jetzt ohne jegliche Pause mit dem Unterricht fortzufahren, da wir nach den Ferien normalerweise in aller Frische wieder in den Schulalltag einsteigen können. Diese Pause hätten wir dringend gebraucht!
Natürlich befinden wir uns immer noch in einer Pandemie und können nicht, mir nichts, dir nichts wieder zurück in den Präsenzunterricht. Demnach hat es keinen Sinn, sich nur zu beschweren. Obwohl wir nur aus Schülersicht sprechen können, glauben wir, dass alle Beteiligten, sowohl Schüler als auch Lehrkräfte, eine klarere Struktur im Homeschooling brauchen, die Eltern, Jugendlichen und Lehrkräften hilft, sich noch besser an die derzeitigen Umstände anzupassen. Diese Struktur könnte unnötigen, durch Stress produzierten Ballast reduzieren und Platz schaffen für mehr kollaboratives und kreatives Lernen.
Rebecca Frölich, Laetitia Menig, Jessica Mihaila, Ingolstadt